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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Euanthia oder eher: Evamzia oder Evamhia

Name (modern):

Tolofon, ehemals Vitrinitsa

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher IIX?     Naupactos     
Toponym nachher XV     Anticirra     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington)
Großraum:

Balkanraum südlich

Toponym Typus:

Ortsname ohne Symbol

Planquadrat:

6B5

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

Oianthea (DNP)

RE:

Oianthea

Barrington Atlas:

Oiantheia/Euantheia? (55 C4)

TIR / TIB /sonstiges:

Oianthea / Oiantheia / Euantheia (TIR J 34 Athens – Achaia, 171)

Miller:

Evanthia

Levi:

 

Ravennat:

Isantia (p. 52,11); Evantia (evancia C) (p. 94,27)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Εὐανθία (Εὐάνθεια) (3,14,3)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Kaiserzeit (2. Jh.)

Begründung zur Datierung:

Die Toponymform “Euanthia”, die der Verschreibung wohl zugrunde liegt, ist literar. seit Ptolemaios belegt (das zugehörige Ethnikon in Inschriften seit dem 2. Jh. v. Chr.).

Kommentar zum Toponym:

Der Name ist ab dem vierten Buchstaben im Mittelteil schlecht lesbar: Bei dem vierten Buchstaben scheint es sich um ein „m“ zu handeln, der fünfte ist entweder ein „h“ oder ein „z“, wobei die Oberlänge der Haste etwas verstümmelt ist. Klar erkennbar ist das „ia“ am Wortende.
Die Transkription “Evanthia” von Miller 564 kann folglich nicht stimmen, wie auch Talbert feststellt (http://www.cambridge.org/us/talbert/talbertdatabase/TPPlace1881.html), dessen Gegenvorschlag „Evamtria“ jedoch auch nicht überzeugt.
Oldfather, RE 2086 liest hier mit Desjardins „Evamzia“, wohl eine eine späte phonetische Graphie für Euanthia, vielleicht mit Recht.
Denkbar wäre aber auch „Evamhia“, wobei „m“ verschrieben worden wäre aus „nt“.
Rav 5,13 p. 94,27, der auf derselben Quelle schöpft, bietet Evantia bzw. evancia in Handschrift C.

Ähnliche Namensformen:

Die Graphie Εὐανθ- ist wohl eine volksetymologische Umbildung, die später (nachklass.) vorherrschte (s. Oldfather, RE 2087; unsichere Lesarten und denkbare etymolog. Herleitungen s. d.).
Diese Namensvariante erscheint in folgenden Formen:
- Εὐάνθις schon Ps.-Skyl. 36; Ethnika in Inschriften, z. B. SGDI 2011 (195 v. Chr.); 1951 (184 v. Chr.); 1851 (170-156 v. Chr.)
- Εὐανθία (Εὐάνθεια) Ptol. 3,14,3
- Evantia (evancia C) Rav 5,13 p. 94,27 Antheton – Anticera – Evantia – [Naupastores.] Naupactos
- Verschrieben zu Isantia (so die Hss.; Ivantia coni. Schnetz i. app.) Rav 4,10 p. 52,11 Antheon – Anticara – Isantia – Naupatas.

Weitere (ältere) Namensformen:
- Οἰανθέα ist vielleicht die älteste und ursprüngliche Namensform (so Oldfather, RE 2085), überliefert in vielen Inschriften, z. B. IG IX,1² 3,717 (1. H. 5. Jh. v. Chr.); IG IV²,1 95 (ca. 365-311 v. Chr.); Liste der delphischen Theorodokoi Bull. hell. XLV 23 col. IV 72 (vgl. 63,4; zwischen 200 u. 168 v. Chr.). Vgl. auch das Ethnikon Οἰανθέας (Akk. pl.) bei Thuk. 3,101,2.
- Οἰάνθη Hekat. DNJ 1 F 113a ap. Steph. Byz. s. v. Χάλαιον. Οἰάνθη πόλις (coni. Holste; οἰανθίπολοι R; οἱ ἀνθήπολις V; οἱ ἀνθὴ πολοι P) und DNJ 1 F 113b ap. Steph. Byz s. v. Οἰάνθη· πόλις Λοκρῶν. Ἑκαταῖος Εὐρώπῃ. Ἑλλάνικος (Hellanikos FGrHist 4 F 120 = fr. 120 Fowler) δὲ Οἰάνθειαν αὐτήν φησιν.
- Oeanthe Plin. nat. 4,7 (oppidum der Lokrer); Mart. Cap. 6,651 oppidum Oeanthe (teante libri), in quo portus Apollinis;
- Οἰάνθεια Hellanikos FGrH 4 F 120; Polyb. 4,57,2; Fouill. de Delph. III 2 Nr. 214 (130 v. Chr.); Paus. 10,38,9 ἐπὶ θαλάσσης δὲ Οἰάνθεια (mit variae lectiones), vereinzelt auf Münzen, z. B. Syll.³ 407 (275 v. Chr.).
- Οἰ- auch noch bei den meisten Inschriften, den Münzen aus dem 2. Jh..
- Oeanthia Mela 2,53 at in adversis (sc. litoribus) Pagae, Creusis, Anticyra, Oeanthia, Cirrha et Sicyon (die ersten vier Orte sind auch auf der TP eingetragen).
- Zu den vermutlichen Korruptelen Ὑαντία, Ὑάντεια u. ä. s. Oldfather, RE 2086.

Westlokrische Stadt gegenüber von Aigeira (Polyb. 4,57,2) am Golf von Krisa.
Von Plut. quaest. Gr. 15 (mor. 294e) als lokrische Gründung bezeichnet. Der Hafen lag wahrscheinlich in der Erateini-Bucht (s. TIR 171).
Früheste Zeugnisse: eine metrische Grabinschr. (? 625-600 v. Chr.: IG IX,1, 867; SGDI 3188; Tod 1, 4 ℎυἱοῦ Τλασίαϝο Μενεκράτεος τόδε σᾶμα / Οἰανθέος γενεάν) für einen próxenos aus Korkyra, und ein Rechtshilfevertrag mit Chaleion (450 oder später: IG IX 12, 717; Tod 1, 34; StV 2, 146, Cataldi 1983.
Im Peloponnesischen Krieg 426 v. Chr. Durchmasch spartanischer Truppen unter Eurylochos in der Absicht, Naupaktos den Athenern zu entreißen (Thuk. 3,101,2). Vor 373 v. Chr. unter die Tyrannis des Phrikodemos (Polyain. 8,46, vgl. Diod. 15,49,2; s. Berve 1967, 299). Im Bundesgenossenkrieg führten die Aitoloi 219 v. Chr. von hier einen letztlich erfolglosen Handstreich gegen Aigeira auf der anderen Küste des Korinthischen Golfs durch (Pol. 4,57,2); im Jahr darauf Plünderung durch Philippos V (Pol. 5,17,8; s. Daverio Rocchil, DNP).
In der Nähe Aphroditeheiligtum und Hain mit Artemistempel, der im 2. Jh. n. Chr. schon nicht mehr sehenswert war (Paus. 10,38,9).
551 n. Chr. völlig zerstört.

Die frühere Lokalisierung in Galaxidhi (ältere Forschungsliteratur bei Pritchett 1980, 278f) gilt heute weitgehend als überholt seit den Funden eindrucksvoller Ruinen bei Vitrinitsa, erstmals beschrieben bei Lerat 1952. Neuere Literatur in TIR 171.

Inschriften: IG XI 1,3²; weitere s. Oldfather, RE 2091; Rousset 2004, 395f.

Münzen: Head HN² 338.

Meilenangabe nach Anticirra: XV (15),
viel zu gering; ItMiller 564 vermutet den Ausfall der Station Cirrha, der Hafenstadt von Delphi (die offenbar schon in der gemeinsamen Vorlage von TP und Rav gefehlt hat). Es wäre denkbar, dass die Verschreibung „Anticirra“ für Anticyra durch Kontamination der beiden aufeinanderfolgenden Toponyme entstanden ist.









Kommentar (Talbert):
Even after personal inspection of the parchment (March 2003), I remain hesitant about this reading of the name; Miller`s reading, however, cannot be correct.

Miller, Itineraria, Sp. 564:
IIX, 8 (statt 34 mp Entfernung zwischen Naupactus und Oeanthia!).
Evanthia^4 [4: Falsch Evamzia (Dj), doch ist t verwischt und die Lesung - Evamhia berechtigt.], Isantia und Evantia (Ra), Oeanthia, Οἰάνθεια (Paus), Oeanthe (Pl, Steph), Εὐανθία (Pt), am Sinus Crissaeus; j. beim heutig. Galaxidhi (1821 neu erstanden).
[8] samt folgender Station muss eingeschaltet werden.

Datierung (Barrington):
Oiantheia/Euantheia? - Archaic, Classical, Hellenistic, Roman, Late Antique (Lerat 1952, 41-44; Bommeljé 1987, 109-10).

DNP:
Oianthea
(Οἰανθέα, Οἰάνθεια, Εὐάνθεια, lat. Oianthe). Stadt in der westl. Lokris (Lokroi [1]) nahe dem h. Vitrinitsa am Golf von Krisa wie auch das benachbarte Chaleion (h. Galaxidi). Früheste Zeugnisse: eine metrische Grabinschr. (? 625-600 v.Chr.: IG IX,1, 867; SGDI 3188; Tod 1, 4) für einen próxenos aus Korkyra, und ein Rechtshilfevertrag mit Chaleion (450 oder später: IG IX 12, 717; Tod 1, 34; StV 2, 146 [2]). Im Peloponnesischen Krieg marschierten spartanische Truppen unter Eurylochos [2] 426 v.Chr. durch O. in der Absicht, Naupaktos den Athenern zu entreißen (Thuk. 3,101,2). Vor 373 v.Chr. geriet O. unter die Tyrannis des Phrikodemos (Polyain. 8,46, vgl. Diod. 15,49,2; [3. 299]). Im Bundesgenossenkrieg [2] führten die Aitoloi 219 v.Chr. von O. einen letztlich erfolglosen Handstreich gegen Aigeira auf der anderen Küste des Korinthischen Golfs durch (Pol. 4,57,2); im J. darauf fiel Philippos V. mit seinen Truppen plündernd in das Stadtgebiet ein (Pol. 5,17,8). Weiter Belege: Paus. 10,38,9; Plin. nat. 4,7; Ptol. 3,14,3; Tab. Peut. 7,5; Inschr.: IG IV 12, 95; IX 1, 32, 706f.; Mz.: HN 338.
Daverio Rocchi, Giovanna

Literatur:

Berve, Helmut: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 2, München 1967, 299.

Bommeljé, S. et al.: Aetolia and the Aetolians: towards the interdisciplinary study of a Greek region, Utrecht 1987, 109f.

Cataldi, Silvio: Symbolai e relazioni tra le città greche nel V. sec. a. C. (= Relazioni interstatali nel mondo antico 4), Pisa 1983, 53-86.

Daverio Rocchi, Giovanna (Mailand), “Oianthea”, in: Der Neue Pauly, Herausgegeben von: Hubert Cancik,, Helmuth Schneider (Antike), Manfred Landfester (Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte). Consulted online on 07 January 2023
First published online: 2006.

Lerat, Lucien: Les Locriens de l´ouest. I. Topographie et ruines. 2 Bde., Paris 1952, 41-44.

Miller, Itineraria, Sp. 564.

Philippson, Alfred/Kirsten, Ernst: Die griechischen Landschaften, Bd. 1 Der Nordosten der griechischen Halbinsel, Frankfurt a. M. 1950, 371f.

Oldfather, William A.: Oianthea, RE 17,2 (1937), 2085-2091.

Pritchett, William Kendrick: Studies in Ancient Greek Topography. Part III, Berkley u. a. 1980, 278f.

Rousset, Denis: 166. Oianthea (Oiantheus), in: Hansen, Mogens Herman/Nielsen, Thomas Heine: An inventory of archaic and classical poleis, Oxford 2004, 396f.

   [Standard-Literatur-Liste im PDF-Format]

Letzte Bearbeitung:

07.01.2023 19:42


Cite this page:
https://tp-online.ku.de/trefferanzeige.php?id=961 [zuletzt aufgerufen am 30.09.2024]

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