deutsch englisch spanisch französisch italienisch
Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Cenoboscio

Name (modern):

Kasr el-Saijad

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher XX?     Diospoli quae Tibe     XLIII     Hormucopto     
Toponym nachher XXVIII     Anami     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington)
Pleiades https://pleiades.stoa.org/places/756545
Großraum:

Ägypten/Nil/Äthiopien

Toponym Typus:

Ortsname ohne Symbol

Planquadrat:

8C2 / 8C3

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

Cenoboscio (166,1)

Alternativer Name (Lexika):

 

RE:

Chenoboskia (Χηνοβοσκία, τὰ Χηνοβόσκια, Χηνοβόσκιον)

Barrington Atlas:

Chenoboskion (77 G4)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Cenoboscio

Levi:

 

Ravennat:

Bascanon + Cenon (p. 36.13)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Χηνοβοσκία (4,5,72)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

frühe Kaiserzeit (einschließlich Flavier)

Begründung zur Datierung:

Chenoboskion ist insbesondere für das ägyptische Christentum wichtig. Daher mag man zunächst an eine Zuordnung dieses Eintrags zu einer spätantiken Überarbeitung denken. Eher wahrscheinlich, auch im Hinblick auf die für den Kopisten erreichbaren Quellen und die Datierung der Aktualisierung der Karte für nahe gelegene Orte, ist auch Chenoboskion mit gewisser Vorsicht einer Kopierstufe der Frühen oder Hohen Kaiserzeit zuzuweisen. Die Bedeutung des Ortes für das (ägyptische) Christentum dürfte einem Kopisten, der nicht aus dieser Region stammte, eher nicht bekannt gewesen sein.

Kommentar zum Toponym:

Chenoboskion (Nag Hammadi) liegt am Westufer des Nils 80 km entfernt von Theben (Diospolis magna). Als Nekropole mit Prinzengräbern der 6. Dynastie (2345-2150) in Hypogäen und einfacheren Gräbern ist der Ort mit Theben (auf TP Diospoli) eng verbunden. Kaiserzeitlich bezeugt ist der Ort durch epigraphische und papyrologische Zeugnisse wie z.B. I. Métriques 24 (2.Jh. n.Chr.) = SEG 24, 1216; SB 10, 10277 (116 n.Chr.), 16: Χηνοβόσκ[ι]α und P. Lond. 2 p.152-154 no. 196 (138-148 n.Chr.), 38: Χηνοβόσκια soe durch Ptolemaios (4, 5, 72: Χηνοβοσκία) und das Itinerarium Antonini (166, 1: Cenoboscio). Chenoboskion ist auch Fundort einer Vielzahl gnostischer Originaltexte in koptischer Sprache, die vorwiegend im 3. und 4. nachchristlichen Jahrhundert niedergeschrieben und vor den Christen in den ägyptischen Grabanlagen versteckt worden sind. Insbesondere für das ägyptische Christentum bedeutsam ist der Ort, weil hier Pachomios getauft wurde und hier in der Folgezeit zahlreiche Klöster, Kirchen und Mönchsgemeinschaften entstanden. Dementsprechend ist das „Dorf Chenoboskia“ auch in der Vita Pachomii bezeugt (Vita Pachomii 3: κώμη Χηνοβοσκία). Bis in die Spätantike ist Cenoboscio Stationierungsort einer militärischen Einheit (Notit. Dign. Orien. 31, 47: Ala Neptunia, Chenoboscia). Neben Chenoboskion würde man auf der Tabula Peutingeriana freilich auch die Nennung von Diospolis mikra erwarten, der Hauptstadt des 7. oberägyptischen Gaues und einer der Nachbarorte von Chenoboskion (vgl. Strab. 17, 1, 44 [814]: Διὸς πόλις; Ptol. 4, 5, 67: Διὸς πόλις Μίκρα; ItAnt 159, 1: Diospoli). Das beim Ravennaten aufgelistete Chenopolis (Cosm. Ravennatis 126, 8) ist wohl eher, wie z.B. von Sethe angenommen, mit Kynopolis oder Kainopolis als mit Chenoboskion zu gleichen; in Betracht gezogen wird die Gleichsetzung mit dem beim Ravennaten in zwei Teile zerhackten Toponym Bascanon + Cenon (Cosm. Ravennatis 135, 13f.; vgl. Parthey, Ägypten, 143). - Vgl. auch zu Berenike: Pernicide portum· (hier auch weitere Literatur).

Miller, Itineraria, Sp. 860:
Cenoboscio, it. (It), Chenopolis (Ra), Chenoboscia (ND), Χηνοβοσκία (Pt, Steph), Standquartier der Ala Neptunia; j. an der Stelle des heutigen Kasr es-Saijâd.
43; 40 (It).

Datierung (Barrington):
Chenoboskion – Hellenistic/Roman/Late Antique (Timm 5, 2113-18; C-D Suppl. 2, 237)

Literatur:

Miller, Itineraria, Sp. 860;

Gustav Parthey, Ägypten beim Geographen von Ravenna, Berlin 1858, 143; Kurt Sethe, in: RE III/2, 1899, 2235f. s.v. Chenoboskia (Χηνοβοσκία, τὰ Χηνοβόσκια, Χηνοβόσκιον); Ders., ebd., 2236 s.v. Chenopolis; Stefan Timm, Das christlich-koptische Ägypten in arabischer Zeit: Eine Sammlung christlicher Stätten in Ägypten in arabischer Zeit, unter Ausschluß von Alexandria, Kairo, des Apa-Mena-Klosters (Der Abu Mina), der Sketis (Wadi n-Natrun) und der Sinai-Region, Teil 5: Q-S, Wiesbaden 1991 (= Beihefte zum Tübingen Atlas des Vorderen Orients B 41, 5), 2113-2118; Michael Lütge, Iranische Spuren im Zostrianos von Nag Hammadi. Persische Einflüsse auf Gnosis und Christentum, Frankfurt am Main 2010 (= Arbeiten zur Religion und Geschichte des Urchristentums 16), 9-13; Kurt Rudolph, Die Gnosis. Wesen und Geschichte einer spätantiken Religion, Göttingen 2011 (4. Aufl.), 40-57; Steven E. Sidebotham, Berenike and the Ancient Maritime Spice Route, Berkeley / Los Angeles 2011 (= The California World History Library 18), 159 (Tabelle 8-2).

   [Standard-Literatur-Liste im PDF-Format]

Letzte Bearbeitung:

25.08.2024 12:05


Cite this page:
https://tp-online.ku.de/trefferanzeige.php?id=2820 [zuletzt aufgerufen am 29.09.2024]

Impressum Datenschutzerklärung