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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Netide

Name (modern):

Palaiopolis/Kalyvia Elidos

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher -     Olympia     
Toponym nachher XIIII     cyllene (Cyllene)     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington)
Großraum:

Balkanraum südlich

Toponym Typus:

Ortsname ohne Symbol

Planquadrat:

6B4

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

Elis (DNP)

RE:

Elis 2

Barrington Atlas:

Elis (58 A2)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Netide

Levi:

 

Ravennat:

Etide (p. 94,20; p. 99,60)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Ἦλις (3,16,18)

Plinius:

Elis

Strabo:

Ἦλις (8,3,2 u. ö.)

Datierung des Toponyms auf der TP:

Spätantike (ab Diokletian & 4. Jh.)

Begründung zur Datierung:

Auf der TP hat Elis, anders als das rivalisierende Olympia, keine Vignette trotz seiner großen Bedeutung in klass. Zeit für die Ausrichtung der Olympischen Spiele. Falls nicht eine versehentliche Auslassung durch einen Kopisten vorliegt, könnte dies vielleicht entweder auf die hellenist Zeit hinweisen oder wohl eher auf den Bedeutungsverlust ab Ende des 4. Jh.s n. Chr. nach Verbot der heidnischen Kulte und Überfall durch die Westgoten, obgleich archäologische Funde auch danach noch auf intensive Besiedlung hindeuten und die Stadt auch noch von Hierokles aufgeführt wird.

Kommentar zum Toponym:

Elis lag in Wirklichkeit nordwestl. der vorangehenden Station Olympia. Die Westküste der Peloponnes ist auf der TP aufgrund des gestauchten Kartenformates stark verkürzt dargestellt.

Bei „Netide“ handelt es sich um eine Verschreibung aus „Elide“ (Abl. Sep. von Elis bzw. aus ΗΛΙΣΔΕ).
Dabei wurde vielleicht aus griech. Η (Eta) zu N verlesen und das T aus griech. Λ, und zwar letzteres offenbar schon in der gemeinsamen Vorlage von TP und Rav (s. u.).

Weitere Verschreibungen:
- Etide Rav 5,13 p. 94,20 [Olia.] Olimpidia – Etide - Cylene; 5,22 p. 99,60 Olimpiada – Etide (eride A) - Cilene
- Eytide Guido 111

Übliche Namensformen:
- Ἦλις ist für die Landschaft seit Homer belegt, für die Stadt seit Hdt. 2,160,1 (rühmte sich der Einrichtung der Olymp. Spiele); 8,73,2 (einzige berühmte Stadt der Aitoler auf der Peloponnes) u. ö., z. B. Plato Hippias mai. 363c; Thuk. 5,47 u. ö.; Ps.-Skyl. 43 ἔστι δὲ καὶ ἄλλη συνοικία πόλεων Ἦλις ἐν μεσογείᾳ (Synoikismos im Landesinneren der Ethnie Elis); Gorgias 76 frg. 10 D.-K. = Arist. Rhet. 3,14 1416a1–4 (Preisgedicht auf die Stadt); Dem. 19,260; 19,294 u. ö.; Xen. hell. 3,2 (Konflikt mit Sparta); 7,4,14ff (Krieg mit den Arkadiern) u. ö.; Diod. 11,54,1 ἐπὶ δὲ τούτων Ἠλεῖοι μὲν πλείους καὶ μικρὰς πόλεις οἰκοῦντες εἰς μίαν συνῳκίσθησαν τὴν ὀνομαζομένην Ἦλιν (Zusammenschluss mehrerer kleiner Städte der Eleier); 4,17 (Konflikt mit Pausanias) u. ö.; Strabo 8,3,2 Ἦλις δὲ ἡ νῦν πόλις οὔπω ἔκτιστο καθ´ Ὅμηρον, ἀλλ´ ἡ χώρα κωμηδὸν ᾠκεῖτο ... (Gründung der Stadt erst nach der Perserkriegen durch Synoikismos; Homer meint die Landschaft, wenn er von Elis schreibt); Strabo 8,3,33 (da es sich um heiligen Boden handelte, waren dort keine Waffen zugelassen) u. ö.; Paus. 5,4,3 (legendäre Gründung durch Oxylos); wichtigste Quelle für die Gestalt der Stadt Paus. 6,23,1-6,26,3; Ptol. 3,16,18; Steph. Byz. Ἦλις· πόλις πρὸς τῇ {Αἰγυπτίᾳ} Ὀλυμπίᾳ, ἀπὸ Ἠλείου τοῦ Ταντάλου παιδός (Stadt bei Olympia, benannt nach Eleios, dem Sohn des Tantalos); Hierokl. synekd. 648,2.

üüü ### - lat. Elis: deulich seltener belegt als im Griech., und zwar seit seit Caes. civ. 3,105,3 (Prodigium um eine Victoriastatue im Minervatempel), z. B. Cic. div. 1,91 (zwei berühmte Dynastien von Sehern); Nepos Alcib. 4,4; Verg. Aen. 6,588 per Elidis urbem; Liv. 36,31,2 (zum Jahr 191) duae ciuitates, Messene et Elis, extra concilium Achaicum erant; Ov. met. 5,494; 9,187; Mela 2,42 (unter den am meinsten erwähnenswerten Binnenstädten der Peloponnes) in Achaia atque Elide quondam Pisae Oenomai, Elis etiamnum, delubrumque Olympii Iovis (noch immer existierende Stadt in Achaia und der Elis); Plin. nat. 4,14 ipsa Elis in mediterraneo (Ort im Landesinneren der Landschaft Elis); Plin. nat. 28,34 (dort soll die elfenbeinerne Schulter des Pelops ausgestellt sein); 36,177 (Mirabilium, Decke des Minervatempels); Val. Flacc. 1,389 felixque Elis equis; Stat. Theb. 4,237; Hygin. fab. 274,5 Elide, quae urbs est in Peloponneso, certamina quadrigarum primum instituta sunt (Stadt auf der Peloponnes, in der das erste Wagenrennen durchgeführt wurde); Censor. 18,4 (Olympische Spiele); oft in den Dichterkommentaren, z. B. Ps.-Probus Verg. georg. 3,19 (oppidum beim Fluss Alpheos, außerhalb davon der Tempel des Olympischen Iuppiter); DServ. Aen. 3,693 (civitas in Arkadien, in der ein Wagenrennen veranstaltet wird); Serv. Aen. 3,694 Elis et Pisa civitates sunt Arcadiae, in qua est fons ingens, qui ex se duos alveos creat, Alpheum et Arethusam; Auson. ecloga 22,1; Rutil. Namant. De reditu suo 1,573.
 Häufig im Umfeld des Grammatikunterrichts.
- Akk. Elida: Sen. Tro. 850 Coronis Elida claram.

Nebenformen:
- Ƒᾶλις im lokalen Dialekt, z. B. SEG 12 371,38
- Ἆλις, z. B. Pind. Ol. 1,78; SEG 27 1194 (335 v. Chr.)

Hauptstadt der gleichnamigen fruchtbaren nordwestl. Küstenlandschaft der Peloponnesos, am Austritt des Peneios aus dem Hügelland. Der Sage nach Gründung durch Oxylos, den Helfer der Herakleiden (Strabo 10,3,2; Paus. 5,4,3). Eine Agora, auf der Gesetze veröffentlicht wurden, existierte in Elis wohl schon spätestens im 6. Jh. v. Chr. (s. Gehrke 2023, 190 mit Lit.). Eine eigentliche Polis entstand jedoch erst 472/1 v. Chr. (vgl. Paus. 5,9,5) durch Synoikismos mehrerer dörflicher Gemeinden laut Diod. 11,54,1 und Strabo 8,3,2, vgl. Ps.-Skyl. 43 (s. Philippson, RE 2432; zu diesem Prozess s. Gehrke 2023).
Im NW der Akropolis befanden sich auf einer Flußbank das Verwaltungsviertel, Agora und Theater. Elis war nie dauerhaft von Mauern umgeben (Xen. hell. 3,2,27; Strabo 8,3,33). Rivalisierte mit Olympia wegen der Aufsicht über die Olympischen Spiele (s. Lafond, DNP). Anscheindend Niedergang im Hellenismus (laut Bourke 2018, bes. 220-236). Ab 146 v. Chr. Teil der römischen Provinz Achaia. In römischer Zeit bis zum Verbot der heidnischen Kulte durch Theodosius I. (393 n. Chr.) recht wohlhabend (s. Roy 2008 mit Lit.) und kulturell bedeutend durch seine Rolle bei der Organisation der Olympischen Spiele (die das Verbot wohl noch eine Weile überdauerten, s. Art. 6B4/6C5 Olympia); Paus. 6,23,1-6,26,3 beschreibt eine blühende Architektur, besonders Burg, Gymnasion, Agora, Hippodrom und mehrere Heiligtümer (s. Philippson, RE 2432). Größere Zerstörungen, wohl 267 n. Chr. durch die Haeruler und um 395 durch die Westgoten (s. Pritchett 1980, 268; dort ältere Grabungsberichte). In der Spätantike aber Suffraganbischofssitz, erwähnt von Hierokles, Synekdemos 648,2 (s. Lambropoulou, in Lafond et al., DNP) und auch die archäologischen Reste zeugen noch von intensiver Besiedlung (s. Zoumbaki 2008, 128f mit Literatur).
Heimat des Sophisten Hippias (5. Jh. v. Chr.), des Sokrates-Schülers Phaidon (4. Jh.) und des Skeptikers Pyrron (365-275 v. Chr.; s. http://odysseus.culture.gr/h/3/eh351.jsp?obj_id=2400).

Antike Reste von der Bronce- bis in byzantinische Zeit (s. Lafond, DNP).
Erste Ausgrabungen 1910-1914 durch das Österreichische Archäologische Institut unter Otto Walter in Zusammenarbeit mit Anastasios Orlandos. Wiederaufnahme 1960 durch Nikolaos im Autrag der Greek Archaeological Society (s. http://odysseus.culture.gr/h/3/eh351.jsp?obj_id=2400).

Überblicksdarstellungen: zuletzt Bourke 2018; Pilz 2019.

Ältere Lit. zu den Grabungen bei Gialurēs 1976, neuere Untersuchungen (Auswahl) s. u. im Literaturverzeichnis.

Zu Münzen und Inschriften s. Roy 2004.

Meilenangabe nach cyllene XIIII (14),
laut Strabo 8,3,4 und Paus. 6,26,4 120 Stadien = 15 römische Meilen (s. Pritchett 1980, 269)







Kommentar (Talbert):
The final "e" has all but disappeared; most of the linework under the name is also absent.

Miller, Itineraria, 582:
14.
Netide ^1 [1: So Bt, Bg, Ve; irrig Netido (Sch, Ma, Pd, Dj).], Etide (Ra - für Elide), Eytide (Gu - am Meere), est Elis, ἡ Ἦλις, am Peneus, Hauptstadt der Landschaft Elis. [Auffallend, dass "t" statt "l" sich in allen Var. des Ra findet. Ableitung Elide statt Elis wäre klar]; j. Palaeopoli. Von den antiken Tempeln, Säulenhallen, Gymnasien, dem Theater ist nichts mehr vorhanden bzw. noch nichts aufgedeckt.
-^2 [2: Ein Stück des Verbindungsstriches fehlt bei Bt, Bg, Ve.]. Die Entfernung beträgt ca. 25 mp.

Datierung (Barrington):
Elis - Archaic, Classical, Hellenistic, Roman (Paus. 5; 6).

DNP:
Elis
(Ἦλις).
[2] Hauptstadt von E. [1]
Hauptstadt von E. [1], 472/1 v.Chr. gegr. (Diod. 11,54,1; Strab. 8,3,2; Paus. 5,9,5), am Austritt des Peneios aus dem Hügelland zw. den h. Dörfern Palaiopolis, Kalyvia und Buchiotis. Im NW der Akropolis (h. Hagios Ioannis) befanden sich auf einer Flußbank das Verwaltungsviertel, Agora und Theater. E. war nie dauerhaft von Mauern umgeben (Xen. hell. 3,2,27; Strab. 8,3,33). Arch.: Ant. Reste von der Brz. bis in byz. Zeit. Lit. Beleg: Paus. 6,23-26,3.
Lafond, Yves

Literatur:

Ανδρέου, Ηλίας/Ανδρέου-Ψυχογιού, Ιωάννα (Hgg.): Ήλις: Παρελθόν, παρόν και μέλλον: πρακτικά εκδήλωσης πρός τιμήν Ν. Γιαλούρη, Πύργος 2009.

Bourke, Graeme: Elis: Internal Politics and External Policy in Ancient Greece, London 2018.

Gehrke, Hans-Joachim: Elis and Pisatis: A Case Study in Political Participation, in: Vinciane Delforge/Marek Węcowski (Hgg.): Politeia and koinōnia (= Mnemosyne suppl. 471), Leiden - Boston 2023, 188-208.

Gialurēs, Nikolaos: Elis, in: Richard Stillwell u. a. (Hgg.): The Princeton Encyclopedia of Classical Sites. Princeton University Press, Princeton NJ 1976, 299–300.
https://www.perseus.tufts.edu/hopper/text?doc=Perseus:text:1999.04.0006:id=elis

Gialurēs, Nikolaos: Elis, die Wiege der Olympischen Spiele, im Lichte neuer Ausgrabungsergebnisse 1918-2011, in: Helmut Kyrieleis (Hg.): Olympia 1875 – 2000: 125 Jahre deutsche Ausgrabungen, internationales Symposion Berlin, 9. - 11. November 2000, Mainz 2002, 347-358.

Lafond, Yves (Bochum) and Lambropoulou, Anna (Athen), “Elis”, in: Der Neue Pauly, Herausgegeben von: Hubert Cancik,, Helmuth Schneider (Antike), Manfred Landfester (Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte). Consulted online on 17 December 2019
First published online: 2006.

Miller, Itineraria, 582.

Pilz, Oliver: Kulte und Heiligtümer in Elis und Triphylien: Untersuchungen zur Sakraltopographie der westlichen Peloponnes, Berlin 2019, 27-163.

Philippson, Alfred: Elis 2, RE 5,2 (1905), 2432f.

Pritchett, William Kendrick: Studies in Ancient Greek Topography. Part III (Roads), Berkley u. a. 1980, 267-269.

Roy, James: Elis, in: Hansen, Mogens Herman/Nielsen, Thomas Heine: An inventory of archaic and classical poleis, Oxford 2004, 494-498.

Roy, James: Elis in the Later Hellenistic and Early Roman Imperial Periods
Le Péloponnèse d´Épaminondas à Hadrien [Online]. Pessac, 2008 (Erstellungsdatum: 20 novembre 2023), 263-270. Online verfügbar: . ISBN: 9782356132772. DOI: https://doi.org/10.4000/books.ausonius.1461.

Roy, James: Olympia, Identity and Integration: Elis, Eleia, and Hellas, in: Funke, Peter/Haake, Matthias (Hgg.): Greek federal states and their sanctuaries: identity and integration: proceedings of an international conference of the cluster of excellence "Religion and politics", held in Münster, 17.06.-19.06.2010, Stuttgart 2013, 107-121.

Triantafyllidi, E./Zacharias, N.: Hellenistic and Roman fine wares from ancient Elis, Greece: Α preliminary technological study using SEM/EDS analysis
https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S2352409X23001591

Yalouris s. Gialurēs

Zoumbaki, Sophia B.: Elis und Olympia in der Kaiserzeit: das Leben einer Gesellschaft zwischen Stadt und Heiligtum auf prosopographischer Grundlage (= Μελετήματα 32),
Athènes - Paris 2001.

Zoumbaki, Sophia B.: Prosopographie der Eleer bis zum 1. Jh. v. Chr. (= Μελετήματα 40), Athen 2005.

Zoumbaki, Sophia B.: Einblick in Das Spätantike Elis: Eine Unpublizierte Inschrift Zu Ehren Des Prokonsuls Flavius Severus, Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik, Bd. 164 (2008), 123-130.

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Letzte Bearbeitung:

21.11.2023 14:53


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