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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Fenchi

Name (modern):

Abu Gerg (Miller)/el-Fant (Barrington)

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher XX     Tamonti     
Toponym nachher XXV     Heracleo     
Alternatives Bild
Bild (Barrington)
Pleiades https://pleiades.stoa.org/places/ 736910
Großraum:

Ägypten/Nil/Äthiopien

Toponym Typus:

Ortsname ohne Symbol

Planquadrat:

8C3

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

Oxirincho (157,2)

Alternativer Name (Lexika):

Oxyrhynchos (DNP)

RE:

Fenchi, Oxyrhynchos

Barrington Atlas:

Fenchi? (75 D3)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Fenchi

Levi:

 

Ravennat:

Oxirincos (p. 34.21)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

μητρόπολις Ὀξύρυγχος (4,5,59)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Kaiserzeit (2. Jh.)

Begründung zur Datierung:

Der Ort erlebte in der hohen Kaiserzeit seine Blütezeit, wie auch die Quellenlage mit einem klaren Höhepunkt der Textproduktion (papyrologische Evidenz wirtschaftlicher und administrativer Aktivitäten) anzeigt. Ab diesem Zeitpunkt dürfte Oxyrhynchos am ehesten über Ägypten hinaus größere Bekanntheit erlangt haben. Daher ist die Überarbeitung der Karte mit großer Wahrscheinlichkeit in das 2.Jh. n.Chr. zu datieren.

Kommentar zum Toponym:

Die Toponyme am Mittellauf des Nil und auch im Delta sind in vielen Fällen schwer rekonstruierbar, da in diesem Bereich der Tabula Peutingeriana die Tinte stark verblasst ist. Das gilt auch für Fenchi. Erschwerend kommt hinzu, dass man - wie bereits Steindorff (in: RE VI / 2) wohl zu Recht vermutet - hier mit einem verschriebenen Namen rechnen muss. Eine weitere Schwierigkeit bieten Ungenauigkeiten in der Darstellung der Strecke Antino - Memphis: So ist die Entfernung zwischen Tamonti und Fenchi mit 20 Meilen beziffert; es ist aber (wie auch von Talbert angemerkt) nicht erkennbar, ab welchem Punkt gezählt wird (vgl. https://www.cambridge.org/us/talbert/talbertdatabase/TPPlace418.html). Miller sucht Fenchi offenbar in der Nähe von Oxyrhynchus (It Miller 867: „Seitlich liegt Oxyrhynchus“). Meines Erachtens ist das Toponym vielleicht identisch mit dem am Nahr Yusuf („Josefkanal“) gelegenen Oxyrhynchus (Rav. Cosm. 122, 16: Oxirincos). Auf dieser Grundlage und ausgehend von der Lesung "Fenchi" von Welser 1598 (der hier tatsächlich "Fenchi" rekonstruiert und nicht wie Miller behauptet "Fenehi" liest) und 1753 von Scheyb (am 20.9.2019 durch eigene Überprüfung am Original bestätigt) seien hier zwei Erklärungsansätze für diesen Fehler vorgestellt: Zum einen könnte das Toponym Fenchi als Abschreibfehler auf einer abgekürzten, in griechischen Buchstaben geschriebenen Form ΡΥΓΧΙ bzw. Ρυγχι basieren, die durch die Verwechslung von Ρ mit Φ entstanden ist. Zum anderen könnte der Ortsname auf Pemje (Pemdje), wohl hergeleitet aus dem einheimischen Namen des Ortes (Per-medjed; vgl. z.B. P. Ryl. Vittmann p. 116-202 [513 v.Chr.] Kol. 9, 1; P. Brooklyn Dem. 13 descr. [6./5.Jh. n.Chr.] Rs. 2: Pr-Mḏ), den ptolemäerzeitlichen Namen der Stadt (eine gräzisierte Form des ägyptischen Namens?) zurückgehen. In Papyri des 1.Jh. n.Chr. wird der Ort gelegentlich als Metropolis bezeichnet (P. Thomas 6 [47/48 n.Chr.], a 6. 10: Oxyrynchites metropolis; SB 12, 10788 a-c [60 n.Chr.], 55; P. Oxy. 46, 3272 [61/62 n.Chr.], 1; P. Oxy. 83, 5361 [3.Jh. n.Chr.], 24b: μητρόπολις); die geläufigste Bezeichnung in den griechischen Papyri ist vom 3.Jh. v.Chr. bis in die Mitte des 6.Jh. n.Chr. Ὀξυρύγχων πόλις, z.B. SB 20, 14337 (28.12.103 n.Chr.), 2f.; P. Fouad 30, 3 (26.1.121 n.Chr.); P. Oxy. 14, 1636 (27.11.249 n.Chr.), 2; P. Lond. 5, 1797 (501 n.Chr.), 2; P. Oxy. 19, 2238 (7.8.551 n.Chr.), 3; BGU 14, 2400, 11; P. Lille Gr. 1, 25). Häufig bezeugt ist auch Ὀξυρυγχιτῶν πόλις (P. Oxy. 14, 1716 [9.4.333 n.Chr.], 8; P. Flor. 1, 39 [29.8.396 n.Chr.], 3; P. Oxy. 44, 3203 [400 n.Chr.], 13; P. Mich. 11, 611 [27.9.412 n.Chr.], 4; P. Wisc. 1, 10 [10.10.468], 6; P. Oxy. 6, 914 [30.1.486], 4. 6; P. Iand. 3, 42 [6.Jh.], 1; P. Wash. Univ. 1, 25 [25.3.530], 5; P. Oxy. 27, 2478 [27.11.595], Vs. 5. 9f., Rs. 1f.; P. Eirene 4, 35 [6./7.Jh.], 5: P. Oxy. 58, 3952 [29.8.610], 13; SB 6, 8988 [16.7.647], 25). Gelegentlich wird die Variante Ὀξυρύγχος (P. L. Bat. 13, 5 [3.Jh. n.Chr.] Rs. 1) bzw. Oxyrynchus benutzt (Chartae Latinae antiquiores 5, 301 [147 n.Chr.], 19). Vereinzelt auftretende Formen des 3.Jh. sind civitas Oxyrynchitarum (SB 1, 1010 [15.9.249 n.Chr.], A 6) und des 4.Jh. z.B. Oxurunchus und civitas Oxurunchitarum (P. Ryl. Gr. 4, 654 [302-309 n.Chr.?], 1. 2) sowie Ὀξυρυγχειτῶν πόλις (SB 6, 9161 [212-269 n.Chr.], 3f. 8; P. Oxy. 69, 4748 [12.2.307 n.Chr.]), in den 70er Jahren des 6.Jh. n.Chr. Νέα Ἰουστίνου πόλις (P. Flor. 1, 65 [570/71], 2; P. Oxy. 82, 5341 [16.6.575], 4; P. Oxy. 70, 4789 [20.2.576], 8).
In nicht-papyrologischen Zeugnissen ist Oxyrhynchus vergleichsweise schwach belegt, vgl. Strab. 17, 1, 49 (812): Ὀξύρυγχος πόλις; ItAnt 157, 2: Oxirincho; Ptol. 4, 5, 59: μητρόπολις Ὀξύρυγχος; Amm. 22, 16, 6: Oxyrynchus; Steph. Byz. Πέμπτη; Hierokles, Synekdemos 729, 2: Ὀξύρυγχος; Cosm. Rav. 122, 16: Oxirincos. Dieser Befund ist sicherlich darauf zurüchzuführen, dass Oxyrhynchus zwar durchaus als mittelgroße Stadt (ca. 15.000-25.000 Einwohner, vgl. Fikhman, 118) zu beurteilen ist, aber ein regionales Zentrum blieb und auch nicht zu einem Zentrum antiker Gelehrsamkeit avancierte. Daher ist der im 7.Jh. v.Chr. erstmals unter dem Namen Per-Medjed (pr-mḏd „Haus des Treffens“ [?]) als Gauhauptstadt bezeugte und in der späteren Ptolemäerzeit zu größerer Bedeutung gelangte und nach dem dort (wie auch in anderen ägyptischen Orten) verehrten verehrten Nilhecht (ὀξρύγχος „Spitznasenfisch“) benannte Ort nicht mit den großen administrativen, wirtschaftlichen und kulturellen Zentren Ägyptens wie Alexandria, Naukratis oder Koptos vergleichbar. Die gesamte Produktion der Stadt (Handwerk, Landwirtschaft) diente der Versorgung der regionalen Bevölkerung: dem widerspricht auch die Orientierung von Oxyrhynchus nach Norden, insbesondere nach Alexandria, die sich aus den Papyri ablesen lässt. In der Spätantike ist der Ort (im 6.Jh. umbenannt in Justinopolis) wie auch die gesamte Region intensiv christianisiert, und Oxyrhynchus selbst entwickelte sich zu einem der Zentren des Mönchtums und des ägyptischen Christentums ingesamt. Auf den zahlreichen Münzprägungen des 2.Jh. n.Chr. erscheint das Toponym in der abgekürzten Form ΟΞ. Der koptische Name lautet Pemdje, vgl. P. Laur. 3, 125 (1.Hälfte 7.Jh. n.Chr.), Rs. ⲫⲙϫ.
Die antike Siedlung ist zum größten Teil modern überbaut, daher erfolgten im eigentlich Stadtbereich nur vereinzelt archäologische Untersuchungen; vermutlich fanden sich dort neben der einfacheren Wohnbebauung auch zahlreiche öffentliche Gebäude (einschließlich Hafenanlagen und zahlreicher Heiligtümer), aber auch Kasernen zur kaiserzeitlichen und spätantik-byzantinischen Garnisonierung von Militäreinheiten. Bekannt ist Oxyrhynchus vor allem durch die zahlreichen Papyrusfunde (ca. 400.000 Fragmente), die bisher größte an einem Ort entdeckte Papyrusmenge; abgedeckt ist die Zeitspanne vom 4.Jh. v.Chr. (frühe Ptolemäerzeit) bis ins 7.Jh. n.Chr. (die Zeit der arabischen Eroberung und danach). Die Papyri waren als Müll in riesigen Abfallbergen an der Peripherie der alten Siedlung abgelagert worden. Etwa 90 % der Textfunde sind Verwaltungsdokumente lokaler Vorgänge, literarische Texte machen nur etwa 10 % aus. Erste Grabungen im Stadtgebiet fanden 1896 unter Leitung der Papyrologen Bernhard Peyne Grenfell und Arthur Surridge Hunt statt, 1898 begann die Veröffentlichung der Grabungsergebnisse mit dem ersten von bisher 83 Bänden (Stand: 2018) des Projekts The Oxyrhynchus Papyri in der von der Egypt Exploration Society herausgegebenen Reihe Graeco-Roman memoirs; formal stehen die Grabungen (seit 1966) unter der Ägide der British Academy. Im späteren 20. und im 21. Jahrhundert wurde die archäologische Arbeit vom ägyptischen Antikendienst, einem kuwaitischen Archäolgen-Team und einer katalanischen Mission fortgesetzt. - Vgl. auch zu Tamonti·.

DNP:
Oxyrhynchos

Dieser Ort ist auf folgenden Karten verzeichnet:

Ägypten | Ägypten | Pilgerschaft

A. Die Stadt

Stadt in Mittelägypten, h. Al-Bahnasā; in pharaonischer Zeit Hauptort des 19. oberäg. Gaus, äg. pr-mḏd, “Haus des Treffens(?)”. Urspr. war O. einer der Hauptkultorte des Seth sowie der Thoeris, und wurde, weil Seth den Osiris getötet hatte, in traditionellen Gaulisten als verfemter Ort genannt. Kaum arch. Funde aus vorptolem. Zeit; das ältere Gauzentrum lag verm. in spr-mrw. In griech.-röm. Zeit existierte in O. ein Kult des Sarapis und der Thoeris, ebenfalls wurde der O.-Fisch verehrt [1], der mit Thoeris (synkretistisch auch Neith bzw. Isis) verbunden war. Die Stadt profitierte von ihrer Lage als Verkehrsknotenpunkt auf Wegen zu den Oasen. Unter Augustus war O. Teil einer Einheit von 7 Gauen in Mitteläg. (Heptanomia) [2]. In byz. Zeit stand die Stadt wirtschaftlich in Blüte; sie war zunächst Teil der Prov. Aegyptus, später Hauptstadt der neuen Prov. Arkadia; der Gau wurde dann in Iustinupolis umbenannt. O. war Sitz eines christl. Bischofs und besaß einen bedeutenden Friedhof mit Zeugnissen koptischer Kunst. Niedergang der Stadt in der Mamlukenzeit (ab dem 12. Jh.n.Chr.).

Quack, Joachim (Berlin)


Literatur:

Georg Steindorff, in: RE VI / 2, 1909, 2177 s.v. Fenchi; Miller, Itineraria, Sp. 867; Hermann Kees, in: RE XVIII / 2, 1942, 2043-2046 s.v. Oxyrhynchos; Ders., in: RE XIX / 1, 1937, 416f. s.v. Pempte; Joseph G. Milne, The Leaden Token-Coinage of Egypt under the Romans, in: NC (4th Ser.) 4, 1908, 287-310, hier 289 Taf. 22, 3, Nr. 5; 290 Nr. 1 Taf. 22, 1, Nr. 12 Taf. 22, 7 u.ö.; Ders., Catalogue of Alexandrian Coins. University of Oxford, Ashmolean Museum, Oxford/London 1933 (ND London 1971), Nr. 5302. 5310-53312 Taf. 6; Farouk Gomaà, in: Lexikon der Ägyptologie 4, 1982, 638f s.v. Oxyrhynchos; Stefan Timm, Das christlich-koptische Ägypten in arabischer Zeit: Eine Sammlung christlicher Stätten in Ägypten in arabischer Zeit, unter Ausschluß von Alexandria, Kairo, des Apa-Mena-Klosters (Der Abu Mina), der Sketis (Wadi n-Natrun) und der Sinai-Region, Teil 1: A-C, Wiesbaden 1984 (= BTAVO 41 / 1), 283-300; Julian Krüger, Oxyrhynchos in der Kaiserzeit. Studien zu Topographie und Literaturrezeption, Frankfurt 1990 (= EHS III, Geschichte und ihre Hilfswissenschaften 441); Farouk Gomaà / Renate Müller-Wollermann / Wolfgang Schenkel, Mittelägypten zwischen Samalut und dem Gabal Abu Sir. Beiträge zur Geographie der pharaonischen Zeit, Wiesbaden 1991 (= Tübinger Atlas des Vorderen Orients, Beiheft B / 69), 89. 205; Joachim Quack / Paolo Eleuteri, in: DNP 9, 2000, 122f. s.v. Oxyrhynchos; Itskhok Fishelevich Fikhman, Wirtschaft und Gesellschaft im spätantiken Ägypten. Kleine Schrifte, heruagegebebn von Andrea Jördens, Stuttgart 2006 (= Hist.-E. 192), 118-137 (aus: VDI 131, 1975, 49-67 [russ.]); Peter Parsons, City of the Sharp-Nosed fish: Greek Papyri beneath the Egyptian Sand Reveal a Long-Lost World, London 2007; Dominic W. Rathbone, Grenfell and Hunt at Oxyrhynchus and in the Fayum, in: Patricia Spencer (Hrg.), The Egypt Exploration Society: The Early Years, London 2007, 195-229; Eva Subías Pascual, Oxyrhynchos: Metropole and Landscape, 2011; Andrea Jördens / Anne M. Luijendijk / Susanne Heydasch-Lehmann, in: RAC 26, 2014, 685-698 s.v. Oxyrhynchos; https://web.archive.org/web/20110723112353/www.classics.ox.ac.uk/research/projects/oxy.asp (zuletzt aufgerufen am 14.2.2020).

I. Gamer-Wallert, Fische und Fischkulte im Alten Äg., 1970.

J. Krüger, O. in der Kaiserzeit, 1990.

W.M.F. Petrie, Tombs of the Courtiers and O., 1925.

A. Jones (ed.), Astronomical Papyri from O., 1999.

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Letzte Bearbeitung:

25.08.2024 12:34


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