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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Pylios

Name (modern):

S Petrochorion

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher XV     Cyparissa     
Toponym nachher XXX     Mothone     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington)
Großraum:

Balkanraum südlich

Toponym Typus:

Ortsname ohne Symbol

Planquadrat:

6C5

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

Pylos (DNP)

RE:

 

Barrington Atlas:

Pylos/Koryphasion (58 B4)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Pylios

Levi:

 

Ravennat:

 

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Πύλος (3,16,7)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

---

Begründung zur Datierung:

 

Kommentar zum Toponym:

Miller, Itineraria, Sp. 582:
15
Pylios^3 [3: Pyllos (DJ - es könnte schließlich Pyllos gewesen sein).], [...], "peninsula Pylus, patria Nestoris, quae nunc vocatur Abarinus" (ne 11), auf dem Vorgebirge Coryphasium; j. nach der Entfernung (15) bei Gargaliano; n. a. Paleocastro bei Alt-Naravin.
30 (es sollte 20 heißen).

Datierung (Barrington):
Pylos/Koryphasion - Archaic, Classical, Hellenistic, Roman/Classical, Hellenistic, Roman (McDonald 1972, 264 (n. 9); Müller 1987, 834-37; Lauffer 1989, 577-78; Shipley 1997, 258, 265).

DNP:
Pylos
(Πύλος).
[2] Stadt und Palast in Messenien
I. Stadt

Die Stadt lag an der messenischen Westküste (Achaioi [1], mit Karte; Strab. 8,3,21; 23; 29; 4,2; [6. 42-57]; Paus. 4,36,1-5; Mela 2,52; Plin. nat. 4,55; Ptol. 3,16,7; Tab. Peut. 7,5) auf dem über einen schmalen Isthmos mit dem nördl. anschließenden Festland verbundenen Felskap (137 m H) im NW der Bucht von Navarino (Ὅρμος Ναουαρίνου) [1. 60-63], h. Paleokastro auf dem h. Koriphasion. P. diente wohl in myk. Zeit, als es der Hauptort Messeniens war, einer Palastanlage beim h. Ano Englianos [2], die von den Ausgräbern mit dem Palast des Nestor [1] identifiziert wurde (s.u. II.), als Hafenstadt.

Im 2. Messenischen Krieg wurde P. von Sparta erobert. Die Spartaner benannten Stadt und Felskap Koryphasion. Hier errichteten die Athener 425 v. Chr. im Peloponnesischen Krieg einen Stützpunkt für die 72 Tage dauernde Belagerung und schließliche Gefangennahme von 120 Spartiaten auf der im Süden nur durch einen engen Sund vom Festland getrennten Insel Sphakteria (Thuk. 4,3-40; [3. 6-29; 4]). 409 v. Chr. gewannen die Spartaner Koryphasion zurück (Diod. 13,64,5-7; Xen. hell. 1,2,18); 365 v. Chr. fiel es an die Neugründung Messene [2] (Diod. 15,77,4). Im 2. Jh. v. Chr. war P. Mitglied im Achaiischen Bund. In der röm. Kaiserzeit beanspruchte die Stadt, Ort der Residenz des Nestor [1] zu sein (eigene Mz. von Septimius Severus bis Geta, HN 433: ΠΥΛΙΩΝ) und dessen Haus und Grab zeigen zu können ([1]; vgl. P. [5]).

Erh. sind teilweise in submyk.-protogeom. Zeit zurückreichende Reste der Stadt- und Akropolismauern, eine Zisterne, Wellenbrecher und Molenreste im Süden. Am Nordfuß des Felskaps befindet sich die stalaktitenbewehrte sog. Höhle des Nestor mit Siedlungs- und Kultspuren seit dem Neolithikum, Schauplatz verschiedener mythischer Ereignisse (s. auch Neleus [1], Hermes).
Lafond, Yves
Olshausen, Eckart

II. Palast

Der Platz des sog. “Nestor-Palastes” (beim h. Ano Englianos) war seit der Mittleren Brz. besiedelt. Durch wenige Sondagen belegt ist eine ältere Palastanlage mit vielleicht “minoischem Innenhof” und einer weiträumigen Umfassungsmauer. Siedlungsreste an den Hügelhängen unterhalb des Palastes sind bekannt. Im späten 14. Jh. v. Chr. (SH III A/B) wurde ein für das spätbrz. griech. Festland typischer Zentralbau errichtet (s. Lageplan). An der effizienten Kombination von Repräsentations-, Wohn- und Lagerbereichen (im zweistöckigen Hauptgebäude, umrahmt von sekundären Wohnbereichen, Magazinen und Werkstätten im SWund im NO-Gebäude sowie im nördl. gelegenen sog. Weinmagazin) ist eine bedarfsorientierte Planung des Neubaus klar abzulesen. Dabei stehen neben den reich mit Fresken und bemalten Fußböden ausgestatteten Repräsentationsräumen die wirtschaftlich genutzten Bereiche im Vordergrund.

Die Lage des Ölmagazins (Lageplan, Nr. 6) mit seinem kontrollierbaren Zugang unmittelbar hinter der zentralen Raumfolge von Innenhof, Vorhalle, Vorraum und Thronsaal zeigt die Bed. des mit natürlichen Essenzen parfümierten Handelsgutes Olivenöl für die Wirtschaft des Palastes. In den beiden Räumen neben dem Propylon wurde das Archiv (Nr. 3) jener Linear B-Tafeln gefunden, die maßgeblich zur Entzifferung dieser Silbenschrift beigetragen haben. Aus den Texten geht hervor, daß hier die Kontrolle der ein- und ausgehenden Waren stattfand; auch Befehle und Entscheidungen der Zentrale wurden auf den Tontafeln festgehalten. Von weiterreichender Bed. mag sein, daß im NO-Gebäude in die handwerklich genutzten Räume ein kleines Heiligtum integriert war. Kult fand sicher im Hauptsaal statt, neben dem Thron war eine Opferrinne in den Estrich eingelassen.

Dieser “mod.” Palastbau wurde in der Mitte des 13. Jh. v. Chr. verändert, der wirtschaftliche Aspekt drängte noch stärker in den Vordergrund. Westl. und nördl. des Hauptgebäudes wurden neue Lagerräume erstellt, im Osten Werkstätten auf der Fläche zw. sog. Weinmagazin und NO-Gebäude. Das zuvor offene Ensemble freistehender Gebäude wuchs zu einem Konglomerat zusammen. Am gewichtigsten war der Eingriff in die alte Struktur im Bereich der Repräsentationsräume im Ostflügel des Palastes. Deren separate Eingänge an der Ostseite wurden durch zwei mit massiven Quadersteinen vor die Palastfassade gesetzte ummauerte Höfe geschlossen.

Der Befund deutet darauf hin, daß das überregionale Zentrum P. in seiner letzten Phase einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebte, der es notwendig machte, die nur wenige Jahrzehnte zuvor realisierte Neuplanung durch kurzfristige Ergänzungen dem gestiegenen Bedarf an Lager- und Produktionsräumen anzupassen. Dann folgte ein jähes Ende um 1200 v. Chr. “Nestors Palast” lag zerstört, der Platz wurde nicht mehr besiedelt; vielleicht lebte die Erinnerung an die einstige Größe in den Epen des Homeros [1] weiter.
Hiesel, Gerhard

Literatur:

Miller, Itineraria, Sp. 582.

M. und R. Higgins, A Geological Companion to Greece and the Aegean, 1996.

C. Blegen u. a., The Palace of Nestor at P. in Western Messenia, Bde. 1-3, 1966-1973.

Pritchett 1.

J. B. Wilson, P. 425. A Historical and Topographical Study of Thucydides´ Account of the Campaign, 1979.

N. Spencer, Heroic Time: Monuments and the Past in Messenia, in: Oxford Journ. of Archaeology 14, 1995, 277-292.

A. M. Biraschi, Strabone e Omero, in: Dies. (Hrsg.), Strabone e la Grecia, 1994, 25-57.

S. E. Alcock u. a., The P. Regional Archaeological Project I-II, in: Hesperia 66, 1997, 391-494, 549-641.

E. L. Bennett, J. P. Olivier, The P. Tablets Transcribed, 2 Bde., 1973-1976.

J. L. Davis (Hrsg.), Sandy P.: An Archaeological History from Nestor to Navarino, 1998.

F. Kiechle, P. und der pylische Raum in der ant. Trad., in: Historia 9, 1960, 1-67.

E. Meyer, s. v. Messenien, RE Suppl. 15, 201-203.

C. W. Shelmerdine, s. v. P., EAA 2. Suppl. Bd. 4, 1996, 675-678.

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Letzte Bearbeitung:

10.12.2022 10:52


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https://tp-online.ku.de/trefferanzeige.php?id=998 [zuletzt aufgerufen am 01.10.2024]

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