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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Sinottum

Name (modern):

etwa bei Abu Radi

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher -     Ptolemaidonar     
Toponym nachher VI     Venne     
Alternatives Bild
Bild (Barrington)
Großraum:

Ägypten/Nil/Äthiopien

Toponym Typus:

Ortsname ohne Symbol

Planquadrat:

8C3

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

 

RE:

 

Barrington Atlas:

 

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Sinottū

Levi:

 

Ravennat:

 

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

 

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

---

Begründung zur Datierung:

 

Kommentar zum Toponym:

An dieser Stelle auf der Tabula Peutingeriana ist die Schrift stark verblasst, so dass das Toponym schwer lesbar ist. Welser (1598) transkribiert den Ortsnamen mit Sinoitum, löst also die Abbreviatur -um am Wortende auf, Scheyb (1753) und daran anknüpfend Miller (ItMiller 866) lesen Sinottū. Talbert rekonstruiert Sviottv, was meiner Meinung die am wenigstens zutreffende Variante ist. Meines Erachtens ist das Serapeum von Saqqara bei Memphis gemeint, das laut Strabon etwas außerhalb vom Stadtgebiet liegt, eine Örtlichkeit „an einem sehr sandigen Ort, so dass vom Wind Sanddünen aufgehäuft werden, von denen wir die Sphingen teils bis zum Kopf verschüttet und nur halb sichtbar sahen“ (Strab. 17, 1, 21 [807]: Σεράπειον ἐν ἀμμώδει τόπῳ σφόδρα,ὥσθ᾽ ὑπ᾽ ἀνέμων θῖνας ἄμμων σωρεύεσθαι, ὑφ᾽ ὧν αἱ σφίγγες αἱ μὲν καὶ μέχρι κεφαλῆς ἑωρῶντο ὑφ᾽ ἡμῶν κατακεχωσμέναι). Ebenfalls aufschlussreich, vielleicht sogar entscheidend für die Erklärung dieses Toponyms dürfte hier die Bezeichnung Sinopion für den Platz des memphitischen Serapeums sein, die sich bei Eusthatius (ad Dion. Per. 255 [GGM 2, 262]) findet und von Wilcken als „eine altägyptische Lokalbezeichnung für diesen Teil des memphitischen Wüstenrandes (ὄρος), resp. des darin gelegenen Heiligtums des Osorapis“ (S. 79) aufgefasst wird: Σινώπιον γὰρ ὄρος Μέμφιδος (vgl. auch Steph. Byz.). Sinopion wird von Wilcken (und an ihn anknüpfend auch von der neueren Forschung) als gräziserte Form des ägyptischen Se-n-Hp („Sitz des Apis“: Name des memphitischen Apis-Tempels mit den mumifizierten Apis-Stieren), das die griechisch-römische Welt an Sinope denken lässt und zu der Verbindung des Sarapis mit diesem Ort an der kleinasiatischen Schwarzmeerküste führt, wie sie in dem angeblichen Traum eines der frühen Ptolemäerkönige hergestellt wird, der auf göttliche Anweisung ein Serapis-Standbild von dort nach Ägypten bringen ließ (Ps.-Kallisthenes 1, 34, 5: Σινωπεῖον; Tac. hist. 4, 83f.).
Wenn dieser Ort auf der Tabula Peutingeriana tatsächlich mit Sinopion identisch ist, wäre dieser Eintrag mit Venne zu tauschen. Dann würde auch die Distanzangabe (die Entfernung von Memphis zum Serapeum beträgt etwa 5 Meilen) stimmen. Das Serapeum, auch in der Ptolemäerzeit von großer religiöser Bedeutung, war in Rom und der ganzen antiken Welt bekannt (Hdt. 3, 27-29; Plut. Is. 355C. 365F; Ail. nat. 10, 28; var. 6, 8) und diente Hadrian, der auch selbst in Ägypten (Luxor) Serapea errichten ließ, bei der architektonischen Gestaltung des Serapeums in Tivoli als Vorbild. Mit den drei Toponymen Sviottū, Tasdri und Memphis wäre dieser geographische Raum mit seinen ausgedehnten Nekropolen und Kultbauten auf der Tabula Peutingriana also recht prominent dargestellt. Mit dem Blick auf die ägyptische Religionsgeschichte - die Verehrung des Sarapis seit Beginn des 3.Jh. v.Chr. und die zunehmende Bedeutung der Sarapis-Verehrung auch über Ägypten hinaus in der Kaiserzeit - spricht für eine Zuordnung dieses Eintrags zu einer hellenistischen oder kaiserzeitlichen Kopierstufe. - Vgl. auch zu Memphis· und Tasdri·.

[Kommentar (BH):
Welser liest "Sinoitum", Scheyb liest "Sinottu"]

Kommentar (Talbert):
After inspection of the parchment itself (Oct. 2001), I conjecture the (two ?) very indistinct letters to be "vi".

Miller, Itineraria, Sp. 866:
Sinottū (Irrig Sinoitum (Bt, Bg, Ve)); j. etwa bei Abu Radi.
–.

Literatur:

Miller, Itineraria, 866; Auguste Mariettte, Le Sérapéum de Memphis, Paris 1882; Günther Roeder, in: RE I A/2, 1920, 2394-2426, hier 2401 s.v. Sarapis (Σαραπις, Serapis) 1; Ulrich Wilcken, Urkunden der Ptolemäerzeit (Ältere Funde). Erster Band: Papyri aus Unterägypten, Berlin/Leipzig 1927, 19. 78f.; Hermann Kees, in: RE III A / 1, 1927, 255 s.v. Sinopion; Anne Roullet, The Egyptian and Egyptianizing Monuments of Imperial Rome, Leiden 1972 (= EPRO 25), 23-35; John Stambough, Sarapis under the Early Ptolemies, London 1927, 44; Sylvie Honigman, The Septuagint and Homeric Scholarship in Alexandria: A Study in the Narrative of the Letter of Aristeas, Milton Park/New York 2003, 49-52. 79. 83; Christiane Zivie-Coche / Françoise Durand, Die Religionen des alten Ägypten, Stuttgart 2013 (= Die Religionen der Menschheit 8), 201-203.

   [Standard-Literatur-Liste im PDF-Format]

Letzte Bearbeitung:

14.01.2023 18:02


Cite this page:
https://tp-online.ku.de/einzelanzeige.php?id=2847 [zuletzt aufgerufen am 29.09.2024]

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