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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Amphipoli

Name (modern):

Amphipoli/Neochori

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher XXX     Appollonia     
Toponym nachher XXX.III     Philippis     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington)
Großraum:

Balkanraum südlich

Toponym Typus:

Ortsname ohne Symbol

Planquadrat:

7B2 / 7B3

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

Amphipoli (320,4; 331,1); civitas Amphipolim (604,4)

Alternativer Name (Lexika):

Amphipolis (DNP)

RE:

Amphipolis 1

Barrington Atlas:

Amphipolis (51 B3)

TIR / TIB /sonstiges:

Amphipolis (TIR K 34, 14f)

Miller:

Amphipoli

Levi:

 

Ravennat:

 

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Ἀμφίπολις* /3,13,31; 8,12,5)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Spätantike (ab Diokletian & 4. Jh.)

Begründung zur Datierung:

Der Ort ist literar. belegt seit Thukydides. Das Fehlen einer Vignette auf der TP könnte, falls es sich nicht um einen Kopierfehler handelt, auf eine Zeit des Niedergangs der einst bedeutenden Stadt im 4. Jh. n. Chr. passen.

Kommentar zum Toponym:

Gleiche Namensform:
- Ἀμφίπολις vielfach literar. belegt seit Thuk., z. B. 4,102 am Strymon, Kolonie der Athener, Gründung u. ö.; ; 5,6,5ff; Aesch. 2,9 mit Schol.; vgl. Schol. Lykophr. 495; z. B. Aristot. Pol. 5,2,11 1306a2 (Staatsstreich des Kleotimos gegen die dortige Oligarchie); Diod. 12,68; 18,4; 19,50; 43,4; Strabo 2,5,40 (Tageslänge); 7 frg. 15a Radt (20 Stadien, ca. 3,7 km strymonaufwärts von dessen Mündung aus, Gründung der Athener bei Ἐννέα Ὁδοί, „Neun Wege“); frg. 16a (oberhalb Gebiet der Bisalter); frg. 20a; Apg 17,4; Plut. Cim. 7;
Theopomp BNJ 115 F 166; Arr. anab. 1,2,5; Memnon BNJ 434 F 1,22,12; Ptol. 3,13,31 Ἀμφίπολις*; 8,12,5; Hierokl. synekd. 640,2; Steph. Byz.
- Amphipolis, z. B. Liv. 37,6; 44f; 29f u. ö.; Plin. nat. 4,38 (in der regio Mygdoniae) Amphipolis liberum; ItAnt 320,4 Amphipoli; 331,1 Amphipoli; ItBurd 604,4 civitas Amphipolim.

Alternative Namen:
- Ἐννέα Ὁδοί, älterer Name lt. Thuk. 4,102,3
- Krademna und Anadraimos Steph. Byz.

Früher zu Thrakien gehörige Stadt im fruchtbaren Land der Edones, 4,5 km oberhalb der Mündung des Strymon (vielleicht der namenlose Fluß Nr. 89 in 7B1/2; dieser mündet allerdings auf der TP zu weit links) an einem auf drei Seiten umflossenen Hügel, an strategisch beherrschender Stelle (Ἐννέα Ὁδοί, “Neun Wege”). 437/6 v. Chr. vom Athener Hagnon unter Beteiligung anderer Städte gegründet (Thuk. 4,102,1-3; Diod. 12,32,3). Kontrollierte die westöstl. Landroute über die Strymonbrücke, die spätere via Egnatia, und verfügte über den Zugang zum Bergwerksgebiet am Pangaion sowie zu den Holz- und Teervorkommen der Umgebung. 424/23 v. Chr. an Sparta (Thuk. 5,7-10). Im Frieden von 421 v. Chr. wurde Athen zugesprochen, doch selbständig, bis zur Eroberung durch Philippos 357 v. Chr. Bevölkerungszuwachs ermöglichte es, Alexandros eine Kavallerieeinheit (ilai ) zu stellen (Arr. anab. 1,2,5). Unter den Königen begrenzte Autonomie. Gut ausgebaute städtische Einrichtungen. Nach der Schlacht bei Pydna (168 v. Chr.) von den Römern erobert und als Verwaltungszentrum der Macedonia I (Liv. 45,29,9) mit Münzrecht organisiert. Von Taxiles (87/6 v. Chr.) im 1. Mithradatischen Krieg erobert (Memnon BNJ 434 F 1,22,12). Wohl durch Augustus civitas libera (Plin. nat. 4,38) (s. Errington, DNP). Die Zeugnisse aus der Kaiserzeit sind spärlich, aber Statuenreste und Ehreninschriften belegen eine enge Beziehung zu einigen Kaisern, z. B. zu Hadrian. Meilensteine zeigen, daß sich das Territorium bis zum Westufer des Strymon ausgedehnt hatte (s. Koukouli-Chrysanthaki 2012, 430 mit Literatur in den Fußnoten).
Die Münzprägungen endeten Mitte des 3. Jh.s n. Chr., als Amphipolis, das, anders als andere makedonische Städte, seine Stadtmauern nur notdürftig reparieren konnte, stark unter den Barbareneinfällen litt. Zerstörungen dokumentieren einen Niedergang im 4. Jh., als sich die Stadt auf das Gebiet der röm. Akropolis zurückzog, wo sich das frühchristliche Amphipolis entwickelte (s. Koukouli-Chrysanthaki 2012, 435f).

Inschriften:
CIG II 2008f. Le Bas 1417–24. Heuzey 169. CIL III 632

Münzen:
Münzen Head HN 190.
Kosmidou, Elpida: Excavation Coins: Greek Coins From the Eastern Cemetery of Amphipolis, The Numismatic Chronicle. The Journal of the Royal Numismatic Society, 166.
(2006), 415-431.
Poulios, Vasilis: «Θησαυρός» αργυρών νομισμάτων Αμφίπολης και Θάσου από το νεκροταφείο της αρχαίας Γαζώρου (CH IX, 18), in: Touratsoglou, Giannēs u. a. (Hgg.): Κερμάτια Φιλίας: τιμητικός τόμος για τον Ιωάννη Τουράτσογλου. Αθήνα 2009, 227-233.

Reiche archäologische Funde, zwischen 1956-2001 jährlich vorgestellt von Demetrios Lazaridis u. a. in der Zeitschrift Πρακτικά της εν Aθήναις Aρχαιoλoγικής Eταιρείας (Bd. 112-156) und seit 2000 unregelmäßig in To αρχαιoλoγικó έργo στη Mακεδoνία και Θράκη (Bd. 14ff). Auf dem Kasta Hügel wird zur Zeit die bisher größte in Griechenland entdeckte Grabanlage ausgegraben unter der Leitung von Katerina Peristeri, dazu zuletzt Tsokas et al. 2018 mit Überblick über die Grabungsliteratur.

Aktuellster Überblick über die Stadtgeschichte bei Koukouli-Chrysanthaki 2012.
Älterere Literatur bei Lauffer 1989.
Online-Präsentation unter http://amphipolis.gr/en/

Meilenangabe nach Philippis: XXX.III (sic!) (33);
der Weg von Amphipolis hinauf nach Philippoi wird als schwierig beschrieben von App. civ. 4,13,105.
Laut ItMiller 583f sollte auf der Karte eigentlich Amphipolis durch die Straßenlinie nicht mit Philippis sondern mit 7B3 Trinlo (in der Lage umstritten, s. Art. dort) verbunden sein.







Kommentar (Talbert):
-> stretch to Philippis:
Distance figure is written XXX.III.

Miller, Itineraria, Sp. 523:
30, [...; vgl. Datenbankeintrag zu Appollonia·].
Amphipoli, it. (It, It Alex. - Sammelpunkt der Flotte Alex. d. Gr.), [...], am linken Ufer des Strymon, unweit seiner Mündung, von 2 Armen desselben umschlossen, woher der Name (Thuc. 4, 102), in einer Gegend, die früher ἐννέα ὁδοί hieß (Hd, Thuc), unter den Römern Hauptstadt von Macedonia prima (Pt), mit dem Hafen Eion. - Marmârî (Ed); im MA hieß auch der Strymon - Fluß Marmara "a pago Marmara" - "vicina sunt rudera quae rustici nominant Chrysopoli" (Pierre Belon a. 1555); j. Ruine bei Neokhorio, türk. Yenikiöi (cf. Kutzen, De Amphipoli, Breslau 1836); cf. Consinéry 1831. Iss: CIL III 14204. 14206^2, CIG 2008. 2009.
33, it. und 32 (It), 32 (Hi, bis mut. Domeros 13; j. Misiron;
bis mut. Ad Duodecimum; j. Eredzekli;
inde Philippis 12).
In Pravista wurde 1 Meilenstein gefunden mit Entfernung 7 oder 9 (VII..) [a Philippis?] aus dem Jahre 217 (CIL III 14207).

Datierung (Barrington):
Amphipolis - Classical, Hellenistic, Roman, Late Antique (Isaac 1986, 35-48; Lauffer 1989, 109-10).

DNP:
Amphipolis
(Ἀμφίπολις). Stadt im fruchtbaren Land der Edones, 4,5 km oberhalb der Mündung des Strymon an einem auf drei Seiten umflossenen Hügel, 437/6 v. Chr. vom Athener Hagnon an strategisch beherrschender Stelle (Ἐννέα Ὁδοί, Ennea Hodoi, “9 Wege”) unter Beteiligung anderer Städte gegründet (Thuk. 4,102; Diod. 12,32,3). A. kontrollierte die westöstl. Landroute über die Strymonbrücke (nachmals die via Egnatia ) und verfügte über den Zugang zum Bergwerksgebiet am Pangaion sowie zu den Holz- und Teervorkommen der Umgebung. Im Winter 424/23 v. Chr. verloren die Athener A. an Sparta (Thuk. 5,7-10). Im Frieden von 421 v. Chr. wurde A. Athen zugesprochen, doch behauptete sich A. selbständig, bis Philippos A. 357 v. Chr. eroberte und von einem königlichen epistates wohl mit einer Besatzung verwalten ließ. Bes. Bevölkerungszuwachs ermöglichte es A., Alexandros [4] eine Kavallerieeinheit ( ilai ) zu stellen (Arr. an. 1,2,5). Unter den Königen genoß A. wie andere maked. Städte begrenzte Autonomie. A. verfügte über gut ausgebaute städtische Einrichtungen (Stadtmauer und Gymnasion ergraben). Nach der Schlacht bei Pydna (168 v. Chr.) von den Römern erobert und als Verwaltungszentrum der Macedonia I (Liv. 45,29,9) mit Münzrecht organisiert. Von Taxiles (87/6 v. Chr.) im 1. Mithradatischen Krieg erobert (FGrH 434 Memnon fr. 1,22,12). Von Augustus dürfte A. den Status einer civitas libera erhalten haben. Laufende Ausgrabungen fördern immer neue Zeugnisse (einschließlich Inschr.) einer wirtschaftlichen Blüte unter den Königen und den röm. Kaisern zutage. Christl. Zeugnisse sind spät: Eine Kirche von ca. 500 n. Chr., ein Bischof von A. bei der Synode von Konstantinopolis 553 n. Chr., doch dürften christl. Urspr. in A. älter sein.
Errington, Robert Malcolm

Literatur:

Errington, Robert Malcolm (Marburg/Lahn), “Amphipolis”, in: Der Neue Pauly, Herausgegeben von: Hubert Cancik,, Helmuth Schneider (Antike), Manfred Landfester (Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte). Consulted online on 06 August 2019
First published online: 2006.

Hirschfeld, Eugen: Amphipolis 1, RE 1,2 (1894), 1949–1952.

Isaac, B.: The Greek settlements in Thrace until the Macedonian conquest, Leiden 1986, 35-48.

Koukouli-Chrysanthaki, Ch.: Amphipolis, in: Lane Fox, Robin J. (Hg.): Brill´s Companion to Ancient Macedon: Studies in the Archaeology and History of Macedon, 650 BC - 300 AD, Leiden-Boston 2012, 409-436.

Lauffer, S.: Griechenland. Lexikon der historischen Stätten, München 1989, 109f.

Lazarides, Demetrios: Amphipolis. Tameio Archaiologikōn Porōn kai Apallotriōseōn, Athen 1993.

Miller, Itineraria, Sp. 523.

Nigdelis, P: Amphipolis´ Devastation in the 1st Century BC. Myth or Reality?, in: L. Maksimović/M. Ricl (Hgg.): Τῇ προσφιλεστάτῃ καὶ πάντα ἀρίστῃ Μακεδονιαρχίσσῃ. Students and Colleagues for Prof. Fanoula Papazoglou, Belgrade 2018, 91-104.

Papazoglou, F.: Les villes de Macédoine à l´époque romaine (= BCH Suppl. 16), Paris 1988, 392-397.

Tsokas, Grigorios N. et al.: ERT imaging of the interior of the huge tumulus of Kastas in Amphipolis (northern Greece), Archeological Prospection 25, 4 (2018), 347-361
https://doi.org/10.1002/arp.1718.

Zarmakoupi, Mantha: Urban Space and Housing in Roman Macedonia.Thessalonike, Philippi, Amphipolis and Dion, in: Julien Fournier/Marie-Gabrielle G. Parissaki (Hgg.): Les communautés du nord Égéen au temps de l´hégémonie romaine (= Melemata 77), Athen 2018, 263-298.




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Letzte Bearbeitung:

13.12.2022 18:11


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https://tp-online.ku.de/trefferanzeige.php?id=1132 [zuletzt aufgerufen am 30.09.2024]

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