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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Narona

Name (modern):

Vid

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher XIII     Bigeste     
Toponym nachher XXII     Ad Turres     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington)
Großraum:

Balkanraum nördlich

Toponym Typus:

Ortsname mit Symbol

Planquadrat:

5A4 / 5A5

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

A Doppelturm

Itinerar (ed. Cuntz):

Narona (338,4)

Alternativer Name (Lexika):

Narona (DNP)

RE:

Narona

Barrington Atlas:

Narona (20 E6)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Narona

Levi:

Narona (A,IV,4)

Ravennat:

Narrona (4,16 p. 55,13; 5,14 p. 95,6); iuxta ... Naronam (4,16 p. 55,28)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Ναρῶνα* κολωνία (2,16,12; 8,7,8)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

---

Begründung zur Datierung:

Vignette, die aufwändiger gestaltet ist als die von Salonas, verweist auf eine Zeit vor der Zurückdrängung Naronas durch diese ab dem 2. Jh. n. Chr. Röm. Handelszentrum schon seit dem 2./1. Jh. v. Chr., Namensform so belegt seit Cicero (s. Kommentar).

Kommentar zum Toponym:

Gleiche Namensform:
Cic. fam. 5,9,2 ex castris Narona; 5,10ab; 13,77,3; Mela 2,57; Plin. nat. 3,142 Narona colonia … adposita cognominis sui fluvio; 21,40; Ptol. 2,16,12 Ναρῶνα* κολωνία; 8,7,8; ItAnt 338,4; Rav 4,16 p. 55,28 iuxta praedictam civitatem Naronam; Guido 115.

Alternative Namensformen:
Erste Erwähnung des Ortes: Νάρων Ps.-Skyl. 24, ἐμπόριον gleichnamig mit dem Fluß (s. Art. );
vgl. Theopompos FGrH 2B 115 F 129 ap. Strabo 7,5,9 Νάρωνι (Dat.).
Narrona Rav 4,16 p. 55,13; 5,14 p. 95,6.

Die Stadt im Binnenland auf einem flachen Hügel inmitten von sumpfigem Gelände im unteren Tal des Naro war wohl schon in prähistorischer Zeit besiedelt durch Illyrer und wurde im 5./4. Jh. v. Chr. eine griechische Handelsstation (ἐμπόριον, Skyl. 24; vgl. Theopompos FGrH 115 F 129 ap. Strabo 7,5,9). Im 2./1. Jh. v. Chr. kamen Siedler aus Italien hinzu.
Nach der Niederlage des illyrischen Königs Genthios im 3. Makedonischen Krieg (171-168) geriet die Stadt unter röm. Einfluß und diente mehrfach als Ausgangspunkt röm. Kriegsoperationen besonders gegen die Dalmatae im Hinterland (156 v. Chr., s. App. Illyr. 11,31; 46 v. Chr. s. Cic. fam. 13,77,3; 45 v. Chr. s. Cic. fam. 5,9,2; 5,10b; 5,11,3. Es wurde wohl noch unter Caesar mit zivilen Neubürgern zur colonia Iulia erhoben (Plin. nat. 3,142; Ptol. 2,16,12, s. Olshausen DNP).

In der ausgehende Republik gleichsam munizipalen Stadtverwaltung mit magistri und quaestores (CIL III 1820; ILS 7166). Sitz der römischen Provinzialregierung von Illyricum mit einem conventus von 89 civitates (Plin. nat. 3,142), von denen ein Jh. später nur noch 13 im conventus von Narona verblieben waren (s. Olshausen, DNP; epigraphische Quellen zur sich wandelnden Sozialstruktur des municipiums in der späten Republik und frühen Kaiserzeit diskutiert bei Bekavac 2016). Danach wurde der bedeutende Umschlaghafen ins Hinterland von der benachbarten Hafenstadt Salona zurückgedrängt, wohl auch wegen des sumpfigen Umlandes (s. Olshausen, DNP). Ab dem 2. Jh. ist daher ein Niedergang der Stadt und der Villenkultur in der Umgebung erkennbar, wenn auch noch im 3. Jh. Stadtmauern und städtische Bäder restauriert (CIL III, 1805–1807) und im 4. u. 5. Jh. drei Basiliken gebaut wurden. Nach 533 verlor Salona sogar den Rang als Bischofssitz (s. dazu Lindhagen 2016, 242-246 mit weiterer Literatur in den Anmerkungen).

Narona hat auf der TP eine ungewöhnlich und etwas aufwändiger gestaltete Vignette als Salona, was auf die Blütezeit vor dem 2. Jh. deutet.

Archäologischer Befund: Drainage-Kanäle; Stadtmauer mit Türmen, Forum (Bodenpflasterung), Grabsteine, Sarkophage, Skulpturen, Tempel des Augustus und der Livia (zu letzterem s. die Tagungsbände Gros et al. 2015 und Zecchini 2015). Inschriftlich bezeugt sind verschiedene Heiligtümer (s. dazu Lindhagen 2016, 238-242 mit weitere Literatur in den Anmerkungen), Thermen, Theater (s. Olshausen, DNP mit weiterer Literatur).

Die zahlreichen epigraphischen Quellen zur römischen Militärpräsenz in Narona nach Militäreinheiten zusammengestellt bei Mayer 2016, 440-444.

Meilenangabe nach Adturres: xxii
Pollaschek, RE 1446 will mit Mommsen CIL III p. 287 Anm. und 290 im Blick auf Plin nat. 3,144 und ItAnt 338,4 die Angabe in xii ändern

Kommentar Talbert:
- The linework for [the following] stretch [to Adturres] is not marked.
- Linework for the entire route Narona-Ad zizio is missing, perhaps because so little space has been left for it, at least initially.



Miller, Itineraria, Sp. 468:
13.
Narona_, Naroha (Sch, Ma, Pd, Kt); it. (It), Narrona, Narona (Ra), Ναρῶνα - am Fluß Nar, nach Scyl. 80 Stad., nach Pl aber 20 mp von seiner Mündung, col. (Cic, Pt, Ml, Pl, Münzen, Iss: CIL III 8444. 12695), Sitz eines Conv. Juridikus; res publica (I: CIL III 1805)[ci]vitas Naron[ens(ium)] (ib. 8783).; j. Ruinen beim Dorfe Viiddo oder Vid. Viele Iss im CIL; cf. Lanza Saggio, sopro l`antica città di Narona , Bologna 1842. Patsch in Schr. d. Balkankommission V, Wien 1907.
Abzweigung nach Mostar und Konjika, unter Augustus angelegt - fehlt in den Itt. Ferner Straße ans Meer und nach Slano - Strecke 75 - fehlt ebenfalls.
Der Verbindungsstrich fehlt bis Ad Zizio.
Fluß.
22; bis Dallunto 25 (It); erstere Entfernung jedenfalls zu groß, höchstens 12.

Datierung (Barrington):
Narona - Roman, Late Antique (Bojanovski 1988, 379).

DNP:
Narona
Stadt (Mela 2,57; Plin. nat. 21,40; Itin. Anton. 338,4; Tab. Peut. 6,4) am Naro (Norino) auf einem flachen Hügel inmitten von sumpfigem Gelände im unteren Tal des Naro beim h. Vid, nordwestl. von Metković/Kroatien. Prähistor. Besiedlung ist anzunehmen; Bevölkerung und ON illyrisch. Im 5./4. Jh.v.Chr. kamen griech. Siedler hinzu, die bei N. eine Handelsstation gründeten (empórion, Skyl. 24; vgl. Theopompos FGrH 115 F 129). Im 2./1. Jh.v.Chr. folgten Siedler aus It. Nach der Niederlage des illyrischen Königs Genthios im 3. Makedonischen Krieg (171-168) geriet die Stadt unter röm. Einfluß. Sie war mehrfach Ausgangspunkt röm. Kriegsoperationen bes. gegen die Dalmatae im Hinterland (156 v.Chr. unter C. Marcius [I 11] Figulus: App. Ill. 31; 46 v.Chr. unter P. Sulpicius Rufus: Cic. fam. 13,77,3; 45 v.Chr. unter P. Vatinius: Cic. fam. 5,9,2; 10b,1; 11,3). Die Inschr. von N. ergeben für die letzten J. der röm. Republik das Bild einer gleichsam munizipalen Stadtverwaltung mit magistri und quaestores (CIL III 1820; ILS 7166). Die röm. Provinzialregierung von Illyricum hatte hier ihren Sitz mit einem conventus von 89 civitates (Plin. nat. 3,142), von denen ein Jh. später nur noch 13 im conventus von N. verblieben waren. N. wurde wohl in den letzten Regierungsjahren Caesars mit zivilen Neubürgern zur colonia Iulia erhoben (Plin. nat. l.c.; Ptol. 2,16,12). Das Territorium der Kolonie umfaßte das Naro-Tal hinauf bis über das h. Mostar. Sitz des Proconsuls der senatorischen Prov. wurde 27 v.Chr. aber nicht N., sondern die benachbarte Hafenstadt Salona, die N. im Verlauf der beiden ersten Jh. n.Chr. wirtschaftlich und polit. immer mehr überflügelte. Selbst den Bischofssitz, den N. Anf. des 6. Jh. noch beherbergte, verlor die Stadt mit der Unterordnung unter Salona.
N. hatte sich in den vier Jh. v.Chr. zu einem wichtigen Umschlaghafen für Warentransporte von der Adria ins illyrische Hinterland und umgekehrt entwickelt. Exportiert wurden bes. landwirtschaftliche Erzeugnisse (Getreide, Vieh), importiert dagegen Öl und Wein aus Calabria, Gallia und von den griech. Inseln. Den Niedergang von N. bedingte einerseits die Konkurrenz von Salona, andererseits wohl die Ungunst des grundsätzlich sumpfigen Umlandes und die Unberechenbarkeit des Naro. Mz. hat N. nie geprägt; zahlreiche Inschr. (vgl. Lit. bei [1]). Arch. Befund: Drainage-Kanäle; Stadtmauer mit Türmen (bes. gut erh. an der Süd- und der Nordseite des Siedlungshügels); an der Westseite Wehranlagen des 4./3. Jh.v.Chr., Forum (Bodenpflasterung), Grabsteine, Sarkophage, Skulpturen, Tempel des Augustus und der Livia. Inschr. bezeugt sind verschiedene Heiligtümer, Thermen, Theater. Seit 1968 durchgeführte Grabungen (Arch. Mus. Split) sind in diesem großenteils sumpfigen Gelände äußerst schwierig.
Olshausen, Eckart (Stuttgart)

Literatur:

Bekavac, Silvia: Stanovnicima Narone – municipibus municipii / To the Inhabitants of Narona – municipibus municipii, Prilozi Instituta za arheologiju u Zagrebu 33 (2016), 237-246. https://hrcak.srce.hr/index.php?show=clanak&id_clanak_jezik=252412.

Bojanovski, Ivo: Bosna i Hercegovina u antičko doba / Bosnien und Herzegowina in der Antike (Djela ANUBiH 66, Cent. balk. ispit. 6 / Monographies, Academie des sciences et des arts de Bosnie-Hercegovine 66, Centre d´études balkaniques 6), Sarajevo 1988, 379.

Fluss, Max: Narona RE 16,2 (1935), 1743-1755.

Gros, Pierre/Marin, Emilio/Zink, Michel (Hgg.): Auguste, son epoque et l´Augusteum de Narona: Actes du colloque organise par l´Academie des Inscriptions et Belles-lettres et l´Universite catholique de Croatie (Zagreb) a l´Academie des Inscriptions et Belles-Lettres le 12 decembre 2014, Paris 2015.

Lindhagen, Adam: Narona in Dalmatia: the rise and fall of a «gateway settlement», in: Kerstin Höghammar/Brita Alroth/Adam Lindhagen (Hgg.): Ancient ports, the geography of connections: proceedings of an international conference at the Department of Archaeology and Ancient History, Uppsala University, 23-25 September 2010, Uppsala 2016, 225-251.

Mayer, Marc: La presencia de militares en Narona, Vid, Metkovic, Croacia, y las cohortes auxiliares de la zona, in: Wolff, Catherine/Faure, Patrice (Hgg.): Les auxiliaires de l´armée romaine des alliés aux fédérés: actes du sixième congrès de Lyon (23-25 octobre 2014), Lyon 2016, 431-444.

Miller, Itineraria, Sp. 468.

Olshausen, Eckart (Stuttgart), “Narona”, in: Der Neue Pauly, Herausgegeben von: Hubert Cancik,, Helmuth Schneider (Antike), Manfred Landfester (Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte). Consulted online on 30 March 2018
First published online: 2006.

Polaschek, E.: Ad Turres 7, RE II 7,2 (1948), 1446.

Wilkes, John J.: Dalmatia, London 1969, 245-261.

Zecchini, Giuseppe (Hg.): Augusteum di Narona: Atti della Giornata di studio sull´Augusteum di Narona, Roma, all´Istituto Italiano per la Storia Antica, 31 maggio 2013, Roma 2015.


Levi, Itineraria, S. 159.

J.J. Wilkes, Dalmatia, 1969, 245-261.

M. Fluss, s.v. N., RE 16, 1743-1755.

N. Zaninović, s.v. N., PE, 609.

I. Bojanovski, Bosna i Hercegovina u antičko doba, 1988, 379.

B. Kirigin, E. Marin, An Archaeological Guide to Central Dalmatia, 1989, 259-262.

M. Sander, Röm. Kaiser oder örtliche Notabeln, in: Ant. Welt 29, 1998, 115-118.

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Letzte Bearbeitung:

10.12.2022 09:32


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