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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Ptolemaidonar

Name (modern):

el-Lahun

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher VI     Heracleo     
Toponym nachher -     Sinottum     
Alternatives Bild
Bild (Barrington)
Pleiades https://pleiades.stoa.org/places/737029
Großraum:

Ägypten/Nil/Äthiopien

Toponym Typus:

Ortsname ohne Symbol

Planquadrat:

8C3

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

Ptolemaïs [5] (DNP)

RE:

Ptolemais

Barrington Atlas:

Ptolemais Hormou (75 D2)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Ptolemaidonar

Levi:

 

Ravennat:

Ptolomagis (p. 34.22)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

ὅρμος Πτολεμαΐς (4,5,57)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Kaiserzeit (2. Jh.)

Begründung zur Datierung:

Für das 2.Jh. n.Chr. würde die Bezeugung des Ortes durch Ptolemaios sprechen (Ptol. 4, 5, 57: ὅρμος Πτολεμαΐς). Die meisten papyrologischen Zeugnisse stammen aus dem 2. und 3.Jh. n.Chr.

Kommentar zum Toponym:

Welser (1598), Scheyb (1753) und Miller lesen an dieser Stelle Ptolemaidonar. Talbert stellt fest, dass „the name is best seen on the 1888 photograph“ (https://www.cambridge.org/us/talbert/talbertdatabase/TPPlace421.html), also auf der s/w-Aufnahme von 1888; der letzte Buchstabe des Toponyms sei in seiner Form aber nicht eindeutig. Meines Erachtens spricht gerade diese Aufnahme für die Lesung Ptolemaidonar. Die Endung -onar war immer wieder Gegenstand der Forschungsdiskussion: Mannert (Geographie der Griechen und Römer, 1825, 422) führt das Toponym mit gewissser Vorsicht auf die Form Ptolemaidon Arsinoes zurück. Miller hält „eine verschriebene Bezeichnung zum Unterschied von Ptolemais Hermiu“ für möglich; als Auffälligkeit merkt er an, dass die Distanzangabe nach Sviottū fehle, eine Wertung als „verschriebenes Zahlreichen“ schließt er jedoch aus (ItMiller 867).
Die Station ist mit Ptolemais Hormou im Arsinoitischen Gau gleichzusetzen. In der Pharaonenzeit ist der Ort unter den ägyptischen Namen Rȝ-tȝ-ḥny.t-n-Mȝ-wr und Pȝ-sḥ-Ptwlmys bekannt, der koptische Name lautet ⲗⲉϩⲱⲛⲉ. Die Schreibung des Toponyms basiert nach Miller (ItMiller 867) vielleicht auf der Form Πτολεμαίδα (vgl. P. Mich. Zen. 48 [19.9.251 v.Chr.], 4; P. Oxy. XLII 3052 [1.Jh. n.Chr.]). Miller geht also offenbar davon aus, dass sich der Genetiv des Toponyms, wie er in den Texten (nach den Präpositionen ἐις, κατά und περί) vergleichsweise oft bezeugt ist, quasi verselbständigt hat. Der Ort liegt am Memphis-Kanal (Bahr Yusuf) an der Strecke Lykonpolis-Oxyrhynchos - Takona - Herakleopolis - Memphis und Abzweig eines Kanals am Eingang ins Fayyum gelegen, wenn man von Herakleopolis auf dem Wasserweg nach Norden reist. Er verbindet als wichtiger Hafenort den Nomos Arsinoites mit dem Nil und somit mit Alexandria und oberägyptischen Städten wie Lykonpolis. Der Ort ist als Umschlagplatz für alle aus Exporte aus dem Fayyum, auch für den Getreideexport aus dem seit der Ptolemäerzeit agrarisch intensiv genutzten Gebiet, bedeutsam. Generell kam Ptolemais Hormou eine Vorrangstellung in der Region zu: So nennt sich der κωμογραμματεύς („Dorfschreiber“) Petaus, 183/184 n.Chr. in dieses Amt berufen (obwohl des Schreibens unkundig!), „Dorfschreiber von Ptolemais Hormou und anderen Dörfern“ (Hagedorn et al., Das Archiv des Petaus, Texte Nr. P. Petaus 10 [2.5.184 n.Chr.], 2f.; 11 [2.5.184 n.Chr.], 2f.; 52 [185/186 n.Chr.], 2f.; 53. 86 u.ö.: κωμογραμματεὺς Πτολεμαιίδος Ὅρμου καὶ ἄλλων κωμῶν). Die ältesten bekannten Zeugnisse (demotische Papyri) über diesen Ort reichen bis ins 6./5.Jh. v.Chr. zurück (vgl. z.B. P. Brooklyn Dem.13 descr. Rs. 1: Pa-t3-ḥny?); das griechische Toponym ist erstmals für das 3.Jh. v.Chr. belegt, so z.B. in P. Lille Gr. 1, 25, 15f. (Πτολεμαίς), der auch die Orte Herakleopolis und Oxyrhynchos erwähnt. Mit Abstand die meisten Belege - papyrologische Zeugnisse aus dem Petaus-Archiv aus Ptolemais Hormou und die Oxyrhynchos-Papyri - stammen aus dem 2. und 3.Jh. n.Chr. Der Ortsname Ptolemaidonar dürfte eine verschriebene Form des griechischen Toponyms Πτολεμαὶς Ὅρμου sein, diese Namensform scheint sich in der Kaiserzeit regelrecht verfestigt zu haben; ältere Varianten sind ἡ ἐπὶ τοῦ Πτολεμαὶς ὅρμου und ἡ καὶ τοῦ ὅρμου. Auf Grund der Namensform dürfte der Eintrag dieses Toponyms in die (Hohe?) Kaiserzeit zu datieren sein. Vgl. auch H[…]cleo· (Heracleopolis) und F[..]chi· (Oxyrhynchus).


Miller, Itineraria, Sp. 866-867:
Ptolemaidonar, Ptolomagis (Ra) [zu unterscheiden von Ptolemais (Thebais, Hl), ἡ Ἐρμείου (St, Pt, Pl), Ptolemais Hermiu, j. Menschiye. Iss: CIL III 12066-12070. Ptolemaϊde natione (I. CIL III 6599 – gefunden in Nicopoli)]. Die Endung „onar“ in Ptolemaidonar ist kaum möglich; es könnte Ptolemaida heißen; vielleicht liegt in der Endung „onar“ eine verschriebene Bezeichnung zum Unterschied von Ptolemais Hermiu; ein verschriebenes Zahlzeichen lässt sich kaum in „onar“ vermuten, obgleich die Zahl der Entfernung hier fehlt; j. etwa bei Lahun, bei der Abzweigung in das Faijum.
Seitlich Isiu (It) in derselben Gegend zu suchen.
6.

Datierung (Barrington):
Ptolemais Hormou - Hellenistic/Roman/Late Antique (C-D 4, 212-14)

DNP:
Ptolemaïs
[5] Dorf am Eingang des Fajum

Das Dorf Πτολεμαὶς Ὅρμου/P. Hórmu (seit Ptolemaios [1] I. bezeugt), am Eingang des Fajum beim h. al-Lāhūn und Ġurāb gelegen, war als Hafen des arsinoitischen Gaus am Baḥr Yūsuf für den Handel bes. wichtig. Der Ort verfügte auch über Wohnanlagen für königliche Beamte und den König selbst. Ein Palast und ein Hafen bei Ġurāb sind auch schon für das NR (1550-1100) belegt. In ptolem. Zeit sind Kulte heiliger Widder und des Krokodilgottes Nepheros bezeugt.

Jansen-Winkeln, Karl (Berlin)

Literatur:

Konrad Mannert, Geographie der Griechen und Römer su us ihren Schriften: Afrika, 10. Teil, Erste Abtheilung: Ostküste von Afrika, Aethiopia, Aegyptus, Leipzig 1825, 422; ItMiller 866f.; Wolfgang Helck, in: RE XXIII / 2, 1959, 1870, s.v. Ptolemais 7; Ursula Hagedorn/Dieter Hagedorn / Louise C. Youtie / Herbert C. Youtie, Das Archiv des Petaus (P. Petaus), Wiesbaden 1969 (= Wissenschaftliche Abhandlungen der Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen/Papyrologica Coloniensia 4); Danielle Bonneau, Ptolémaïs Hormou dans la documentation papyrologique, in: Chronique d’Égypte 54, 1979, 310-326; Dieter Arnold, Lexikon der Ägyptologie 3, 1980, 909-911 s.v. el-Lahun; Dorothy J. Thompson, Nile Grain Transport under the Ptolemies, in: Peter Garnsey / Keith Hopkins/C.R. Whittaker (Hrsg.), Trade in the Ancient Economy, Berkeley / Los Angeles 1983, 64-75, hier 73-75; Stefan Timm, Das christlich-koptische Ägypten in arabischer Zeit: Eine Sammlung christlicher Stätten in Ägypten in arabischer Zeit, unter Ausschluß von Alexandria, Kairo, des Apa-Mena-Klosters (Der Abu Mina), der Sketis (Wadi n-Natrun) und der Sinai-Region, Teil 3: G-L, Wiesbaden 1985 (= Beihefte zum Tübingen Atlas des Vorderen Orients B 41 / 3), Wiesbaden 1985, 1485f.; Tomaz Derda, Waterway Fayum - Alexandria: A Note on P. Lille I 1 (= P. Zen. Pest., Appendix A), in: The Journal of Juristic Papyrology 36, 2006, 9-20, hier 12. 13f.; Aristide Calderini / Sergio Daris, Dizionario dei nomi geografici e topografici del Egitto greco-romano IV, Milano 1983, 212-214; Yanne Broux, The Archive of Petaus, Village Scribe of Ptolemais Hormou and Surrounding Villages, in: Katelijn Vandorpe / Willy Clarysse / Herbert Verreth (Hrg.), Graeco-Roman Archives from the Fayum, Leuven 2015 (= Collectanea Hellenistica 6), 285-288; Cornelia Römer, The Nile in the Fayum: Strategies of Dominating and Using Water Resources of the River in the Oasis in the Middle Kingdom and the Graeco-Roman Period, in: Harco Willems / Jan-Michael Dahms (Hrsg.), The Nile: Natural and Cultural Landscape in Egypt, Bielefeld 2017 (= Mainz Historical Cultural Sciences 36), 171-191, hier 175-177 mit Fig. 3. 180f.

A. Calderini, s. v. P., Dizionario dei nomi geografici e topografici dell´ Egitto greco-romano, Bd. 4.3, 1986, 212-214

D. Bonneau, Ptolémais Hormou dans la documentation papyrologique, in: Chronique d´Égypte 54, 1979, 310-326.

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Letzte Bearbeitung:

25.08.2024 12:36


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https://tp-online.ku.de/trefferanzeige.php?id=2846 [zuletzt aufgerufen am 29.09.2024]

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