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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Thimea

Name (modern):

oberhalb von Rumelikavağı

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher X     Philias     
Toponym nachher XII     Sycas     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington)
Großraum:

Balkanraum nördlich

Toponym Typus:

Ortsname ohne Symbol

Planquadrat:

8A1

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

 

RE:

Phinopolis

Barrington Atlas:

Timaea, § Thimea (53 B2)

TIR / TIB /sonstiges:

Thimea (TIB 12, 676); Phinopolis (TIB 12, 588); ? Phineion (ibd.)

Miller:

Thimea

Levi:

 

Ravennat:

Fimea (5,12 p. 93,23)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Φινόπολις (3,11,4)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Späthellenismus (nach 200)

Begründung zur Datierung:

Frühester Beleg bei Strabo. Laut Dion. Byz. war der Leuchtturm schon halb zerfallen, doch der Ort war offenbar noch in den spätantiken Itinerarvorlagen von Rav und Guido verzeichnet.

Kommentar zum Toponym:

Namensform mit hyperkorrektem „Th“ nur hier überliefert.

Verschrieben zu Fimea Rav 5,12 p. 93,23; Guido 106.

Timaea turris Dionys. Byz. Anaplus Bospori frg. 48 GGM Müller II p. 57f = 27,33-28,9 ### Güngerich In summo vertice collis, secundum quem descendit Chrysorrhoas, existit Timaea, turris admodum excelsa, circumspecta et permulto mari illustris, ad salutem navigantium excitata … Ex hac turre faces ardentes noctu sublatae perferebantur, rectae viae ad Ponti ostium duces. … Iam ver lucernam extinxit tempus omnia consumens, et turrim magna ex parte dissolvit.

= Φινόπολις, benannt nach dem Gründerheros Phineus; Gleichsetzung durch Oberhummer, RE s. v., 248 und TIB 588 aufgrund der in den Quellen hervorgehobenen Lage als erste bedeutende Stadt an der Schwarzmeerküste.
Strabo 7,6,1 ἐν δὲ τῷ μεταξὺ ἥ τε Θυνιὰς, τῶν Ἀπολλωνιατῶν χώρα, καὶ Φινόπολις καὶ Ἀνδριακή, συνάπτουσαι τῷ Σαλμυδησσῷ; Steph. Byz. s. v. πόλις πρὸς τῷ Πόντῳ, ἀπὸ Φινέως; Ptol. 3,11,4.
Phinopolis
Mela 2,23 recta dehinc ora, nisi quod media ferme in promunturium quod Thynian (coni. Frick; thymnian A) vocant exit, et incurvis contra se litoribus obtenditur, urbesque sustinet Halmydeson et Philias et Phinopolim. hactenus Pontus; Plin. 4,45 Phinopolis, iuxta quam Bosporos.

TIB 588 hält auch eine Identität mit Φίνειον bei Steph. Byz. und Suda für sehr wahrscheinlich. Außerdem wird ibd. eine Gleichsetzung mit Philea (7A5 Philias) postuliert, was aber nicht nur dem Eintrag auf der TP widerspricht, sondern auch den Angaben bei Ptol. 3,11,4 und Mela 2,23, die Philia und Phinopolis wie die TP als zwei verschiedene Orte ansetzten (dass die Phinopolis die Stadt, Philea aber die umliegende Küstenregion bezeichnet, wie TIB vorschlägt, geben die beiden Quellen aufgrund der auf gleicher Ebene reihenden Anordnung der Toponyme kaum her).

Die von den antiken geographischen Quellen betonte Lage am Eingang des Bosporos, der auf der TP erst hinter der Folgestation 8A1 Sycas (Sykai, s. Art. dort!) beginnt und unverhältnismäßig breit und kurz dargestellt wird, geht aus der TP nicht hervor, denn oberhalb von Sycas wurde die westl. Küstenlinie des Bosporos nach links geklappt. Thimea lag also in Wirklichkeit nnö. von Sykai, obschon es auf der TP links davon eingezeichnet ist. Diese Deformation des Bosporos hat zum einen zur Folge, dass Constantinopolis, gekrönt von Sycas am verbreitert dargestellten Goldenen Horn, die Meerenge völlig dominiert, und bewirkt zum anderen eine Form der europäischen Bosporosseite, die an den Stiefelabsatz von Italien (5B1/2) erinnert, was wohl kein Zufall ist, sondern vielleicht eine Parallelität zwischen der westlichen und der östlichen Reichshälfte (oder gar die Ablösung von Italien durch das Ostreich?) darstellen soll.

Timea war in Wirklichkeit ein Leuchtturm am Gipfel der Anhöhe, auf welcher der Chrysorrhoas entspringt, weit in das Meer hinaus sichtbar (s. Oberhummer, RE 751), am thrak. Ufer des Bosporos, nahe der Einmündung ins Schwarze Meer, vor der langen Steilküste, die im N durch die Bucht von Büyük Liman begrenzt wird. Hier stieß die große römische Überlandstraße A 4, die von Burgaz die Schwarzmeerküste entlang nach Philea führte, an den Bosporos (s. TIB 676; zu dieser Straße s. Külzer 2011).
Laut Dion. Byz. frg. 48, der im 2. Jh. n. Chr. den Ort und seine Lage beschreibt, war dieser recht hohe Leuchtturm von großer Wichtigkeit angesichts der fehlenden Häfen und der gefährlichen Strömungen dieses unsicheren Küstenabschnittes. Jedoch trieben dort Barbaren ihr Unwesen, die als Strandräuber mit ihren Fackeln die Schiffe in die Irre führten. Dionysios beschreibt den Leuchtturm im 2. Jh. n. Chr. als schon halb zerfallen.

Vielleicht bezeichnete der Name Timea den Leuchtturm, Phinopolis die zugehörige Stadt?
Möglicherweise bestand eine Verbindung zu dem nahen Ort Phosphoros (s. TIB 676).

Meilenangabe nach Sycas: XII (12).






Miller, Itineraria, Sp. 515:
20 [vgl. Datenbankeintrag zu Philias.].
Thimea, [...], zu Dionysius` Zeiten halbzerstört (unter Septimius Severus?); cf. Müller II p. VI und 58; nach Gillius ziemlich weit zurück von der Mündung - am Chrysorrhoas (die Entferung stimmt so besser). In der Nähe Phosphorus locus, wo Dion. frag. 49 den ehemaligen Pharus vermutet; j. Rumeli Kawak, gegenüber Anadoli Kawak, wo der Tempel Iovis Urius, an der engsten Stelle der nördlichen Hälfte des Bosporus. Dahinter ein Berg mit 200 m - Mohadjir Man-, für den Leuchtturm vorzüglich passend.
12.

Datierung (Barrington):
Timaea / § Thimea - Roman, Late Antique (DionByz 77; RE Bosporos 1, col. 751 / ItMiller 515).

Literatur:

Külzer, Andreas: The Byzantine Road System in Eastern Thrace: Some Remarks, Byzantinische Forschungen 30 (2011), 179-801, hier: 185f.

Miller, Itineraria, Sp. 515.

Oberhummer, Eugen: Bosporos 1, RE 3,1 (1897), 742–757, hier: 751.

   [Standard-Literatur-Liste im PDF-Format]

Letzte Bearbeitung:

12.12.2022 15:05


Cite this page:
https://tp-online.ku.de/trefferanzeige.php?id=1174 [zuletzt aufgerufen am 30.09.2024]

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