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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Spelci

Name (modern):

Dakka Eg.: Pselqet (Barrington)

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher VI     Herasicamina     
Toponym nachher XLI     Syene     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington)
Pleiades https://pleiades.stoa.org/places/ 795846
Großraum:

Ägypten/Nil/Äthiopien

Toponym Typus:

Ortsname ohne Symbol

Planquadrat:

8C1

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

Pselcis (162,2)

Alternativer Name (Lexika):

Pselkis (DNP)

RE:

Pselkis

Barrington Atlas:

Pselchis (81 C2)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Spelci

Levi:

 

Ravennat:

 

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Ψέλκις (4,5,74; 4,7,14)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

frühe Kaiserzeit (einschließlich Flavier)

Begründung zur Datierung:

Dieser Teil der Tabula Peutingeriana dürfte die politischen Gegebenheiten seit der (frühen) Kaiserzeit und vor dem nach 217/8 erfolgten Abzug der römischen Einheiten (cohors I Flavia Cilicum equitata, vgl. Fontes Historiae Nubiae III 239) wiederspiegeln, denn kurz nach 248/9 kam der Dodekaschoinos unter meroitische Herrschaft und Diokletian 298 zog die ägyptische Grenze nach Philae zurück, Hiera Sykaminos wurde meroitischer Garnisonsort.

Kommentar zum Toponym:

Spelci ist eine verschriebene Form des Toponyms Pselkis, das eine gräzisierte Form des ägyptischen Per Selk ist. Ptolemaios IV. (222/1-204 v.Chr.) bezog auch den Süden des Zwölfmeilenlandes in seine Religionspolitik ein und erbaute in Pselkis den Thot-Tempel; als den Ptolemäern nach Ausbruch des großen Aufstandes in Oberägypten (205 v.Chr.) die Kontrolle über Nubien entglitt, führten die meroitischen Könige umfangreiche Bau- und Dekorationsarbeiten in den dortigen Heiligtümern durch. Pselkis war 25 v.Chr. der Schauplatz der siegreichen Schlacht des Publius Petronius, römischer Präfekt Ägyptens, gegen die meroitischen Truppen. Das nubische Gebiet bis zum 2. Katarakt fällt an Rom. Petronius’ Versuch, das gesamte meroitische Reich zu erobern, scheitert. Das Ergebnis von Augustus’ Verhandlungen mit einer meroitischen Gesandtschaft im Winter 21/20 v.Chr. ist die Festlegung der Grenze bei Hiera Sycaminos (Takompso), der gesamte Dodekaschoinos fällt also an Rom und unterstand der Verwaltung des στρατεγὸς des Nomos von Elephantine und Philae (περὶ Ἐλεφαντίνην καὶ Φίλας). Römische Garnisonsorte sind Syene, Elephantine und Philae; verbunden mit den Truppenstationierungen präsentiert sich Augustus (in Nachfolge der Pharaonen bzw. der Herrscher vom Meroë und selbst in Inschriften mit dem Titel pr-‛3) als Förderer der traditionellen Kulte: Er errichtet, erweitert und erneuert Tempel und stattet sie mit Reliefs und repräsentativen architektonischen Elementen aus. Die papyrologischen Zeugnisse dokumentieren Pselkis als Garnisonsort für den Zeitraum vom ersten bis dritten Jahrhundert, z.B. P. Mich. 3, 203 = SB 4, 7356 (Privatbrief eines in Pselkis stationierten Soldaten, 22./23.10.114-116 n.Chr.), 9. 15: Ψέλκις; P. Mich. 7, 436 (138 n.Chr.), 2. 11: Pselchis; sowie eine Reihe nicht genau datierbarer Ostraka (ca. 150-225 n.Chr., z.B. SB 24, 16236). Die spätesten Quittungen für Weinlieferungen an die in Pselkis stationierten Soldaten stammen aus den 210er Jahren. Ein Ostrakon aus Didymoi nennt mehrere Männer aus Pselkis, die vielleicht als Soldaten der dortigen Garnison dienten (O. Did. 70 [175-225 n.Chr.], 4. 5. 6: Ψελκίτης). Dieser Teil der Tabula Peutingeriana dürfte also die politischen Gegebenheiten seit der (frühen) Kaiserzeit und vor dem nach 217/8 erfolgten Abzug der römischen Einheiten (cohors I Flavia Cilicum equitata, vgl. Fontes Historiae Nubiae III 239) wiederspiegeln, denn kurz nach 248/9 kam der Dodekaschoinos unter meroitische Herrschaft und Diokletian 298 zog die ägyptische Grenze nach Philae zurück, Hiera Sykaminos wurde meroitischer Garnisonsort. - Vgl. auch zu Ombos·, Herasicamina· und Dydẏmos·.

Miller, Itineraria, Sp. 868-869:
Spelci, Pselcis (It), Ψσελκίς (St), Ψέλχίς (Arist), erhob sich bald zur wichtigsten Stadt des Dodecaschoenus, so dass selbst Tachompso später den Namen Contrapselcis annahm; von Petronius ohne große Anstrengung erobert; unter römischer Herrschaft lag eine germanische Reiterschar als Garnison darin (ND); j. bedeutende Trümmer Dakke (bei Dschirdscheh) oder Girsheh. Iss: CIL III 79-81. (13583. 13584). 14147 7. CIG 5073-5109.
Dazwischen Corte (It), Corton (Ra); j. Korti oder Jera, Gurta nördlich von Hiera, mit Tempelruinen.
6; diese Entfernung stimmt nur bis zur Zwischenstation Corte; bis Corte 4, bis Hiera 4 = 8 (It).

Datierung (Barrington):
Pselchis – Hellenistic/Roman (Weigall 1907, 85-89; C-D 5, 144)

DNP:
Pselkis

(Ψέλκις, Ψέλχις; lat. Pselcis, äg. Pr-srqt; h. ad-Dakka). 107 km südl. von Aswān auf der linken Nilseite gelegener Ort mit dem Thot von Pnubs geweihten Tempel, Blöcke aus dem NR, Bau aus ptolem. (Ptolemaios [7] IV. und Arsinoë [II 4] III., Ptolemaios [11] VII. und Kleopatra [II 6] III. sowie weitere ptolem. Könige dargestellt und erwähnt) und aus röm. Zeit (Augustus, Tiberius), Kapelle des meroitischen Königs Ergamenes (meroit. Arqamani). Ein gemeinsamer Bau bestand aus Tempelteilen von ptolem. bzw. röm. und meroit. Herrschern (auch in Philai) und bezeugt einerseits die gute Beziehung zw. den Reichen, ist aber auch Demonstration der Anwesenheit beider Seiten. Die ungewöhnliche Nord-Süd-Ausrichtung des Tempels spielt vielleicht auf die Rolle des Thot, der das erzürnte Sonnenauge aus Nubien heimholt, an. Griech., meroit. und demotische Graffiti belegen die rel. Bedeutung. Ps. war in röm. Zeit wichtiger Grenzort (hier ist bereits Einfluß der meroit. Kultur zu erkennen). Beim Feldzug des röm. praefectus Aegypti Petronius [3] gegen Meroe 23 v. Chr. erobert (Strab. 17,1,54; Plin. nat. 6,181), wurde es zwei Jahre später wieder meroitisch. Siedlung und Gräberfeld (meroit., röm.) sind noch unerforscht.

Meroë; Nubien

Lohwasser, Angelika (Berlin)

Literatur:

Hermann Kees, in: RE XXIII/2, 1954, 1355f. s.v. Pselkis; Margaret Murray, Egyptian Temples, London/New York 1931 (verschiedene Nachdrucke), 212-215; Werner Huß, Untersuchungen zur Außenpolitik Ptolemaios’ V., München 1976 (= Münchener Beiträge zur Papyrusforschung und antiken Rechtsgeschichte 69), 179-184; Jan K. Winnicki, Ptolemäerarmee in Thebais, 1978 (= Arciwum Filologiczne 38), 99; Michael P. Speidel, Nubia’s Roman Garrison, in: ANRW II/10, 1988, 767-798, ND in: Ders., Roman Army Studies, Band 2, Stuttgart 1992, 240-274; Stanley M. Burstein, The Roman Withdrawal from Nubia: A New Interpretation, in: Symbolae Osloenses 73, 1998, 125-132; Csaba La’da / Lene Rubinstein, Ostraka from Pselkis, in: ZPE 110, 1996, 135-155; Günther Hölbl, Altägypten im Römischen Reich: Der römische Pharao und seine Tempel, Band 2, Mainz 2004, 11. 138-147; Angelika Lohwasser, in: DNP 10, 2001, 505f. s.v. Pselkis; Friederike Herklotz, Prinzeps und Pharao. Der Kult des Augustus in Ägypten, Frankfurt am Main 2007 (= Oikumene 4), 142-144. 146-148; László Török, Between two Worlds: The Frontier Region between Ancient Nubia and Egypt 3700 BC-AD 500, Leiden/Boston 2009, 377-449; Salim Faraji, Kush and Rome on the Egyptian Southern frontier: Where Barbarians worshipped as Romans and Romans worshipped as Barbarians, in: Ralph W. Mathisen / Danuta Shanzer (Hrsg.), Romans, Barbarians, and the Transformation of the Roman World: Cultural Interaction and the Creation of Identity in Late Antiquity, Aldershot 2011 (2.Aufl. 2016), 223-232; László Török, Between Egypt and Meroitic Nubia: The Southern Frontier Region, in: Christina Riggs (Hrsg.), The Handbook of Roman Egypt, Oxford 2012, 749-762, hier 755-760.

Miller, Itineraria, Sp. 868-869;

K.-H. Priese, Orte des mittleren Niltals in der Überl. bis zum Ende des christl. MA, in: Meroitica 7, 1984, 484-497.

G. Roeder, Die griech. und lat. Inschr. von Dakke, bearb. von W. Ruppel (Der Tempel von Dakke 3), 1930.

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Letzte Bearbeitung:

25.08.2024 11:53


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https://tp-online.ku.de/einzelanzeige.php?id=2813 [zuletzt aufgerufen am 29.09.2024]

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