Toponym TP (aufgelöst): | Bvrctvri (Burcturi) |
Name (modern): |   |
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Großraum: | Oberhalb Rhein/Donau |
Toponym Typus: | Ethnikon |
Planquadrat: | 2A1 / 2A2 |
Farbe des Toponyms: | rot |
Vignette Typus : | --- |
Itinerar (ed. Cuntz): |   |
Alternativer Name (Lexika): | Bructeri (DNP) |
RE: | Bructeri |
Barrington Atlas: | Bructeri (10 D5) |
TIR / TIB /sonstiges: |   |
Miller: | Burcturi |
Levi: |   |
Ravennat: |   |
Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff): | Βουσάκτεροι (Ἀβρούκτεροι) οἱ Μικροί (2,11,8); Βοθσακτέροι (Βουκτέρους) (2,11,11); Βουσάκτεροι (Βούκτεροι) οἱ Μείζους (2,11,16) |
Plinius: |   |
Strabo: |   |
Datierung des Toponyms auf der TP: | --- |
Begründung zur Datierung: |   |
Kommentar zum Toponym: |
Die BVRCTVRI sind mit den Brukterern gleichzusetzen (Strab. 7, 1, 3 [290. 291]. 4 [292]: Βρούκτεροι; Tac. 1, 60; hist. hist. 4, 21. 61. 65. 77; 5, 18. 22; Germ. 33, 1: Bructeri; Plin. epist. 2, 7, 2: Bructerum rex; Ptol. 2, 11, 8: Βουσάκτεροι [Ἀβρούκτεροι] οἱ Μικροὶ; 2, 11, 11: Βουσάκτεροι [Βούκτεροι]; 2, 11, 16; Βουσάκτεροι [Βούκτεροι] οἱ Μείζους; Not. Dign. Occ. 5, 39. 187: Bructeri; 7, 69: Brocteri; Sulpicius Alexander im Zitat bei Greg. Tur 2, 9: Bricteri; Veroneser Völkertafel 13, 15 [Seeck 251]: Bructeri). Die Form BVRCTVRI ist meines Erachtens nicht, wie Ihm (RE III/1, 901) annimmt, zu den „späteren vulgären Formen“ zu rechnen ist, sondern eher als Kopierfehler anzusprechen; dass es von der älteren Form Bructeri aber deutlich abweichende Varianten gegeben haben muss, bezeugen z.B. auch eine Inschrift des 4./5.Jh. n.Chr. (CIL 5, 8768: miles e numero Brucherum) und für denselben Zeitraum die Notitia Dignitatum (Occ. 7, 69: Brocteri; vgl. aber auch Occ. 5, 39. 187: Bructeri). Auf der Tabula Peutingeriana erscheinen die Brukterer ebenso wie das weiter westlich platzierte Gebiet der Franken (FRANCIA) sowie z.B. die Gruppen der Chauci, Cherusci und Chamavi (scheinbar) am Meer. Diese geographische Zuordnung ist sicherlich der großen Ost-/West-Verzerrung der Landmassen auf der Tabula Peutingeriana geschuldet, die für die Darstellung des geographischen Raumes zwischen Rhein und Küste nicht mehr als einem schmalen Streifen Platz bietet und daher eine extrem langgestreckte Germania Magna zeigt. Die äußerst unbestimmt wirkende Küstenzone dürfte zugleich den hellenistischen Wissenstand wiederspiegeln und entspricht der Form der Oikumene, wie sie sich aus Eratosthenes rekonstruieren lässt und wie ihn z.B. Strabo (7, 2, 4 [294]) mitteilt. Ihm zufolge wohnen die nördlichen Germanen am Ozean zwischen Rheinmündung Elbe, die Regionen „jenseits der Elbe am Ozean“ (πέραν τοῦ Ἄλβιος) seien „ganz und gar unbekannt“ (παντάπασιν ἄγνωστα). Der Ozean markiert hier also - wie dieser Strabo-Passus über die östlich der Elbe liegenden Gebiete zeigt - das Ende der bekannten Welt. Die Abgeschiedenheit und Unwegsamkeit dieser Regionen unterstreicht Strabo in der Fortsetzung dieses Gedankenganges mit der Bemerkung, dass es dort keine „geraden Straßen“ (εὐθυπορούσας τὰς ὁδούς) gebe und man deshalb „muss man durch das krause, sumpfige und waldige Land viele Umwege machen“ (διὰ σκολιᾶς καὶ ἑλώδους καὶ δρυμῶν κυκλοπορεῖν ἀναγκη) machen müsse (7, 2, 4 [292, Übers. Radt, Strabons Geographika 2, 241]). Die Siedlungsgebiete der Brukterer lagen ursprünglich zwischen Ems und oberer Lippe. Sie gehörten zu den germanischen Stämmen, die Drusus 12 v.Chr. unterwarf und die 9 n.Chr. an der Varusschlacht beteiligt waren. Sie beteiligten sich am immensum bellum 1-5 n.Chr. und am Civilis-Aufstand 69/70 n.Chr. und waren somit nicht nur ein symbolisches den römischen Angriffswillen immer wieder herausfordernden Volk, das in der Schlacht am Teutoburger Wald den Legionsadler der 19. Legion erbeutet hatte, sondern tätsächlich einer der gefährlichsten Gegner Roms war. Teilweise vernichtet und daher geschwächt nach einer Niederlage gegen die Chamavi und Angrivarii siedelten sie Ende des 1./Anfang des 2.Jh. n.Chr. südlich der Lippe, um sich im 3.Jh. über ein größeres rechtsrheinisches Terrain auszudehnen. Im 4.Jh. im Vorland von Köln sind sie im Neuwieder Becken ansässig. Zumindest Teilverbände der Bructeri waren im 3./4. Jh. an der fränkischen Ethnogenese beteiligt, im 5.Jh. bezeichnet Sulpicius Alexander sie als Franci (im Zitat bei Greg. Tur 2, 9: Bricteri). - Vgl. auch HACI· (Chauci), CRHe˙PSTINI· (Cherusci), CHAMAVI· QVIe˙LPRANCI· und FRANCIA·. |
Literatur: |
Maximilian Ihm, in: RE III/1, 1897, 899-901 s.v. Bructeri; Miller, Itineraria, Sp. 613-614; Günter Neumann/Harald von Petrikovits/Rafael von Uslar, in: RGA 4 (2. Aufl.), 1981, 581-586 s.v. Brukterer; Karlheinz Dietz, in: DNP 2, 1997, 795f.; Stefan Radt (Hrsg.), Strabons Geographika. Mit Übersetzung und Kommentar, Band 2: Buch V-VIII, Göttingen 2003, 241; Eugen Ewig, Die Merowinger und das Frankenreich, Stuttgart 2006 (5. Aufl.), 9f.; Klaus-Peter Johne, Die Römer an der Elbe. Das Stromgebiet der Elbe im geographischen Weltbild und im politischen Bewusstsein der griechisch-römischen Bewusstsein der Antike, Berlin 2006, 137. 184-187. 193; Ulrich Nonn, Die Franken, Stuttgart 2010, 20-23. |
Letzte Bearbeitung: | 06.01.2023 14:09 |
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https://tp-online.ku.de/einzelanzeige.php?id=2031 [zuletzt aufgerufen am 30.11.2024]