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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

[Faro di Alessandria] (Levi)

Name (modern):

Iskandariya

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher XXV     Tapostri     
Toponym nachher -     Ermupoli     
Alternatives Bild
Bild (Barrington)
Pleiades https://pleiades.stoa.org/places/727070
Großraum:

Ägypten/Nil/Äthiopien

Toponym Typus:

Symbol ohne Name

Planquadrat:

8C3

Farbe des Toponyms:

ohne Farbe

Vignette Typus :

G Sondervignette

Itinerar (ed. Cuntz):

Alexandria (124,5)

Alternativer Name (Lexika):

Alexandria (DNP)

RE:

 

Barrington Atlas:

Alexandria (74 B2)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

[Alexandria]

Levi:

(Faro di Alessandria) (G)

Ravennat:

Alexandria famosissima (p. 2.65; 33.53), Alexandrie (p. 6.02f.), Alexandria (p. 14.42f.; 90.08), Ale

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

 

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

bislang nicht bestimmbar

Begründung zur Datierung:

Während Rom, Konstantinopel und Antiochia am Orontes durch eine besonders große und prächtige Vignette mit einer dementsprechend herausstechenden Beschriftung gegenüber allen anderen Einträgen auf der Tabula Peutingeriana stark hervorgehoben sind, ist der für Alexandria vorgesehene Platz leer. Ebenso wie für die anderen erwähnten großen Städte war also eine zeichnerisch aufwändige Gestaltung in der Darstellung Alexandrias vorgesehen; das Versäumnis des/der Kopisten, den Ort dann auch tatsächlich einzutragen, dürfte ebenso wie die elaborierte Ausgestaltung der Einträge für Rom, Konstantinopel und Antiochia am Orontes in die Spätantike zu datieren sein. Der Eintrag des Toponyms selbst dürfte aber aus früherer Zeit stammen und ist eventuell einer späthellenistisch-kaiserzeitlichen Aktualisierung der Karte zuzuordnen.

Kommentar zum Toponym:

Die am westlichen (kanopischen) Nilarm an der Küste platzierte Vignette, die mit dem Leuchtfeuer klar als Leuchtturm zu erkennen ist, verweist auf den als Pharos bezeichneten Leuchtturm am Eingang zum Hafen von Alexandria (Strab. 17, 1, 6 [792]. 9 [794]: ὁ πύργος ὁ Φάρος; Plin. nat. 5, 128: Pharos; 36, 18: Pharus; Suet. Claudius 20, 5: Alexandrinus Pharus: Ios. bell. Iud, 4, 613; Lukian. Hippias 2; Stat. Silv 3, 5, 101: Pharus (der Leuchtturm von Alexandria oder Ostia?); Amm. 22, 16, 9f.: Pharos; SHA Atonin. Pius 8, 3: Pharus; Eus. Chron. 211F: Farus; Suda s.v. φάρος). Auf der zweiten Stufe des Leuchtturms ist ein A erkennbar (gut zu erkennen auf den s/w-Fotos von 1888), das aber nicht einer antiken oder mittelalterlichen Kopierstufe zuzuweisen ist. Vielmehr stammt dieser Eintrag, der vielleicht als Abgekürzung für Alexandria gedacht ist, wohl von einem neuzeitlichen Besitzer oder Benutzer der Karte, wie die Überprüfung am Original in der ÖNB (20.9.2019) nahelegt.
Der Baubeginn des Leuchtturmes fällt wahrscheinlich in die Regierungszeit Ptolemaios` I. Soter (um 297 v.Chr.). Darstellungen des Leuchtturms finden sich auf kaiserzeitlichen Münzen (z.B. von Domitian, Trajan, Hadrian, Antoninus Pius, Commodus). Das Toponym bezeichnet die Insel vor Alexandria (Strab. 17, 1, 16 [800]. 19 [802]); die Bezeichnung sowohl der Insel auch des Leuchtturmes als Pharos bezeugt Strab. 17, 1, 9 (794). Auf der TabPeut ist nur der Leuchtturm eingezeichnet, der seit der hellenistischen Zeit als eines der sieben Weltwunder in der antiken Welt bekannt war. Die Insel Pharos hingegen ist nicht eingetragen, die Lage des Leuchtturms auf einer der Küste vorgelagerten Insel ist also nicht erkennbar; Alexandria fehlt.
Alexandria wurde von Alexander dem Großen 332 0der 331 v.Chr. gegründet (zur Forschungaduiskuusion über das Gründungsjahr vgl. Bosworth, Conquest and Empire, 74). Die aus der gesamten griechischen Welt (Makedonen, Griechen) und Ägypten selbst stammenden Einwohner waren in fünf Phylen (eventuell den fünf Stadtbezirken Alpha bis Epsilon entsprechend) mit ihren Untereinheiten (Demen, Phratrien) organisiert. Die Stadt besaß die für eine griechische Polis charakteristischen Institutionen wie Volksversammlung, Boule, Gerusia und Dikasteria, diese Institutionen städtischer Selbstverwaltung gingen jedoch unter Augustus weitgehend verloren, und in der Spätantike strebten prominente Bischofsgestalten wie Kyrill († 444 n.Chr.) nach Kontrolle des öffentlich-politischen Lebens in Alexandria. Um 320 v.Chr. zog die Verwaltung des Reiches von Memphis nach Alexandreia um, entgegen dem Selbstverständnis einer Polis hatte Alexandria die Ernennung eines königlichen Stadtpräfekten und auch andere Eingriffe der Ptolemäer in die Stadtverfassung zu tolerieren. Als neues Zentrum des Reiches und Herrscherresidenz erlangte Alexandreia eine Sonderstellung, die in Wendungen wie Ἀλεξάνδρεια ἡ πρὸς Αἴγυπτον, Alexandria ad Aegyptum u.ä. zum Ausdruck kam und zugleich anzeigte, dass Alexandria ebenso wie Pelusion von der χώρα, d.h. von Ägypten, geschieden war. In der Stadt existierte eine Vielzahl von Tempeln, herausragende Bedeutung besaßen Isis und vor allem Serapis, dessen große Verehrungsstätte, das auf einem Hügel errichtete Serapeum das gesamte Stadtbild dominierte. In römischer Zeit war Alexandria Sitz der Provinzialverwaltung für Ägypten. Schon unter den Ptolemäern zum bedeutendsten wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum (Handel, Handwerk, Museion, Bibliothek) des östlichen Mittelmeerraumes aufgestiegen, kontrollierte die Stadt mit ihren ausgedehnten Binnen- und Seehafenanlagen den Warenverkehr aus dem Nilland. Mit dem gesamten Mittelmeergebiet vernetzt, profitierte sie als wichtigster Warenumschlagplatz im Mediterraneum massiv von der Ausweitung des über das Rote Meer abgewickelten Osthandels seit der frühen Kaiserzeit. Ägypten und insbesondere Alexandria galten den spätantiken Autoren als herausragender Schauplatz der christologischen, von heftigen Gewaltexzessen begleiteten Streitigkeiten und einer mit ungeheurer Dynamik eskalierenden gewalttätigen christlichen Auseinandersetzung mit den heidnischen Kulten, die in der spektakulären Zerstörung des Serapeums (391 n.Chr. oder später) gipfelte. Nach der islamischen Eroberung Ägyptens büßte Alexandria bald seine herausragende Bedeutung für Ägypten und den Mittelmeerraum zu GUnsten von Kairo ein.
Angesichts der hohen Bedeutung Alexandrias für das hellenisitisch-römische Ägypten und den gesamten Mittlemeerraum ist das Fehlen der Stadt auf der Tabula Peutingeriana umso erstaunlicher. Eine Erklärung dafür ist nicht einfach: Vielleicht basiert die Gestaltung dieses Platzes an der ägyptischen Mittelmeerküste auf einer an dieser Stelle unterbliebenen Aktualisierung der Tabula Peutingeriana, also der Beibehaltung einer hellenistischen Kopierstufe z.B. von Strabons geographischer Ägypten-Darstellung erst ab der Beschreibung des Nildeltas (Strab. 17, 1, 19 [802]): Mit dem Rückblick in die ältere Geschichte Ägyptens wird die Küste mit einem unbedeutenden Hafen beschrieben; bewacht werde diese Anlegestelle von räuberischen Rinderhirten, die jeden Ankömmling angreifen würden. Weiter im Westen stellten die angriffslustigen Karthager eine Gefahr dar, denn sie hielten jeden, in Richtung der Säulen des Herakles segelnden Fremden von einer Weiterfahrt ab. In diesem Teil des 17. Buches mit der Beschreibung der Mündungsarme des Nils und der dortigen Sümpfe und Seen sowie den Distrikten und zahlreichen Dörfern Strab.17, 1, 20ff. [803ff.]) bleibt Alexandria fast durchgängig ungenannt. Ebenfalls ungenannt bleibt Alexandria in Plinius` Aufzählung der ägyptichen Gaue (Plin. nat. 5, 49f.). Sowohl bei Strabo als auch bei Plinius folgen aber Passagen mit ausführlichen Alexandria-Schilderungen und -Hervorhebungen (Strab. 17, 1, 6 [792]-10 [795]; Plin. nat. 5, 62: Sed iure laudetur in litore Aegyptii maris Alexandria), so dass diese Autoren nicht als Grundlage für die kartographische Darstellung des Nildeltas ohne Alexandria in Frage kommen dürften; der Ravennat stilisiert die Stadt zur Alexandria famosissima (6, 6; 120, 10). Dass Alexandria, „one of the greatest cities of Greco-Roman antiquity does not even earn a name on the road“ begründet Emily Albu damit, dass die Stadt - anders als Konstantinopel und Antiochia - „featured little in the aspirations of German Roman emperors“ etwa in den Kreuzzügen (E. Albu, The Medieval Peutinger Map, 104, hier auch die beiden Zitate). Die fehlende militärisch-strategische Bedeutung Alexandrias im 13. Jahrhundert scheint mir jedoch kein durchschlagendes Argument für den fehlenden Eintrag zu sein: Dieses Erklärungsmodell ließe eine sehr viel stärkere Hervorhebung von Jerusalem erwarten; unverständlich bliebe dann die Einzeichnung anderer Orte wie z.B. Panopoli (VIII C 3: Panopolis), Naucrati (VIII C 3: Naukratis) oder der Rotmeerhafen Pernicide portum (VIII C 5: Berenike), die zwar im antiken Ägypten als lokale administrative, wirtschaftliche und religiöse Zentren bedeutsam sind, jedoch keinerlei Relevanz beanspruchen können für die machtpolitisch, religiös oder wirtschaftlich motivierten Kriege des „christlichen Abendlandes“. Einen zweiten Erklärungsansatz bieten die dogmatischen Streitigkeiten der Spätantike zwischen Alexandria und Antiochia und auch in Alexandria selbst, wo ähnliche religions- und kirchenpolitische Konstellationen wie in der Orontes-Metropole durch eine breite literarische Überlieferung dokumentiert sind, allerdings mit erheblich größerem Konfliktpotential auf Grund der politischen und religiösen Zentralortfunktion (J. Hahn, Gewalt und religiöser Konflikt, 15-120). Die Forschungskontroverse über den Wegfall Alexandrias auf der Tabula Peutingeriana hält bis heute an (vgl. zusammenfassend E. Albu, The Medieval Peutinger Map, 104), ohne dass ein Konsens erzielt werden konnte. Meines Erachtens ist als dritte Möglichkeit ein Versehen des Zeichners in Erwägung zu ziehen, der vergessen hat, an der offenbar mit Absicht freigelassenen Stelle eine in ihrer Größe und der künstlerischen Ausführung mit den Vignetten von Rom, Konstantinopel und Antiochia am Orontes vergleichbare Vignette und den Ortsnamen in roten Majuskeln einzufügen. Im Falle einer beabsichtigten Auslassung von Alexandria hätte man eher mit einer Bedeckung der vergleichsweise großen freien Fläche unterhalb des Leuchtturmes mit anderen Einträgen gerechnet, um nichts an die Existenz der ungeliebten Metropole erinnern zu lassen.
Der vergleichende Blick auf die Prachtvignetten von Rom, Konstantinopel und Antiochia am Orontes sowie auf antike Städtedarstellungen z.B. auf antiken numismatischen Zeugnissen legt nahe, dass im Zentrum der Alexandria-Vignette eine Stadtpersonifikation in Gestalt der Isis oder der Tyche stehen sollte. Dass die Göttin Isis nicht nur im ägyptischen Pantheon des kaiserzeitlichen Ägypten eine zentrale Rolle spielte - nachgewiesen z.B. durch Münzen von Kaiser Hadrian mit Darstellungen der Isis Pharia mit Pharos auf einer in Alexandria geprägten Münze Hadrians (117/8 n.Chr.; vgl. Chr. Haas, Alexandria in Late Antiquity, 143f.; zur kaiserzeitlich-spätantiken Isis-Verehrung in Alexandria vgl. J. Hahn, Gewalt und religiöser Konflikt, 28f.) und die Isis-Tyche als Stadtgöttin von Alexandria auf Prägungen von Mark Aurel (M. Clauss, Alexandria, 184f.) -, sondern offenbar auch in der Spätantike, belegen die vier zusammengehörigen Statuetten mit Personifikationen von Rom, Konstantinopel, Antiochia und Alexandria aus dem Silberschatz vom Esquilin (4. Jahrhundert, wohl 362-364): Alexandria wird analog zu Antiochia dargestellt als sitzende Tyche mit Mauerkrone, die in der rechten Hand einen Strauß aus Ähren und Früchten hält und einen Fuß auf den Schiffsbug setzt (M. Meyer, Die Personifikation der Stadt Antiocheia, 316f.; zur Ikonographie der Tyche 350-355; A. Cameron, City Personifications, 250-287). Sowohl die kaiserzeitliche Münzprägung als auch der Silberschatz vom Esquilin zeigen, dass den großen Stadtvignetten von Rom, Konstantinopel und Antiochia auf der TabPeut ein antikes Bildprogramm zu Grunde liegt. Auf einer Vignette für Alexandria zu erwarten wäre - in Analogie zu der Antiochia-Vignette - als zentrales Element die bereits unter Alexander und den Ptolemäern mit der fortuna des Herrschers über Ägypten und der dortigen Städte verbundene Tyche (A.S. Smith, Personifications in Art, 225-230, hier 228); Tyche-Darstellungen finden sich auf Münzen aus Alexandria ebenso wie eine aus dem 4.Jh. n.Chr. stammende Beschreibung des Tycheion (J. McKenzie, The Architecture of Alexandria and Egypt, 187. 244). In Frage käme auch die in der Ikonographie vergleichbare Isis mit der Mauerkrone als Attribut sowie Fruchtkorb, Füllhorn und/oder Steuerruder in der Hand zu erwarten; die Figur könnte mit architektonischen Elementen wie z.B. der Diokletiansäule oder dem Serapeum kombiniert werden, bei der Darstellung der Isis Pharia naheliegend wäre die Kombination mit dem Pharos. - Vgl. auch zu Ermupoli·, ANTIOCHIA·, Roma, Constantinopolis, Panopoli·, Naucrati· und Pernicide portum·.

Kommentar (Talbert):
The mapmaker must surely have named Alexandria, but where is less obvious. If he placed its symbol as close to the shoreline as it appears in our copy, then he would have been unable to adhere to his regular practice of placing such a name above its symbol and on land (rather than in open water).
-> Stretch to Ermvpoli
The linework for this stretch is not marked.
No doubt the mapmaker did link unnamed symbol #56 and Ermvpoli, but our copy preserves no trace of such a stretch.
River crossing: (river, no. 107b)

Miller, Itineraria, Sp. 871-872:
[Alexandria], Bild und Name fehlt, nur der Leuchtturm vorhanden; Alexandria famosissima (Ra, Gu), Alexandria regia, cuius ambitus milium LX fuisse dicitur, in qua farus altissima, quae miraculum unum de septem orbis miraculis, secundum a Romano ponitur (Gu); [Pharus insula (nach Homer eine Tagereise vom Ufer entfernt) mit dem Grab des Königs Proteus (Jul Val)] – Αλεξάνδρεια (St, Pt, Pl, Diod Paus, Arr, Plut, Hl); auf einer schmalen Landzunge, die den See Mareotis vom Mittelmeer scheidet, von Alexander 331 v. Chr. erbaut und seitdem Hauptstadt des Reiches und Residenz der Ptolemäer, Mittelpunkt des ganzen Handels aller Welt, eine der größten und schönsten Städte des Altertums mit großartigen Kloaken und Wasserleitung vom Nil; nach Diod 800 000 Menschen, da die Zahl der Freien 300 000 betrug. Die Stadt hatte nur zwei Zugänge und war daher schon naturfest, aber auch durch Kunst noch mehr befestigt. Das Museum und die berühmte Bibliothek von 400 000, nach anderen 700 000 Bänden, bildeten Teile des großen königlichen Palastes im Stadtviertel Bruchion, welcher fast 1/5 der ganzen Stadt einnahm (Pl 5, 10, 11) und auch das Mausoleum der Ptolemäer enthielt (St); ein Teil der Bibliothek war auch in dem prachtvollen Serapistempel aufgestellt (St, Am, Dionys). Alexandria hatte 5 Häfen, nämlich 4 Seehäfen, den Großen Hafen und den Eunostos, welche durch einen breiten, nach der Insel Pharos mit dem herrlichen Leuchtturm (Caes, Pl) führenden Damm getrennt, aber durch Kanäle auch wieder verbunden waren (Plut, Pl), den Geheimen oder Geschlossenen Hafen, der bloß für die königlichen Schiffe bestimmt war, und den Hafen Cibotus, außerdem noch einen fünften, bloß für die Nilschiffe bestimmten, im See Maerotis; Belagerung und Eroberung durch Jul. Cäsar und Octavian, Brand des Bruchion während Cäsars Anwesenheit, wobei der größte Teil der Bibliothek verbrannte (Dio Cass, Plut, Caes), Blutbad unter Caracalla, Aufruhr der Christen und Juden im Jahre 415, Plünderung durch die Perser 612; civitas Alexandrea quae est in Aegypto (I: CIL III 6809 – gefunden in Yalowadi), legio XXII Alexandreae ad Aegyptum (ib. 399 – gefunden in Bergama), Alexandrina civitas (ib. 6587 – hier gefunden), nobilissima Alexandrina urbs (ib.), domo Alexandria (ib. 10 551 – gefunden in Buda), Alexandrea (ib. 6580 etc. – hier gefunden); – splendida urbs (ib. 6587 – hier gefunden), Alexandrinus (ib. 3 – gefunden auf Kreta); – oppidum = πόλις (ib. 12046 – hier gefunden); Italicei quei fuere [Alexandreae] = οἱ ἐν Ἀλἐξανδρείᾳ [Ἰταλικ] οί (ib. 7241 – gefunden in Delos); – classis Aug[usta] Alex[andriae] (ib. 43 – gefunden in Theben). Das Militärlager befand sich nach Iss in Kasr Kayâsira = Castra Caesarum. Der Ort hieß wohl auch Nicopolis oder Juliopolis, inde navigant Nilo Coptum 309.); j. Skanderik, Iskenderîe; wenig Trümmer (Katakomben, Pompejussäule, Obeliske, Nadel von Kleopatra). Friedr. Adler, Der Pharos von Alexandria 1901. Viele lat. Iss im CIL III. CIG 4677-4692.
Nordöstlich von A., auf derselben Landzunge liegt Canobus oder Canopus, Κάνωβος (Aesch, Hd, St), Hauptstadt des Nomos Menelaites mit einem berühmten Tempel und Orakel des Serapis (St, Pl), wegen ihrer Üppigkeit verrufen, diente den Alexandrinern als Vergnügungsort, vor der Gründung Alexandriens wahrscheinlich eine wichtige See- und Handelsstadt.
Im It 73 von Paraetonio her 3 Stationen, wahrscheinlich bei Alex. abgebrochen.
25, Tagesreise (Proc); bis Canopus 12 mp (Am).

Datierung (Barrington):
Alexandria - Hellenistic/Roman/Late Antique (Bernand 1998)

DNP:
Alexandria

El-Abbadi, Mostafa (Alexandria) RWG
I. Geschichte (RWG)

[English version]
A. Spätantike (RWG)

Der Übergang von der paganen griech.-röm. Zeit zur christl. Spät-Ant. war in A., wie in anderen Städten des Imperium Romanum auch, von Gewaltätigkeiten begleitet: Ein einschneidendes Ereignis war die Zerstörung des Serapeions 391 n.Chr. und der daran angeschlossenen Bibl. Auf den Ruinen des Serapeions wurde eine Kirche erbaut; an der Stelle des Kaisareions errichtete man die “Große Kirche”. Das christl. A. hatte durch die Führungsrolle in der Kirche und dank der Katechetenschule unter der Leitung von angesehenen Lehrern wie Clemens und Origenes oder den Patriarchen Petros I. und Athanasios schon früh eine gewisse Bed. erlangt. Doch existierte auch die hell.-pagane Bildungstrad. weiter und konnte sich der ‘Weisheit der Hypatia’ (Synes. epist. 136) rühmen. Noch im 6. Jh. n.Chr. floh der Neuplatonist Damaskios aus Athen, nachdem auf Befehl von Justinian 529 n.Chr. die Akademie geschlossen worden war, und ließ sich möglicherweise in A. nieder (Agathias 2,30).

In wirtschaftlicher Hinsicht blieb A. wichtiges Gewerbezentrum mit der Produktion von Glas, Stoffen, Papyrus und Wein, wenn auch in minderer Qualität als früher. Außerdem diente es nach wie vor als Umschlagplatz für den Handel zw. dem Indischen Ozean und dem Mittelmeer. Nachdem die annona von 330 n.Chr. an nicht mehr nach Rom, sondern nach Konstantinopel geliefert wurde, wurde der Seeweg von A. an den Bosporus zur wichtigsten Verkehrsverbindung. Noch im 5. Jh. n.Chr. schrieb Hieronymus, daß Rom von A. mit seinen Schätzen bereichert würde (epist. 91).

El-Abbadi, Mostafa (Alexandria) RWG

Literatur:

Miller, Itineraria, Sp. 871-872;

Zum Leuchtturm von Alexandria:
Hermann Kees, in: RE XIX / 1, 5960, hier 1858f. s.v. Pharos 1; Marie-Henriette Quet, Pharus, in: Mélanges de l`École Française de Rome 96 / 2, 1984, 789-845; Peter A. Clayton, The Pharos at Alexandria, in: Peter A. Clayton / Martin J. Price (Hrsg.), The Seven Wonders of the World, London / New York 1988 (repr. 2002), 138-157.

Zu Alexandria:
Otto Puchstein, in: RE I/1, 1983, 1376-1388 s.v. Alexandreia 1; Levi, Itineraria, 124-126; Bosio, Tabula, 111-115; Albert B. Bosworth, Conquest and Empire. The Reign of Alexander the Great, Cambridge 1988 (verschiedene Nachdrucke, 2. Aufl. 1993), 74. 246f.; Christopher Haas, Alexandria in Late Antiquity: Topography and Social Conflict, Baltimore1997 (= Ancient Society and History); Manfred Clauss, Alexandria. Schicksale einer Weltstadt, Stuttgart 22004, 184f.; Johannes Hahn, Gewalt und religiöser Konflikt. Studien zu den Auseinandersetzungen zwischen Christen, Heiden und Juden im Osten des Römischen Reiches (von Konstantin bis Theodosius II.), Berlin 2004 (= Klio Beihefte NF 8), 15-120; Marion Meyer, Die Personifikation der Stadt Antiocheia. Ein neues Bild für eine neue Gottheit, Berlin 2006, 316f. 350-355; Judith McKenzie, The Architecture of Alexandria and Egypt, c. 300 B.C. to A.D. 700, New Haven/London 2007, 187. 244; Amy S. Smith, Personifications in Art, in: Michael Gagarin (Hrsg.), The Oxford Encyclopedia of Ancient Greece and Rome, Vol. 3, Oxford 2010, 225-230; Anthony Hirst/Michael Silk (Hrsg.), Alexandria, Real and Imagined, New York 2016 (= Publications of the Centre for Hellenic Studies); Werner Huss, Die Verwaltung des Ptolemaiischen Reichs, München 2011 (= Münchener Beiträge zur Papyrusforschung und antiken Rechtsgeschichte 104), 17-24; Timothy Howe, Founding Alexandria: Alexander the Great and the Politics of Memory, in: Philip Bosmann (Hrsg.), Alexander in Africa, Pretoria 2014 (= Acta Classica, Suppl. 5), 72-91; Alan Cameron, City Personifications and Consular Diptychs, in: JRS 105, 2015, 250-287.

M. El-Abbadi, Life and Fate of the Ancient Library of Alexandria, 1992.

C. Haas, Alexandria in Late Antiquity, 1997.

5 W. Heyd, Histoire du Commerce du Levant au Moyen Âge, 1983.

A.A. Ramadan, Mod. A., in: A. Site and History, hrsg. v. G.I. Stehen, 1992, 109-126.

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Letzte Bearbeitung:

25.08.2024 11:34


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