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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Diospoli quae Tibe

Name (modern):

Karnak / Luxor

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher XX     Lato     
Toponym nachher XX+     Cenoboscio     XII     Phenice     
Alternatives Bild
Bild (Barrington)
Pleiades https://pleiades.stoa.org/places/ 786017
Großraum:

Ägypten/Nil/Äthiopien

Toponym Typus:

Ortsname ohne Symbol

Planquadrat:

8C2

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

Thebas (165,4) , Diospoli (159,1)

Alternativer Name (Lexika):

Thebai (DNP)

RE:

Diospolis, Thebai

Barrington Atlas:

Diospolis Magna/Thebai (80 B2)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Diospoli. qvetibe

Levi:

 

Ravennat:

 

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

 

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

---

Begründung zur Datierung:

Der Eintrag auf der Tabula Peutingeriana dürfte am ehesten in die Kaiserzeit zu datieren sein, nachdem Ägypten römische Provinz geworden war und das gesamte Nilland auch mit Details der Administration, Truppenstationierung und der geographischen Lage sehr viel mehr im öffentlichen Bewusstsein verankert war als in früheren Jahrhunderten. Die Angabe der zwei Ortsnamen folgt offenbar den von Strabo und Plinius gebotenen Erläuterungen.

Kommentar zum Toponym:

Zum Ortsnamen Diospolis wird auf der Tabula Peutingeriana erklärend der alte Ortsname Theben (tibe) ergänzt: Diospolis q(uae) tibe. Der mittelalterliche Schreiber benutzt hier die Abbreviatur für quae (ein q mit geschwungenem Querstrich) anstatt quae auszuschreiben (zur Abbreviatur vgl. Cappelli, 301). Die noch erkennbaren Schriftreste bieten keine sichere Grundlage, an dieser Stelle ein ausgeschriebenes Qve (wie Welser 1598, Scheyb 1753 und darauf basierend Miller) einzutragen. Zu Recht zurückhaltend transkribiert Talbert Diospoli Q[ - ? - ] und kommentiert diesen Eintrag mit den Worten „The second word of the name cannot be read in full“; er zieht aber offenbar keine Abbreviatur für das Wort zwischen Diospoli und Tibe in Erwägung (https://www.cambridge.org/us/talbert/talbertdatabase/TPPlace396.html). Dieser Eintrag spiegelt möglichwerweise die Erläuterungen wieder, die Diodor, Strabo und Plinius zu Diospolis bieten (Diod. 1,15,1: τοὺς δὲ μεταγενεστέρους αὐτὴν ὀνομάζειν Διὸς πόλιν, ἐνίους δὲ Θήβας; Strab. 17, 1, 27 [805]: Θήβαις (τῇ νῦν Διὸς πόλει); 46 [815]: Θῆβαι καλεῖται δὲ νῦν Διὸς πόλις; Plin. nat. 5, 60: Diospolis Magna, eadem Thebe). Sowohl Diospolis als auch Theben waren Stationierungsorte römischer Truppen (Not. Dign. Or. 31, 27: Equites sagittarii indigenae, Diospoli; 38: Legio tertia Diocletianan, Thebas; 67: Cohors septima Francorum, Diospoli). Geläufige Formen des Toponyms in ägyptischen Texten sind ab dem 4.Jh. v.Chr. Διὸς πόλις und Διὸς πόλις ἡ Μεγάλη; in der Kaiserzeit (keine genauere Datierung) finden sich auch die Toponyme Θήβη (I. Colosse de Memnon 62, 5; I. Métriques 127, 2) und im 2.Jh. n.Chr. Θῆβαι (O. Bodl. 2, 1765, 17; O. Bodl. 2, 1763, 14; O. Bodl. 2, 1766, 11), in adjektivischer Form (Θηβαῖος, Thebaeus) auch in Zusammenhang mit der Nennung militärischer Einheiten z.B. in Militärdiplomen (z.B. in SB 1, 1018, 2; 1019, 2; 4600, 5; 5, 8523, 4; 1, 4561, 2; 5, 8524, 11; I. Portes du désert 56 Kol. 2, 441; CIL 16, 29 [9.6.83 n.Chr.] int. 8, ext. 3). Eine herausragende Bedeutung der Stadt als adminstratives und religiöses Zentrum der Pharaonenzeit lässt sich auf der Darstellung Thebens auf der Tabula Peutingeriana nicht erkennen. Die Belege bei Diodor, Strabo und Plinius sprechen ebenso wie die zahlreichen kaiserzeitlichen aus Ägypten stammenden Texte mit den Ortsnamen Θήβη und Θῆβαι für die Zuordnung dieses Eintrags zu einer (spät)hellenistisch-kaiserzeitlichen Kopierstufe, wohingegen die Varianten Διὸς πόλις und Διοςπόλις über den langen Zeitraum vom 3.Jh. v.Chr. bis in die frühislamische Zeit bezeugt und daher für eine Datierung der Überarbeitung dieser Region auf der Tabula Peutingeriana nicht hilfreich sind. Auf der Tabula Peutingeriana spiegelt sich somit der Status von Theben seit der ptolemäischen Zeit wieder - die demonstrative Bevorzugung anderer Städte (wie Memphis und Heliopolis) und ihrer Priesterschaften angesichts zahlreicher Aufstände gegen die Ptolemäerherrschaft seit dem späten 3.Jh. v.Chr. bis zur weitgehenden Zerstörung der Stadt 86 v.Chr. im Rahmen einer Revolte gegen Ptolemaios IX. Soter, wovon sich die Stadt nicht mehr erholte.

Kommentar (Talbert):
The second word of the name cannot be read in full; unusually, route linework, as it makes a turn, is drawn through the initial letter "Q".
-> stretch to Cenoboscio
The start of this stretch is not marked.
Because the stretch slants upwards, the name is placed horizontally at the end of the previous (Lato) stretch, and the distance figure - likewise placed horizontally - straddles the route linework; its latter part, to the right of the route, is illegible.
River crossing: Fl. Nilvs qvi dividit asiam (et) libiam (river, no. 107A)

-> stretch to Phenice
The distance figure is split to straddle river #107A. A gap follows the one figure (X) to the left, so conceivably a figure is missing here; or the copyist may just have left ample room for the route linework. This fork on the stretch seems to make little sense on the ground (compare BAtlas Map 80), but it is what the map represents.
River crossing: Fl. Nilvs qvi dividit asiam (et) libiam (river, no. 107A)

Miller, Itineraria, Sp. 860-861:
Diospoli. qvetibe (Quctibe (Bg, Ve), irrig Gvctibe (Bt, Dj), Guetibe (rel)), i. e. quae Tibae (dicitur); Diospolis magna (Pl), Διόσπόλις μεγάλη (Pt), Διόσπολις ἡ καὶ Θῆβαι (Steph), Θῆβαι ἢ Διόσπόλις (St), Thebae (Hd, It, ND), im AT No oder No Ammon; eine der ältesten Städte Ägyptens (Diod), von großem Umfange, zu beiden Seiten des Nil (St), der älteste Sitz der ägyptischen Könige und des Ammonskultus, nach Diod. überhaupt die älteste Stadt der ganzen Welt, mit vielen Merkwürdigkeiten, nämlich dem berühmten Memnonium (Diod), dem prächtigen Ammonstempel (Hd), mit einem der 3 Hauptpriesterkollegien Ägyptens, den großartigen Königsgräbern (Diod, St), seit der Verlegung der Residenz nach Memphis und der Plünderung durch Kambyses (Diod) sehr gesunken. Zu St´s Zeiten, wo es schon zerfallen war, hatte sie noch 80 st im Umfang. Ihre großartigen Ruinen sind heute Zeuge ihrer einstigen Pracht und Herrlichkeit (Diod), diese nehmen einen sehr bedeutenden Raum ein, so dass 4 kleine Flecken, Carnak, Luxor, Medinet Abu und Curnu zwischen sie hineingebaut sind, um sie zwischen 9 Dörfern zerstreut liegen – coh. I Thebaeorum equitata (I: CIL III 14 147 2 – gefunden in Syene); j. Luksor und Carnak; bekannte großartige Reste. Viele Iss im CIL III. „Lato 20“ und „Tentira 16“ sind hier auszuschalten und gehören in die Strecke 125.
Es sollte folgen
Contra Lato 40 (It, ND), mit berühmtem Tempel; j. el Hille, Hellah.
Contra Apollonos 40 (It, ND); j. gegenüber Edfu.
Bis Ombos 30 (It).

Datierung (Barrington):
Diospolis Magna/ – Archaic/Classical/Hellenistic/Roman/Late Antique (C-D 2, 116-19; Timm 6, 2904-19)
Thebai

DNP:
Thebai
[1] Stadt im 4. oberäg. Gau. Dieser Ort ist auf folgenden Karten verzeichnet:

Ägypten | Ägypten | Handel

Das ägypt. Theben, Stadt im 4. oberäg. Gau.

Quack, Joachim

I. Namen

Eigentlich Ws.t (“die Starke”), davon abgeleitet ab spätestens der 17. Dyn. eine weibliche Personifikation Ws.t nḫt.tj (“das siegreiche Theben”). Ab dem MR (ca. 1990-1630 v. Chr.) oft einfach als njw.t, “die Stadt (schlechthin)”, bezeichnet - daher auch die hebräische Form no (Ez 30,14 f.; Jer 46,25; Nahum 3,8) und assyrisch Ne [10. 260] - oder ausführlicher “die südliche Stadt” (im Kontrast zu Memphis). Daneben findet sich auch der Ausdruck Jwn.w rsj (“südliches Heliopolis”). Griech. Θῆβαι/Thēbai zuerst bei Hom. Il. 9,381-384 als “hunderttoriges Th.” (im Kontrast zum siebentorigen Th. [2] in Boiotien). Diese Form dürfte durch Anpassung einer lautlich ähnlichen äg. Form an die bekannte griech. Stadt entstanden sein; Ausgangspunkt ist verm. äg. č̣i̯-m, koptisch Čēme, eigentlich die Bezeichnung des Bereiches auf dem Westufer um Madīnat Hābū. Von den Griechen wurde Th. aufgrund des mit Zeus gleichgesetzten Hauptgottes Amun oft als Diós Pólis (“Stadt des Zeus”), vielfach mit dem Zusatz ἡ μεγάλη/hē megálē (“die große”) bezeichnet; ab dem 1. Jh. n. Chr. amtlich auch mētrópolis [2].

II. Geschichte

Erste Siedlungsfunde weisen weit in die Vorgesch. zurück (5.-4. Jt. v. Chr.) [4]. Aus dem späten AR (ca. 2400-2200 v. Chr.) stammen einige Gaufürstengräber [8], die erstmals polit. Bed. anzeigen. Möglicherweise stammen erste Bauten am Tempel von Karnak (s.u. III. A.) aus dieser Zeit [2]. Zu großer polit. Macht gelangte Th. durch eine Gaufürstenlinie der 1. Zwischenzeit (ca. 2190-1990 v. Chr.), die unter Antef I. den Königstitel (zunächst in verkürzter Form) annahm und unter Mentuhotep II. Äg. siegreich wiedervereinigte. Th. wurde kurzzeitig Residenzstadt, bis es ab der 12. Dyn. von al-Lišt (südl. von Memphis) abgelöst wurde. Kulturell blieb Th. jedoch bedeutsam. Der Kernbereich des Haupttempels von Karnak stammt aus dieser Zeit, ebenso die “Weiße Kapelle”. Von Th. aus begann die 17. Dyn. den Kampf gegen die Hyksos (unter Ahmose erfolgreich abgeschlossen). In der 18. Dyn. erlebte Th. als Zentrum eines Weltreiches seine größte Blüte. Der Amuntempel von Karnak wurde zum wichtigsten Tempel Äg.s.

Unter den Ramessiden (1294-1070 v. Chr.) verlor Th. polit. an Gewicht, blieb aber Bestattungsort der Herrscher und wichtiges rel. Zentrum. Nach Abzug der gehobenen Verwaltungsschicht nach Norden sind v. a. rel. Funktionäre sowie gehobene Handwerker belegt. Nach dem E. der Ramessidenzeit entstand in Th. der Gottesstaat des Amun, der den Hauptgott des Ortes (durch Orakel) zum allentscheidenden Herrscher machte. Die in Tanis residierende 22. Dyn. versuchte, Th. unter Kontrolle zu halten und Nebenlinien des Königshauses als Hohepriester des Amun einzusetzen; z. T. mit blutigen Konflikten. Für die nubischen Herrscher, die in der 25. Dyn. den Thron bestiegen, war Th. ein wichtiger Ausgangspunkt für ihre Macht. Die wichtigste Machtposition in Th. war in dieser Zeit die “Gottesgemahlin des Amun”, eine zölibatär lebende Priesterin, die ihr Amt durch Adoption weitergab; üblicherweise wurden Töchter des Pharaos eingesetzt. Bei der assyrischen Eroberung unter Assurbanipal (664 v. Chr.) wurde Th. erbarmungslos geplündert. Die 26. Dyn. (aus Saïs) stieß bei der Konsolidierung ihrer Herrschaft nach Süden vor und konnte die amtierende Gottesgemahlin nubischer Herkunft sowie ihre designierte Nachfolgerin zwingen, eine Tochter des Psammetichos [1] zu adoptieren. Ihr zur Seite trat ab dieser Zeit ihr Obergutsverwalter.

Mit der persischen Eroberung (525 v. Chr.) verlor Th. weiter an Bed., Kambyses [2] soll es geplündert haben (Diod. 1,46). Zahlreiche nachgewiesene Priesterämter zeigen Th.s weitergehende Bed. als rel. Zentrum im 4. und 3. Jh. v. Chr. Unter den Ptolemaiern wurde die Thebais als Verwaltungsregion des südlichen Oberäg. beibehalten. Ab 206 v. Chr. wurde Th. zur Basis der national-äg. Gegenkönige Ḥr.w-wn-nfr (Hyrganophris) und nḫ-wn-nfr (Chaonophris), die zeitweilig die Ptolemaierherrschaft in Oberäg. beseitigten, aber 186 v. Chr. endgültig besiegt wurden. Ca. 132/1-129 hielt der Rebell Harsiesis Th. in seiner Gewalt. Ein weiterer Aufstand 88-85 v. Chr. führte zur totalen Zerstörung der Stadt durch Ptolemaios [15] IX., doch wurde sie wieder aufgebaut. Ihre Bauwerke werden von Diod. 1,46-49 ausführlich (bes. das Ramesseum), von Strab. 17,46 kurz beschrieben und von Hadrian bewundert. Hauptsitz der Verwaltung der röm. Provinz war nicht mehr Th., sondern das nahegelegene Hermonthis.

III. Topographie

Über die eigentliche Struktur der Siedlung ist wenig bekannt, da Wohnbebauung aus älterer Zeit kaum erforscht und nur in kleinen Bereichen freigelegt ist.

A. Ostufer: Luxor und Karnak

Am Ostufer des Nil liegt zunächst der Kern der Stadtanlage, die sich um zwei Zentren gruppiert. Beim h. Karnak befindet sich der Tempel des Amun, der aus bescheidenen Anf. zum wohl größten und bedeutendsten Tempel Äg.s wurde. Ramses [3] III. eignete ihm über 80 000 Menschen und 2393 km2 Land zu (Tempelwirtschaft). Sein immer stetig wachsendes Areal wurde von einer großen Ziegelmauer umschlossen, innerhalb der Anlage gab es beim heiligen See Wohnhäuser von Priestern. Seitlich neben dem Tempelbau innerhalb des Temenos dürfte ein Königspalast gelegen haben, der zumindest in der 18. Dyn. Hauptsitz der Verwaltung war [6]. Nördl. des Haupttempels entstand der Tempel des Month, südl. derjenige der Mut, weiter östl. unter Amenophis [4] IV./Echnaton der nur kurze Zeit bestehende Aton-Tempel von gigantischen Dimensionen. Im Inneren der großen Umfassungsmauer von Karnak gibt es zahlreiche kleinere Tempel und Kapellen. Um diese Tempelanlage dürften die Wohnquartiere gelegen haben. Wohnbebauung ist bis in die ptolem. Zeit sicher nachgewiesen. Aus ptolem. Zeit stammen einige bedeutende Archive von Tempelbediensteten, deren Immobilienverkäufe Angaben über verschiedene Stadtviertel machen [9].

Zweites Tempelzentrum ist Luxor, dessen Hauptachse aufgrund eines Bezugs auf den Karnak-Tempel ungewöhnlicherweise nordsüdlichorientiert ist. Hier wurde zur Tetrarchenzeit (um 300 n. Chr.) ein röm. Legionslager errichtet, im Tempel eine Kaiserkultanlage etabliert.

B. Westufer: Königsgräber, Tempel und Nekropolen

Auf dem Westufer bestand zunächst die Totenstadt. Schon in der 11. Dyn. entstanden neben den Königsgräbern im Bereich von aṭ-Ṭārif bis ad-Dair al-Baḥrī Gräber hoher Beamter [1]. Bescheidene Gräber der 13. und 17. Dyn. (auch die der Herrscher) liegen in Ḏirā Abī n-Naǧ. Die Königsgräber der 18.-20. Dyn. wurden unzugänglich im Tal der Könige (s. Karte) angelegt, die Totentempel der Herrscher dagegen, die am Vorbild von Göttertempeln orientiert waren, am Fruchtlandrand auf dem Westufer. Sie erhielten üblicherweise auch einen Palastkomplex, dessen Charakter (Modell oder reale Nutzung?) umstritten ist. Etwa ihrer räumlichen Entwicklung folgend, mit dem Wunsch nach Blickkontakt, wurden die Gräber der hohen Beamten in die Felsen gehauen [5]. Auch in der 25. und 26. Dyn. entstanden große Gräber, die Achsenbezug auf Stationskapellen des Talfestes suchten, in späteren Epochen wurden alte Gräber wiederverwendet.

Im nördl. Bereich des Westufers entstand die dem eigentlichen Th. gegenüberliegende Siedlung ḫft-ḥr-nb=s (“die ihrem Herrn gegenüber ist”), für die unter Hatschepsut (ca. 1500 v. Chr.) eine Umwallung nachgewiesen ist. Als Siedlung der Nekropolenhandwerker wurde Dair al-Madīna von Thutmosis [1] I. begründet. Weitere Siedlungen auf dem Westufer schlossen sich unter der Führung eines eigenen, vom Ostufer unabhängigen Bürgermeisters zusammen. Südl. des Areals der Totentempel baute Amenhotep III. (Amenophis [3] III.) einen Palast und legte einen großen künstlichen See an. Mit den Unruhen und Libyereinfällen am E. der 20. Dyn. wurde Dair al-Madīna aufgegeben, die Siedlung verlagerte sich in den Bereich der Totentempel, bes. um das Ramesseum und Madīnat Hābū. Dort wird der Begräbnisplatz der Urgötter lokalisiert, dessen theologische Bed. in der Spätzeit zunahm. Hier wohnten v. a. Balsamierer und Totenpriester, deren Archive teilweise erh. sind. Die dortige Siedlung, äg. Čēme, griech. Μεμνόνεια/Memnóneia, blieb bis mindestens ins 8. Jh. n. Chr.

IV. Religiöse Feste

Das komplexe Siedlungsgelände mit mehreren wichtigen Punkten auf beiden Ufern war rel. durch eine Reihe von Prozessionsfesten verbunden [3], bei denen die Götter den Nil überquerten und zeitweise Quartier in anderen Tempeln nahmen. Der demotische Papyrus Spiegelberg berichtet in lit. Form über den Streit äg. Priester um Pfründen und Anrechte im Zusammenhang mit der Prozessionsbarke des Amun [11]. Diod. 1,97 verbindet den homerischen Ber. (Hom. Il. 1,423) über den Aufenthalt der Olympischen Götter bei den Äthiopiern mit der Überfahrt der Zeusbarke über den Nil, sicher unter Bezug auf das Talfest. Beim Opetfest zog die Barke des Amun von Karnak nach Luxor; es war bes. mit der Machtbestätigung des Königs verbunden. Relikte dieses Festes laufen in arabischer Zeit bis h. als Fest des lokalen Scheichs weiter, sie werden mod. zunehmend “pharaonisiert”.

Ägypten; Nil; Religion (III.); Tempel

Quack, Joachim

Literatur:

Miller, Itineraria, Sp. 860-861.

Kurt Sethe, in: RE V/1, 1903, 1144f. s.v. Diospolis 6; Hermann Kees, in: RE V A/2, 1934, 1553-1582 s.v. Thebai 2; Cesare Paoli, Die Abkürzungen in der lateinischen Schrift des Mittelalters. Ein methodisch-praktischer Versuch. Aus dem Lateinischen übersetzt von Dr. Karl Lohmeyer, Innsbruck 1892, 24. 26; Miller, Weltkarte, 20; Auguste Pelzer, Abréviations latines médiévales: Supplément au ‚Dizionario di abbreviature latine ed italiane‘ de Adriano Cappelli, Löwen / Paris 1966 (2. Aufl.), 304. 306.

DNP: 1 D. Arnold, Gräber des Alten und Mittleren Reiches in El-Tarif, 1976. 2 B. V. Bothmer, The Karnak Statue of Ny-User-Ra, MDAI(K) 30, 1974, 165-170. 3 A. Cabrol, Les voies processionnelles de Thèbes, 2001. 4 B. Ginter et al., Silexindustrien von El Târif, 1979. 5 F. Kamp, Die thebanische Nekropole, 1996. 6 D. B. O´Connor, Beloved of Maat, the Horizon of Re: The Royal Palace in the New Kingdom, in: Ders., D. P. Silverman (Hrsg.), Ancient Egyptian Kingship, 1995, 263-300. 7 E. Otto, Topographie des thebanischen Gaues, 1952. 8 M. Saleh, Three Old Kingdom Tombs at Thebens, 1977. 9 S. P. Vleeming (Hrsg.), Hundred-Gated Thebes, 1995. 10 H.-U. Onasch, Die assyrischen Eroberungen Äg.s, 1994. 11 W. Spiegelberg, Der Sagenkreis des Königs Petubastis, 1910. Karten-Lit.: J. Baines, J. Malek, Weltatlas der alten Kulturen: Äg., 1980. E. Brunner-Traut, Äg. Kunst- und Reiseführer mit Landeskunde, 61988, 588-686. I. Shaw, P. Nicholson, British Museum Dictionary of Ancient Egypt, 1995, 287.

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Letzte Bearbeitung:

25.08.2024 12:05


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https://tp-online.ku.de/trefferanzeige.php?id=2819 [zuletzt aufgerufen am 29.09.2024]

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