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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Pelusio

Name (modern):

Ruinen bei Tine (d. i. Kotstadt) (Miller)/Tell el-Farama (Barrington)

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher -     Heracleo     XXVI+?     Phacusi     
Toponym nachher VIII     Gerra     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington)
Großraum:

Ägypten/Nil/Äthiopien

Toponym Typus:

Ortsname mit Symbol

Planquadrat:

8C4

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

A Doppelturm

Itinerar (ed. Cuntz):

Pelusio (152,4)

Alternativer Name (Lexika):

Pelusion (DNP)

RE:

Pelusion

Barrington Atlas:

Pelusium (74 H2)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Pelusio

Levi:

Pelusio (A,II,2)

Ravennat:

Pelusion (p. 35.29), Pilusion (p. 90.12)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Πηλούσιον πόλις (4,5,11); Πηλούσιον (8,15, 11)

Datierung des Toponyms auf der TP:

Kaiserzeit (2. Jh.)

Begründung zur Datierung:

Am wahrscheinlichsten, wie für viele andere ägyptische Toponyme auch, dürfte eine Datierung dieses Eintrags auf der TP in das 2.Jh. n.Chr. am wahrscheinlichsten sein, als Pelusium in der römischen Verwaltung Ägyptens als Gaumetropole eine gewisse Bedeutung gewann und daher in den Nomenprägungen Trajans und Hadrians gut bezeugt ist. - Vgl. auch den Kommentar.

Kommentar zum Toponym:

Pelusio ist identisch mit dem am östlichen Nilarm gelegenen Pelusion. Dieser Platz im äußersten Nordosten Ägyptens stellt den „natürlichen“ Zugang ins Nilland dar: Viele Eroberer, so auch Alexander der Große 332 v.Chr., marschierten über Pelusion und entlang des pelusischen Nilarms in Richtung Memphis. Daher fungierte der Ort als östliche Grenzfestung Ägyptens und somit als wichtiger Handels- und Verkehrsknotenpunkt im östlichen Mittelmeerraum. Der ägyptische Name der Stadt lautet Pa-ir-Imen bzw. Per-ir-Imen „Die (Stadt), die Amun gemacht hat“; ein nahegelegener Ort, der später mit Pelusion zusammenwuchs, wird im demotischen Onomastikon in P. Cairo 31169 (4./3.Jh. v. Chr., frühe Ptolemäerzeit) als Ta-ami „Der Lehm (Ton)“ aufgelistet und wurde offenbar zum profanen Namen von Pelusion. Das griechische Toponym lautet Πηλούσιον (< πηλός „Lehm), ist also eine Übersetzung des ägyptischen Namens (Strab. 17, 1, 21 [803]; zu Pelusion vgl. z.B. auch Strab. 1, 3, 4 [50]; 16, 2, 32f. [760]; 17, 1, 4 [788]. 6 [791]: Πηλούσιον; Ptol. 4, 5, 11: Πηλούσιον πόλις; 8, 15, 11: Πηλούσιον; Amm. 22, 16, 3: Pelusium; Not. Dign. Or. 28, 5: Pelusio; 16: Equites stablesiani, Pelusio). Bereits seit der Ptolemäerzeit ist eine wachsende Bedeutung der Stadt bezeugt. Ähnlich wie Naukratis genoss Pelusion vielleicht eine Teilselbständigkeit als „Port of Trade“, besaß in der römischen Verwaltung Ägyptens als Gaumetropole eine gewisse Bedeutung und ist in den Nomenprägungen Trajans und Hadrians vertreten (Drachme, 108/109 n.Chr.: ΠΗΛΟΥCΙΟΥ ΝΟΜΟC [Lesung nach Geissen/Weber, 289]; Drachme, 109/110 n.Chr.: ΠΗΛΟΥCΙⲱΤⲱΝ ΠΟΛΕⲱC [Dattari/Savio, 309 no. 11091]; Drachme, 111/112 n.Chr.: ΠΗΛΟΥCΙΝ [de Geus 2404]; Obol, 126/127 n.Chr., Rs.: ΠΗΛΟΥ[σιον] [BMC 44/45]; Hemiobol, 126/127 n.Chr., Rs.: ΠΗΛΟΥ[σιον] [BMC 46; BMC Suppl. N. 126/127]).

Kommentar (Talbert):
-> Stretch to Gerra
The distance figure VIII is placed beyond the crossing of river 107h. The copyist then began the next (Gerra) stretch prematurely, so that this distance figure extends over its start.
River crossing: (river, no. 107h)



Miller, Itineraria, Sp. 814:
Pelusio (So Bt, Bg, Ve; irrig pelusio (rel.)), it. (It), Pelusion und Pilusion (Ra), Pilusiun (Gu), Pelusium (I Al, Jul, Hon, Her, Pol, St, Pt, Jos, Ml, Liv, Pl, Am, Steph), Pelusium quod Peleus Achillis pater dicitur condidisse (Am); im Altertum Sin, der koptische Name Pheromi, Peremum oder Peromi (von Omi = Kot), der ägyptische Name Tele oder Perema, alle bedeuten „Kotstadt”; an der östlichen, nach ihr benannten Nilmündung, 20 st vom Mittelmeer (St), zwischen Sümpfen und Morästen, 20 st im Umfang, der Schlüssel Ägyptens (Liv, Jos), deshalb stark befestigt und oft belagert; Hauptstadt der Provinz Augustamnica (Am); j. Ruinen bei Tine (d. i. Kotstadt).

Datierung (Barrington):
Pelusium - Archaic/Classical/Hellenistic/Roman/Late Antique (Jaritz 1996; Carrez-Maratray 1999)

DNP:
Pelusion

Dieser Ort ist auf folgenden Karten verzeichnet:

Ägypten | Ägypten | Alexandros | Diadochen und Epigonen | Handel | Pilgerschaft | Roma | Roma | Syrien | Zenobia | Straßen

(Πηλούσιον; lat. Pelusium). Ort an der äußersten NO-Spitze des Nildeltas (sö von Port Said), äg. Sjn, älter Snw, “Festung”, seit ptolem. Zeit auch als P-Pr-jr-Jmn bezeugt, koptisch ΠΕΡΕΜΟΥΝ, das h. Tall Faramā. Der griech. Name P. geht wohl auf eine volksetym. Ableitung von äg. sjn, “Lehm” = griech. pēlós zurück (vgl. Strab. 17,1,21). Aufgrund des Namens gelten auch Peleus (Amm. 22,16,3) oder Isis (zum Gedenken an ihren Sohn Pelusios, Plut. Is. 17) als Gründer. P. war schon im 3. Jt. als Grenzfestung und Weinanbaugebiet bekannt, histor. bedeutend wurde der Ort aber erst im 1. Jt.v.Chr. als Hafen, Handels- und Verkehrsknotenpunkt, v.a. aber als wichtigste Sperrfestung der Küstenstraße von Asien nach Ägypten. Der Assyrerkönig Sanherib (705-681) versuchte hier einzudringen (Hdt. 2,141), unter Assurbanipal (669-631) war P. Sitz eines assyrischen Vasallenfürsten. Kambyses [2] siegte 525 v.Chr. bei P. entscheidend über Psammetichos III. (Hdt. 3,10-12), 374 wurden hier die Perser unter Pharnabazos [2] und Iphikrates abgewehrt (Diod. 15,42,2). Auch in ptolem. Zeit war P. eine wichtige Festung und Zollstation. Antigonos [1] und Demetrios [2] Poliorketes scheiterten 306 vor P., und in den “Syrischen Kriegen” zw. Ptolemaiern und Seleukiden im 3. und 2. Jh. spielte P. als Ausgangspunkt für äg. Vorstöße nach Asien und als Sperrfestung eine Schlüsselrolle. Erst im 6. Syr. Krieg gelang es Antiochos [6] IV. (170/69) nach einer siegreichen Schlacht, P. zu erobern (Liv. 44,19,9). Danach wurde P. erst wieder im J. 55 bei der Wiedereinsetzung Ptolemaios´ XII. durch röm. Intervention von Truppen des M. Antonius [I 9] eingenommen. Nach der Niederlage bei Pharsalos begab sich Pompeius [I 3] nach P. zu Ptolemaios XIII. und wurde dort 48 v.Chr. ermordet (Caes. civ. 3,103f.). Im folgenden “alexandrinischen Krieg” (48-47) leistete P. den Entsatztruppen Caesars unter Mithradates [8] von Pergamon keinen großen Widerstand, ebensowenig bei der Eroberung Ägyptens durch Octavian (Augustus) im J. 30 v. Chr. In byz. und arabischer Zeit war P. ein wichtiger Bischofssitz, der bis ins 11. Jh. erwähnt wird.

Hauptgottheit der Stadt war Amun, daneben gab es u.a. Kulte der Isis und des Harpokrates. Die angebliche Verehrung der Zwiebel, von der zahlreiche griech. und lat. Autoren berichten [1], wird von christl. Schriftstellern als Ausgeburt des Aberglaubens verspottet und von Hier. comm. in Iesaiam 13,46 als religio Pelusiaca bezeichnet.

Jansen-Winkeln, Karl (Berlin)

Literatur:

Miller, Itineraria, Sp. 814;

Carl Steuernagel / Hermann Kees, in: RE X / 2, 1919, 2263f. s.v. Kasion 2; Hermann Kees, in: RE XIX / 1, 1937, 407-415 s.v. Pelusion; Heinz J. Thissen, in: Lexikon der Ägyptologie 4, 1982, 925f. s.v. Pelusion; Stefan Timm, Das christlich-koptische Ägypten in arabischer Zeit: Eine Sammlung christlicher Stätten in Ägypten in arabischer Zeit, unter Ausschluß von Alexandria, Kairo, des Apa-Mena-Klosters (Der Abu Mina), der Sketis (Wadi n-Natrun) und der Sinai-Region, Teil 2: D-F, Wiesbaden 1985 (= Beihefte zum Tübingen Atlas des Vorderen Orients B 41/2), 926-935 s.v. al-Farama; Horst Jaritz / Sébastian Favre / Giorgia Nogara / Mieczslaw Rodziewicz, Pelusium. Prospection archéologique et topographie de la région de Tell el-Kana’is 1993 et 1994, Stuttgart 1996 (= Beiträge zur Ägyptischen Bauforschung und Altertumskunde13); Jean-Yves Carrez-Maratray, Péluse et l’angle oriental du delta Egytien aux époques grecque, romaine et byzantine, Le Cahire 1999 (= Bibliothèque d’Étude124); Karl Jansen-Winkeln, in: DNP 9, 2000, 513f. s.v. Pelusion; Colin Adams, A Study on Economics and Administration in a Roman Province, Oxford 2007 (Oxford Classical Monographs) (zu den von Pelusium ausgehenden Routen); Adriano Savio (Hrsg.), Numi Augg. Alexandrini. Catalogo della collezione Dattari, Trieste 2007 (2.Aufl.); Angelo Geissen/Manfred Weber, Untersuchungen zu den ägyptischen Nomenprägungen X. 20. Unterägyptischer Gau und die Stadt Pelusion, Zusammenfassung der Ergebnisse von Nomenprägungen (I)-X, in: ZPE 164, 2008, 277-305, hier 281-290; Charles Bonnet / Jean-Yves Carrez-Maratray, Découvertes récentes à Péluse (Tell el-Farama et Tell el-Makhzan) in: Revue Archéologique NS 1, 2014, 101-108.


A. Jacoby, Beitr. zur Gesch. der spätäg. Rel., in: Recueil de Travaux 34, 1912, 9-15.

H. Kees, s.v. P., RE 19, 407-415.

H.-J. Thissen, s.v. P., LÄ 4, 925f.

St. Timm, Das christl.-koptische Äg. in arab. Zeit, Bd. 2, 1984, 926-935, s.v. al-Farama.

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Letzte Bearbeitung:

14.01.2023 17:50


Cite this page:
https://tp-online.ku.de/trefferanzeige.php?id=2797 [zuletzt aufgerufen am 17.06.2024]

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