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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Phacusi

Name (modern):

Per-Sopt bei Saft el-Hine (Miller)/Fakus (Barrington)

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher Senphu     
Toponym nachher
Alternatives Bild
Bild (Barrington)
Großraum:

Ägypten/Nil/Äthiopien

Toponym Typus:

Ortsname ohne Symbol

Planquadrat:

8C4

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

 

RE:

Phakus(s)a(i)

Barrington Atlas:

Phakoussa (74 F3)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Phacusi

Levi:

 

Ravennat:

Patuse (129,10)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

μητρόπολις Φακοῦσα (4,5,53)

Datierung des Toponyms auf der TP:

frühe Kaiserzeit (einschließlich Flavier)

Begründung zur Datierung:

Für eine kaiserzeitliche Überarbeitung dieser Region auf der TP spricht, dass Phakoussai mit der Eingliederung des Heronpolites in den Nomos Arabia die Metropole dieses neustrukturierten unterägyptischen Gaues wurde; auch die nicht erkennbare Darstellung des nördlichen Teilstückes des Trajan-Kanals (s. Kommentar) spricht eher für eine Datierung dieses Eintrags in die (frühe?) Kaiserzeit.

Kommentar zum Toponym:

Talbert liest P[.]acaiv und verzichtet auf einen Rekonstruktionsversuch. Miller liegt mit seiner Transkrition Phacuss in seiner Tabula-Ausgabe meines Erachtens falsch: Die Buchstabenreste auf dem Original (überprüft am 20.9.2019) sprechen eher für Phacusi, was bestätigt wird durch die Lesungen von Welser (1598), Scheyb (1753) und auch von Miller (Itineraria Romana 857) so angegeben wird. Der Streckenverlauf am Pelusischen Nilarm entlang spricht für die Gleichsetzung mit Phakoussai. Dieser wohl mit dem modernen Fāqūs gleichzusetzende Ort im östlichen Nildelta ist bis in die hohe Kaiserzeit als westlicher Ausgangspunkt des Bubastis-Kanals und zugleich als in der Nähe eines nördlichen Zugangs zum Trajan-Kanal (vgl. P. Oxy. 60 [um 208 n.Chr.], 4070, 7f.: διώρυχος καλουμένης̣ Τ̣ρ̣α̣ιανῆ[ς]; vgl. Jördens, Statthalterliche Verwaltung, 421 mit Anm. 108) bedeutsam. Dieser Abschnitt des Kanals ist auf der TP aber nicht dargestellt, wohl aber die Route von Babylon nach Klysma (auf der TP: Clisma). Klysma ist als vergleichsweise unbedeutender Ort eingezeichnet und spiegelt somit die Zeit vor der Blütezeit dieses Hafenplatzes in der Spätantike (auf Kosten von Koptos) wieder.
Das Gebiet um Pkakoussa wurde in der alttestamentlichen Josefsgeschichte als „Land Goschen“ bezeichnet. Gemeint ist also die Region zwischen dem östlichen Nilarm und dem heutigen Suezkanal, die der Pharao den Nachkommen Josephs als Weideland für ihre Schafherden überlassen hatte (Gen 45, 10; 46, 28-34; 47, 5f. u.ö.); in Gen 47, 11 ist diese Region auch als „Land Ramses“ bezeugt. Im Josuabuch markiert das „Land Goschen“ die Südgrenze des im Zuge der Landnahme von den Israeliten eroberten Gebietes, das somit im Süden Palästinas zu lokaliseren ist. Nach den alttestamentlichen Belegen - einzubeziehen wäre hier auch Nehemia (2, 19; 6, 1. 2. 6) - ist möglicherweise das von dem nordarabischen Fürsten Geschem von Kedar (5./4.Jh. v.Chr.) kontrollierte südpalästinische Gebiet im Nordteil des Negev. Auf Grund dieser biblischen Tradition ist dieser Teil Ägyptens auch Ziel spätantiker Pilger (so im Pilgerbericht der Etheria, Itinerarium 7, 2: Clesma, „die Stadt Arabia“ =Phacusa?). Die ägyptischen und griechischen Schriftzeugnisse decken überwiegend die Zeitspanne vom 3.Jh. v.Chr. bis zum 3.Jh. n.Chr. ab, vgl. z.B. PSI 5, 543 (3.Jh. v.Chr.), 10: Φακουσσαι; SB 12, 10867 (20?.12.219 v.Chr.), 9: Φακουσσαι; CPR 23, 3 (138-161 n.Chr.), 7: Φακουσαι; P. Oxy. 60, 4063 (19.10.-27.11.183 n.Chr.), 21f.: πολις Φακουσειτων; P. Oxy. 60, 4064 (15.12.183 n.Chr.), 5: Φακουσειτῶν πόλις; P. Oxy. 60, 4070 (208 n.Chr.?), 8: Φακουσαι; SB 18, 13333 (4.-12.8.208 n.Chr.), 3f.: Φακουσαι μητροπολις; 5f. 20: Φακουσαι. Demzufolge dürfte der Eintrag einer hellenistischen oder kaiserzeitlichen Überarbeitung der Tabula Peutingeriana zuzuordnen sein. Für eine kaiserzeitliche Überarbeitung dieser Region auf der TP spricht, dass Phakoussai mit der Eingliederung des Heronpolites in den Nomos Arabia die Metropole dieses neustrukturierten unterägyptischen Gaues wurde; auch die die Belege bei Strabo (17, 1, 27 [805]) und Ptoelmaios (4, 5, 53: μητρόπολις Φακοῦσα) und die nicht erkennbare Darstellung des nördlichen Teilstückes des Trajan-Kanals (s. Kommentar) sprechen eher für eine Datierung dieses Eintrags in die (frühe?) Kaiserzeit. - Vgl. auch Babẏlonia· Babẏlonia, Clisma·.

[Kommentar (BH):
Welser und Scheyb lesen "Phacusi"]

Kommentar (Talbert):
The name is exceptionally hard to determine. My tentative reading derives from inspection of the parchment itself (Oct. 2001).
-> Stretch to Pelvsio
One stretch is drawn as two.
Miller´s distance figure XXXVI seems too bold. Inspection of the parchment itself (Oct. 2001) readily confirms VI on the route linework. Above it must presumably be the start of the figure; my best conjecture for that is XX, but it has to remain very tentative.
River crossing: (river, no. 107g)

Miller, Itineraria, Sp. 857:
Phacusi, Phaguse (Ra), Φάκουσα (St, Pt, Steph, Bischofssitz); j. Per-Sopt bei Saft el-Hine.
Von Phacusa ging der Kanal nach Arsinoe zum Roten Meere aus, welcher von Sesostris begonnen, von den Ptolomäern vollendet (St), von Trajan neu instandgesetzt wurde, daher bei Pt Τραιανὸς πότομος genannt.
7.

Datierung (Barrington):
Phakoussa - Hellenistic/Roman/Late Antique (Yoyotte 1983)

Literatur:

Miller, Itineraria, Sp. 857;

Hermann Kees, in: RE XIX / 2, 1938, 1611f. s.v. Phakus(s)a(i) 2; Jürgen Ebach, in: Lexikon der Ägyptologie 2, 1977, 755f.; Manfred Görg, in: NBL 1, 1991, 903 s.v. Goschen; William A. Ward, The Anchor Bible Bible Dictionary 2, 1992, 1076f. s.v. Goschen; Karl Jansen-Winkeln, in: DNP 9, 2000, 722f. s.v. Phakusa; Andrea Jördens, Neues zum Trajanskanal, in: Jaako Frösén / Tilna Purola / Erja Salmenkivi (Hrsg.), International Congress of Papyrologists, 2004, Helsinki: Proceedings of the 24th International Congress of Papyrology, Helsinki, 1st - 7th August, 2004, Helsinki 2007 (= Commentationes Humanarum Litterarum 122 / 1), 469-485; Angelo Geissen / Manfred Weber, Untersuchungen zu den ägyptischen Nomenprägungen X. 20. Unterägyptischer Gau und die Stadt Pelusion, Zusammenfassung der Ergebnisse von Nomenprägungen (I)-X, in: ZPE 164, 2008, 277-305, hier 277-280; Andrea Jördens, Statthalterliche Verwaltung in der römischen Kaiserzeit. Studien zum praefectus Aegypti, Stuttgart 2009 (= Hist.-E. 175), 421 mit Anm. 108; Detlef Jericke, Die Ortsangaben im Buch Genesis. Ein historisch-topographischer und literarisch-topographischer Kommentar, Göttingen 2013 (= Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments 248), 238-240; Thomas Römer, in: Encyclopaedia of the Bible and its Reception 10, 2015, 671f. s.v. Goshen: Detlef Jericke, https://www.odb.bibelwissenschaft.de/ortsnamen/ortsname.php?n=45 (zuletzt aufgerufen am 16.10.2019); Dario Nappo, The Impact of the Third Century Crisis, 238-242 (zu Clysma).

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Letzte Bearbeitung:

14.01.2023 18:03


Cite this page:
https://tp-online.ku.de/trefferanzeige.php?id=2854 [zuletzt aufgerufen am 26.06.2024]

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