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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Aprodisia

Name (modern):

Thracian Chersonese

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher Apris     
Toponym nachher XXIIII     Callipoli     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington)
Großraum:

Balkanraum nördlich

Toponym Typus:

Ortsname ohne Symbol

Planquadrat:

7B5

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

Afrodisiade (333,7)

Alternativer Name (Lexika):

Aphrodisias (DNP)

RE:

Aphrodisias 4

Barrington Atlas:

Aphrodisias/Col. Flaviopolis (51 H3)

TIR / TIB /sonstiges:

Aphrodisias (TIB 12, 254)

Miller:

Aprodisia

Levi:

 

Ravennat:

Afrodisia (4,6 p. 48,2; 5,12 p. 93,30)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Ἀφροδισιάς (3,11,13)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Kaiserzeit (2. Jh.)

Begründung zur Datierung:

Erste Erwähnung des Ortes bei Ptol.; Siedlungskontinuität in byz. Zeit.

Kommentar zum Toponym:

Übliche Namensform:
Ἀφροδισιάς Ptol. 3,11,13; Prokop. aed. 4,10,20 πόλιν τε γὰρ Ἀφροδισιάδα ἐρύματι ἐχυρωτάτῳ περιεβάλλετο, ἀτείχιστον ἐκ τοῦ ἐπὶ πλεῖστον τὰ πρότερα οὖσαν.
Ἀφροδισίας 634,1 Ἀφροδισίας
Afrodisias ItAnt 333,7 Afrodisiade; Rav 4,6 p. 48,2 Afrodisia; 5,12 p. 93,30 Afrodisia; Guido 107 Afrodisia, quae nunc Redesto territorium.

Alternative Namensformen:
Ἀφροδίτης πόλις Steph. Byz. Ἀφροδίτης πόλις, ἡ καὶ Ἀφροδιτόπολις. τὸ ἐθνι-
κὸν ἀμφοτέρων Ἀφροδιτοπολίτης. ἔστι καὶ πόλις κατὰ Ἄθριβιν καὶ Αἰθιοπίαν καὶ Θρᾴκην.

Durch die Nachlässigkeit eines Kartographen, oder eher eines Kopisten, der vergaß, die Straßenlinien zwischen den Stationen einzuzeichnen, erscheint Aphrodisias, wie auch die anderen Häfen der Chersonesos, auf der TP wie von der Hauptverkehrsroute getrennt, ein Fehler, der von modernen Kartographen häufig gedankenlos übernommen wurde (s. Külzer 2013, 4). Dieses Versehen ist leicht zu erklären, wenn man annimmt, dass die Kopisten zuerst die Ortsnamen eingetragen und diese dann mit den roten Linien verbunden haben. Der Namenszug scheint ohnehin dort zu verlaufen, wo die Straße zu erwarten wäre.

Außerdem viel zu weit südlich verzeichnet; in Wirklichkeit nördlich des Flusses Melas (heute: Kavak dere, s. Külzer 2013, 4f).

Station am Eingang der (auf der TP in die falsche Richtung geklappten) Chresonesos, 33 oder 34 Meilen von Apri auf dem Weg nach Kardia (ItAnt 333,7; s. Hirschfeld, RE 2726f), in spätröm. Zeit der Chersonesos zugeordnet (s. TIB 12, 254 mit Jones), wie auch auf der TP zu sehen.

Offenbar ein wichtiger Bezugspunkt in den spätantiken Itineraren (s. TIB 12, 254; ItAnt, Quellen von Rav und Guido). Eine Polis laut Steph. Byz. und Prokop aed. 4,10,20, der berichtet, dass die Stadt vor ihrer Befestigung durch Justinian I. größtenteils unbefestigt war.
Nur ein einziger Bischof (2. H. 4. Jh.) ist bekannt (s. TIB 12, 254), ansonsten wurde Aphrodisias von dem nahegelegenen Bistum Sausadia mitbetreut, so etwa auf dem Konzil von Ephesos 431 (s. Külzer 2016, 52f).

Lokalisierung:
heute allgemein (auch aufgrund der Namenskontinuität) beim Dorf Evrese, heute: Kadıköy, 6 km nördlich des von ItMiller 589 dafür vorgeschlagenen Kavak, das wiederum wohl mit Sausadia in Verbindung zu bringen ist, einem archäologisch gut dokumentierten Ort, in frühbyzantinischer Zeit Bistum (s. Külzer 2016, 52f; s. auch TIB 12, 254; zu alternativen Lokalisierungshypothesen, etwa nach İbrice s. d. ).

Antike oder byz. Gebäudereste sind nicht erhalten (s. TIB 12, 254).

Ältere Lit. bei TIB 12, 254

Meilenangabe nach Callipol[ - ? - ]: XXIIII (24).
so auch ItAnt 333,7.
Die Straßenlinie, die dem ursprünglichen Konzept nach wohl ungefähr der Ausrichtung des Namenszuges entsprochen haben dürfte, wurde vergessen.



Kommentar (Talbert):
-> stretch to Callipol[ - ? - ]:
The linework for this stretch is not marked.

Miller, Itineraria, Sp. 589:
33.
Aprodosia, [...], an der Straße von Apri nach Cardia, in einiger Entfernung von der Küste, vielleicht das alte Agora; kann mit Rhaedestus nicht gleichgestellt werden; j. Kavak.
24, it. (It).

Datierung (Barrington):
Aphrodisias/Col. Flaviopolis - Hellenistic, Roman, Late Antique/Roman, Late Antique (Jones 1971, 17; Loukopoulou 1987, 70, 76; Hakkert, Lex. 4 Aphrodisia 4).

DNP:
Aphrodisias

[1] Stadt in Karia

Stadt in Karia, 38 km südl. des Maiandros, im linken Seitental des Morsylos (h. Dandalaz çayı); h. Geyre. Neolithische und frühbrz. Siedlungsspuren auf der Akropolis, alter Name Νινόη (Steph. Byz. s. v. Ninoe) im örtlichen Kult (Zeus Nineudios) erhalten. A. stand lange im Schatten der Nachbargemeinde Plarasa (h. Bingeç, 15 km südwestl.), bis diese zum Demos von A. absank; Ortsname A. erst im 3. Jh. v. Chr. belegt, Stadtcharakter seit dem 2./1. Jh. v. Chr.; Hauptblüte 1.-2. Jh. der Kaiserzeit ( civitas libera ).

Die Stadt und ihr Aphrodite-Kult wurde durch Caesar, M. Antonius und die Kaiser von Augustus bis Gordianus III. gefördert (bes. mit Asylie-Recht (Asylon), inschr. erh. Kaiserbriefe aus dem Theater); der Aphroditetempel (1. Jh. v. /2. Jh. n. Chr., Vorgängerbauten aus 7. und 3. Jh. v. Chr.) war im Alt. ein vielbesuchter Pilgerort; im 5. Jh. n. Chr. wurde er in eine christl. Basilika umgewandelt und A. als Bischofssitz von Karia später in Stauropolis umbenannt.

Arch. nachgewiesen: Propylon und Aphroditetempel, südl. hiervon der sog. Bischofspalast (4./5. Jh.), ein Odeion (2. Jh. v. Chr.), Agora mit Hallen und einem Kanopus im Süden aus der Zeit des Tiberius, Thermen des Hadrianus an der Südwest-Ecke, daran südl. anschließend eine Basilika (3. Jh. n. Chr.), im Südosten ein Torbau mit reicher Fassade, nördl. hiervon das Sebasteion, eine Ruhmeshalle für das iulisch-claudische Kaiserhaus; im Süden der Stadt die Akropolis mit Theater und 2 kleine byz. Kirchen (6./10. Jh. n. Chr.); im Norden an der Stadtmauer (3,5 km Länge) ein Stadion für ca. 30 000 Zuschauer. A. war Sitz einer berühmten Bildhauerschule (daher die Vielzahl qualitätvoller Statuen, Reliefs, skulptierter Sarkophage).

Kaletsch, Hans

Byzantinische Zeit

Die im Gegensatz zur röm. Epoche geringe Zahl öffentlicher Inschr. deutet auf einen Niedergang A.´ in byz. Zeit hin, der durch ein Erdbeben im 7. Jh. beschleunigt worden sein dürfte. Umbenennung in Stauropolis (7. Jh.) und Karia (9. Jh. [1. 94]). Der Akropolishügel wird zur Festung umgebaut, das Theater bei der Einbeziehung der Anlage nach dem 6. Jh. zerstört. Der Aphroditetempel wird zur Kirche der Erzengel umgewidmet. Eine an das ehemalige Odeion angelehnte Hofanlage ist in byz. Zeit Bischofsresidenz. Eine Kirche mit dreifacher Apsis südl. des Zentrums wird als Martyrium oder Klosterkirche gedeutet.

Leisten, Thomas

Literatur:

Hirschfeld, Gustav: Aphrodisias 4, RE 1,2 (1894), 2726f.

Jones, A. H. M.: The cities of the eastern Roman provinces, Oxford, 2nd ed 1971, 17; 25f.

Külzer, Andreas: Die thrakische Chersones als Geschichts- und Wirtschaftsraum in frühbyzantinischer Zeit, in: Mustafa H. Sayar (Hg.): Eleventh International Congress of Thracology, Istanbul, 8th -12th November, 2010, Istanbul 2016, 407-424, hier: 410; 418.

Külzer, Andreas: The Byzantine Road System in Eastern Thrace: Some Remarks, Byzantinische Forschungen 30 (2011), 179-801, hier: 187f; 195f.
https://www.researchgate.net/publication/262812479_The_Byzantine_Road_system_in_Eastern_Thrace_Some_Remarks.

Külzer, Andreas: Land- und Seerouten im südwestlichen Thrakien. Das Grenzgebiet der thrakischen Provinzen Eurōpē und Rodopē. Vortrag, gehalten am 26. September 2013 in Wien, anläßlich des Arbeitstreffens der byzantinischen Teilprojekte des DFG SPP 1630 „Häfen von der römischen Kaiserzeit bis zum Mittelalter“, 4f.
https://www.academia.edu/4602264/Land-und_Seerouten_im_s%C3%BCdwestlichen_Thrakien

Külzer, Andreas: Zwischen Europa und Asien: Zur Darstellung der thrakischen Chersones und des westlichen Kleinasien auf der Tabula Peutingeriana, Orbis Terrarum 14 (2016), 49-68.

Loukopoulou, L. D.: Provinciae Macedoniae Finis Orientalis: the establishment of the eastern frontier, in: Two studies in ancient Macedonian topography (Meletemata 3), 63-100, Athens, 1987, 70; 76.

Miller, Itineraria, Sp. 589.

Reisekarte Türkiye-Türkei, Türk. Verteidigungsministerium, 1994, Bl. 2.

Les Guides Bleus, Turkey, 1970, 485 ff.

G. E. Bean, Kleinasien 3, 1974, 231-242.

K. T. Erim, A. City of Venus Aphrodite, 1986.

Ders., A. Ein Führer durch die ant. Stadt und das Museum, 1990.

E. Akurgal, Griech. und röm. Kunst in der Türkei, 1987, 413 f.

W. Koenigs, Westtürkei, 1991, 162-172.

N. Himmelmann, Das Bildnis Pindars, in: Ant. Welt 24, 1993, 1, 56-58.

W. Brandes, Die Städte Kleinasiens im 7. und 8. Jh., 1989.

K. T. Erim, A., 1986.

Ch. Roueché, A. in Late Antiquity, 1989.

R. Cormack, The Classical Tradition in the Byzantine Provincial City: The Evidence of Thessalonike and A., in: M. Mullet, R. Scott (Hrsg.), Byzantium and the Classical Tradition, 1981, 103-118.

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Letzte Bearbeitung:

10.12.2022 14:22


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https://tp-online.ku.de/trefferanzeige.php?id=1073 [zuletzt aufgerufen am 29.09.2024]

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