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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Fletione

Name (modern):

Wilternburg oder de Burg bei Vechten (Miller)/ Bunnik-Vechten (Barrington)

Bild:
Toponym vorher XII     Lauri     
Toponym nachher XVI     Levefano     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington 2000)
Bild (Scheyb 1753) ---
Bild (Welser 1598) ---
Bild (MSI 2025) ---
Großraum:

Gallien/Germanien

Toponym Typus:

Ortsname ohne Symbol

Planquadrat:

1A3

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

 

RE:

Flectio

Barrington Atlas:

Fectio (10 B4)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Fletione

Levi:

 

Ravennat:

Fictione

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

 

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

frühe Kaiserzeit (einschließlich Flavier)

Begründung zur Datierung:

Schriftzeugnisse und archäologische Funde weisen in die erste Hälfte des 1.Jh. n.Chr. (vgl. Kommentar).

Kommentar zum Toponym:

Fletione, in der Nähe von Bunnik-Vechten am Kromme Rijn gelegen, ist die Station nach Foro Adriani (Forum Hadriani). Es handelt sich um das in augusteischer Zeit (4 / 5 n.Chr.) von Tiberius angelegte, in dieser Zeit als Versorgungslager fungierende Kastell Fectio/Fectium (Polak, An Early Roman Naval Base, 75). Den Münzfunden zufolge wurde es vor allem in augusteischer und claudischer Zeit (bis kurz vor 50 n.Chr.) intensiv genutzt (Bosmann / de Weerd, Velsen, 52-55 mit Table 1). Ein ähnliches Bild ergeben die in Vechten gefundenen Weinamphoren und die Terra Sigillata aus dem südgallischen Raum: Beide Fundgattungen decken die Zeitspanne der ersten Hälfte des 1.Jh. n.Chr. ab (Polak, South Gaulish Terra Sigillata; van der Werft, Amphoras from Vechten).
Es handelt sich also um eine der Militärbasen, die seit den ersten römischen Maßnahmen zur Absicherung von Drusus’ Feldzügen zur Eroberung Germaniens (12-9 v.Chr.) errichtet wurden. Im Bataveraufstand wurde Fectio zerstört (archäologisch als dicke Brandschicht nachweisbar), unter Vespasian aber wieder in Stand gesetzt und ab 70 n.Chr. erneut Stationierungsort von Auxiliartruppen. Fectio war seit dieser Zeit ebenso wie Praetorium Agrippinae (Valkenburg) und Albaniana (Alphen) Teil der bis nach Rigomagus (Remagen) reichenden Kette von Auxiliarkastellen am Niedergermanischen Limes entlang des Rheins. Stationiert waren dort zunächst die Cohors II Brittonum (Britannorum) milliaria equitata (78 / 80 n. Chr.) und später die Cohors I Flavia Hispanorum equitata (bis ca. 100 n.Chr.). Mitte des 2.Jh. n.Chr. wurde das Holz-Erde-Kastell durch einen Steinbau ersetzt. Ebenso wie Köln-Alteburg am mittleren Niederrhein fungierte Fectio auch Stützpunkt der Rheinflotte (classis Germanica), wie der archäologische Befund (Uferbefestigungen, Kaianlagen, Schiffsreste) zeigt. Mit dem Rhein verbunden war der Ort über einen Kanal, der aber bereits Ende des 1.Jh. zunehmend verlandete, bis spätestens im 3.Jh. keine Verbindung mehr zum Rhein bestand. Nach mehrfacher Zerstörung und sicherlich auch wegen des nicht mehr nutzbaren Zugangs zum Rhein wurde das Kastell aufgegeben.
Dieser Ort in der Germania inferior war ein Hafenplatz am Oude Rijn, wie die ins 2. oder 3. Jh. n.Chr. zu datierende Weihinschrift CIL XIII 8815 = ILS 4757 bezeugt: Deae / [Vir]adecd(i) / [civ]es Tungri / [et] nautae / [qu]i Fectione / [c]onsistunt / v(otum) s(olverunt) l(ibentes) m(erito) „Der Göttin Viradecdis haben die Bürger der Tungrer und die Schiffer, die in Fectio wohnhaft sind, ihr Gelübde eingelöst, gerne und nach Gebühr.“ Der Rheinarm aber war Ende 2. / 3.Jh. n.Chr. weitgehend verlandet und das Kastell bedeutungslos werden ließ (zum Oude Rijn vgl. zu Lugduno). Nach einer weiteren Zerstörung im Zeitraum 270 / 275 n.Chr. wurde das Kastell aufgegeben.
Die Schreibung Fletione ist sicherlich mit dem beim Ravennaten bezeugten Fictione zu verbinden. - Vgl. auch Foro Adriani· (Forum Hadriani), Pretorium Agrippine (Praetorium Agrippinae), Albanianis· (Albaniana/Albanianae) und Flumen Renus (Rhein).

RE:
Flectio
https://elexikon.ch/RE/VI,2_2097.png

Literatur:

Ihm, Maximilian, Fectio, in: RE VI/2 (1909), Sp. 2097-2098.

Joseph Schnetz, Untersuchungen zum Geographen von Ravenna, München 1919, 60; Miller, Itineraria, 41; Julianus E. Bogaers, Bunnik - Vechten - Fectio, in: Ders. / Christoph B. Rüger (Hrg.), Der niedergermanische Limes. Materialien zu seiner Geschichte, Köln 1974 (= Kunst und Altertum am Rhein 50), 62-66; Hans Schönberger Die römischen Truppenlager der frühen und mittleren Kaiserzeit zwischen Nordsee und Inn, in: Bericht der Römisch-Germanischen Kommission 66, 1985 (1986), 321-497, hier 426 A4, 448 C8; Willem J. van Tent, Vechten-Fectio, in: Willem A. van Es / Wilfried A.M. Hessing (Hrg.), Romeinen, Friezen en Franken in het hart van Nederland: van Traiectum tot Dorestad 50 v.Chr.-900 n.Chr., Utrecht 1994, 212-218; Tilman Bechert / Willem J.H. Willems (Hrg.), Die römische Reichsgrenze zwischen Mosel und Nordseeküste, Stuttgart 1995, 81-85. 88; Marinus Polak / Simon L. Wynia, The Roman Forts at Vechten: A Survey of the Excavations 1829-1989, Leiden 1991 (= Oudheidkundige Mededelingen Leiden uit het Rijksmuseum van Oudheden te Leiden 71), 125-156; Laura I. Kooistra, Borderland Farming: Possibiliities and Limitations of Farming in the Roman Period and Early Middle Ages between the Rhine and Maas, Assen 1996, 54. 63; Heinrich C. Konen, Classis Germanica. Die römische Rheinflotte im 1.-3. Jahrhundert n. Chr., St. Katharinen 2000 (= Pharos 15); Marinus Polak, South Gaulish Terra Sigillata with Potters’ Stamps from Vechten, Nijmegen 2000 (= Rei Cretariae Romanae Fautorum Acta, Suppl. 9); Lothar Wierschowski, Fremde in Gallien - „Gallier“ in der Fremde. Die epigraphisch bezeugte Mobilität in, von und nach Gallien vom 1. bis 3. Jh. n. Chr. (Texte - Übersetzungen - Kommentare), Stuttgart 2001 (= Hist.-E. 159), 412; Maarten de Weerd, Archäolgische Beobachtungen anhand der Fundmünzen aus Kalkriese und aus den tiberischen Lagern Vechten und Velsen, in: Thomas Grünwald / Sandra Seibel (Hrg.), Kontinuität und Diskontinuität. Germani Inferior am Beginn und am Ende der römischen Herrschaft. Beiträge des deutsch-niederländischen Kolloquiums in der Katholieke Universiteit Nijmegen (27. bis 30.06. 2001), Berlin 2003 (= Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 35), 181-199; Arjen Bosmann / Maarten de Weerd, Velsen: The 1997 Excavations in the Early Roman Base and a Reappraisal of the Post-Kalkriese Velsen/Vechten Dating Evidence, in: Frank Vermeulen / Kathy Sas / Wouter Dhaeze (Hrg.), Archaeology in Confrontation: Aspects of Roman Military Presence in the Northwest. Studies in Honour of Prof. Em. Hugo Thoen, Ghent 2004 (= Archaeological Reports Ghent University 2), 31-62; Jaap van der Werff, Amphoras from Vechten (Excavations 1946-1947), ebd., 287-303; Gerhard Rasch, Antike geographische Namen nördlich des Rheins. Mit einem Beitrag von Hermann Reichert „Germanien in der Sicht des Prolemaios“, Berlin 2005 (= Reallexikon der germanischen Altertumskunde, Ergänzungsbände 47), 51. 158. 201; Marinus Polak, Bunnik/Vechten – Fectio, in: Michel Reddé (Hrg.), L’architecture de la Gaule romaine. Les fortifications militaires, Paris/Bordeaux 2006 (= Documents d’Archéologie Française 100), 244-248; Guus Besuijen, Rodanum: A Study of Roman Settlement at Aardenburg and Its Metal Finds, Leiden 2008, 76f.; Marenne Zandstra / Marinus Polak, De Romeinse versterkingen in Vechten-Fectio, in: Het archeologisch onderzoek in 1946-1946, Nijmegem 2012 (= Auxiliaria 11), https://core.ac.uk/download/pdf/16185028.pdf (zuletzt abgerufen am 18.8.2021); Marinus Polak, An Early Roman Naval Base at Vechten (prov. Utrecht / NL). Facts and Fiction, in: Römisch-Germanisches Zenralmuseum (Hrg.) Honesta Missione. Festschrift für Barbara Pferdehirt, Mainz 2014 (= Monographien des Römisch-Germanischen Zenralmuseums 100), 69-98.

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Letzte Bearbeitung:

11.12.2023 16:55


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https://tp-online.ku.de/trefferanzeige.php?id=2992 [zuletzt aufgerufen am 30.11.2024]

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