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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Sestos

Name (modern):

Yalikabat?

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher XII     Callipoli     
Toponym nachher
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington)
Großraum:

Balkanraum nördlich

Toponym Typus:

Ortsname mit Symbol

Planquadrat:

8B1

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

B Haus

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

Sestos (DNP)

RE:

Sestos 1

Barrington Atlas:

Sestos (51 G4)

TIR / TIB /sonstiges:

Sestos (TIB 12, 645-648)

Miller:

Sestos

Levi:

Sestos (B,confusa)

Ravennat:

Sextus (4,6 p. 48,19; 5,12 p. 93,28)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Σηστός* (3,12,4; 8,11,10)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Archaik

Begründung zur Datierung:

Schon bei Homer erwähnt; lesb. Kolonie im 6. Jh. v. Chr., Niedergang anscheinend Mitte des 3. Jh. n. Chr. Die besondere Vignette spiegelt den Zustand hoher wirtschaftlicher und strateg. Bedeutung vor diesem mutmaßlichen Niedergang wider

Kommentar zum Toponym:

Talbert vermutet nach dem "Se" am Wortanfang vorsichtig "o".
http://www.cambridge.org/us/talbert/talbertdatabase/TPPlace1986.html.
Der letzte Buchstabe könnte ein „m“ oder ein „n“ sein.
Vielleicht ist hier: Se[stu]m oder eher die griechische Form Se[sto]n, die auch bei Plin., Ov. und Amm. und bei Liv. als varia lectio erscheint (in beiden Fällen Richtungsakkusativ)?

Der Name Sestos ist an griech. σηστός („gesiebt, gesichtet“) angeglichen, s. Detschew 1956, 439).

Vielfach belegt seit Hom. Il. 2,836, z. B.
Hdt. 4,143; 7,33 ἔστι δὲ τῆς Χερσονήσου τῆς ἐν Ἑλλησπόντῳ, Σηστοῦ τε πόλιος μεταξὺ καὶ Μαδύτου, ἀκτὴ τρηχέα ἐς θάλασσαν κατήκουσα Ἀβύδῳ καταντίον; 9,115 stärkste Festung der Region: ἐς δὲ τὴν Σηστὸν ταύτην, ὡς ἐόντος ἰσχυροτάτου τείχεος τῶν ταύτῃ, συνῆλθον u. ö.; Thuk. 1,89,2; 8,62,3 ἐς τὸ ἀντιπέρας τῆς Ἀβύδου ἀποπλεύσας Σηστὸν πόλιν τῆς Χερσονήσου, ἥν ποτε Μῆδοι εἶχον, καθίστατο φρούριον καὶ φυλακὴν τοῦ παντὸς Ἑλλησπόντου u. ö.; Xen. hell. 1,1,7; 2,1,25 u. ö.; Ps.-Skyl. 67 Σηστὸς ἐπὶ τοῦ στόματος τῆς Προποντίδος; Aristot. rhet. 1411a 14 Πειθόλαος … Σηστὸν δὲ τηλίαν τοῦ Πειραιέως; Arr. an. 1,11,5f; Ps.-Skymn. 709f Ἔπειτα Σηστὸς καὶ Μάδυτος, αἱ κείμεναι / ἐπὶ τοῦ στενωποῦ Λεσβίων δ´ οὖσαι κτίσεις; Theop. FGrH 115 F 390 klein, aber stark befestigt: φησὶ δὲ τὴν Σηστὸν Θεόπομπος βραχεῖαν μέν, εὐερκῆ δέ· καὶ σκέλει διπλέθρωι συνάπτειν πρὸς τὸν λιμένα, καὶ διὰ ταῦτ´ οὖν καὶ διὰ τὸν ῥοῦν κυρίαν εἶναι τῶν παρόδων; Polyb. 16,29 ausführliche Lagebeschreibung; Strabo 13,1,22 Σηστὸς δὲ ἀρίστη τῶν ἐν Χερρονήσῳ πόλεων mit ausführlicherLagebeschreibung; 2,4,8; 2,5,22 u. ö.; Ptol. 3,12,4 Σηστός*; 8,11,10; Dion. Perieg. 516 Σηστὸς ὅπῃ καὶ Ἄβυδος ἐναντίον ὅρμον ἔθεντο mit Schol.; Prok. aed. 2,4,9; 4,10,24f Lagebeschreibung; 5,1,8 Steph. Byz. s. v.;
IG II² 274,3

Sestos z. B.
Liv. 32,33,6f; 33,38,9; 37,9,8-10 ad Sestum (v. l. Seston).
Ov. trist. 1,10,28 Seston Abydena separat urbe fretum
Mela 2,26 est et Abydo obiacens Sestos, Leandri amore pernobile; est et regio in qua Persarum exercitus divisas spatio pelagoque terras ausus pontibus iungere, mirum atque ingens facinus.
Plin. 4,49 Hellespontus … IIII inter se contrarias urbes habet, in Europa Callipolim et Seston; Solin 10,21; Amm. 22,8,4 et Coelan praeterlabitur et Seston et Callipolin.

Verballhornt zu Sextus Rav 4,6 p. 48,19; 5,12 p. 93,28; Guido 107.

Bekannt aus der Hero-und-Leander-Sage, besonders bei Musaios und den röm. Dichtern (Stellen bei Oberhummer, RE 1892 und ausführlich Minchin 2017).

Ab der Kaiserzeit noch vor allem in grammatischen und antiquarischen Schriften präsent.

Weitere Stellen bei Oberhummer, RE.

In Wirklichkeit liegt Sestos südwestl. von 8B1 Callipol[i], auf der TP jedoch rechts davon auf der in die verkehrte Richtung geklappten Chersonesos; außerdem wurde die rote Linie für Straßenverbindung zwischen den beiden Orten vergessen.
Die in den Quellen (s. o. und u.) immer wieder hervorgehobene Beziehung und der rege Seeverkehr zu Abydos (8B1/2 Auido, rechts statt südlich von Sesostos eingetragen) am gegenüberliegenden Ufer des Hellespont, ist auf der TP nicht erkennbar.

Hafenstadt am europ. Ufer des Hellespontos (Hom. Il. 2,836) an dessen engster Stelle (dem sog. heptastádion, Strabo 2,5,22; 7a,1,52), mit der Anlegestelle Apobathra über eine Strecke von ca. 60 m durch Mauern verbunden (Theop. FGrH 115 F 390; Strabo 13,1,22; ausführliche Beschreibung der strateg. und verkehrstechnisch wichtigen Lage für den Seeverkehr mit Abydos. auch bei Polyb. 16,29 und Prokop, s. o.; s. Oberhummer, RE 1892).
Um 600 v. Chr. am Ort einer thrakischen Siedlung von Lesbos aus gegründet (Ps.-Skymn. 709f). Von hier setzte Dareios nach seinem Feldzug gegen die Skythen 512 v. Chr. nach Kleinasien über (Hdt. 4,143,1) und überbrückte Xerxes 480 v. Chr. den Hellespont (Hdt. 7,33; Strabo 13,1,22). 478 v. Chr. eroberten die Athener die von Aiolern und Persern gehaltene, stark befestigte Stadt (Hdt. 9,114-119; Thuk. 1,89,2). Auch im Peloponnesischen Krieg strategisch bedeutend (Xen. hell. 1,1,7; 2,1,25). Hier setzten die Makedonier im Frühjahr 334 v. Chr. unter Parmenion nach Kleinasien über (Arr. an. 1,11,6; s. v. Bredow, DNP). 190 v. Chr. von den Römern erobert (Liv. 37,9,8-10, s. Oberhummer, RE 1894). Noch
Strabo 13,1,22 nennt sie als führende Stadt auf der Chersonesos, doch seit der Kaiserzeit offenbar Bedeutungsverlust, jedenfalls Ende der Münzprägung um 250 (s. TIB 646); in den Erwähnungen der Stadt noch in spätantiken und byz. Quellen sieht Külzer 2016a, 419 eher eher antiquarisierende Reminiszenzen an die einstige Größe der Stadt - wie auch in der besonderen Vignette auf der TP (s. Külzer 2016b, 54) oder eine metonymische Verwendung für den Süden der Chersonesos). 447 Angriff der Hunnen. Befestigung unter Justinian I. (Prok. aed. 4,10,24f) (v. Bredow, DNP).

Lokalisierung: heute meist beim heutigen Yalıkavat (mit Vorsicht), z. B. von Bredow, DNP; BAtlas 51 G4 in der kleinen Bucht von Ak-Bachi auf dem Hügel von Teke, der die Ebene überragt (s. Isaac 1986, 195, Loukopoulou 2004, 910). 7 km. nördl. von Madytos am SW-Ende der Bucht, ca 200 m von der Küste laut TIB 645, wo zwar nur mittelalterliches Kastell und Kloster erhalten sind, wo im Kastell jedoch allerdings antike Quaderblöcke verbaut wurden, Münzen und Scherben sind bereits aus dem 6./5. Jh. v. Chr. nachgewiesen sind (s.TIB 647 mit Lit.).

Münzen: SNG Cop. Thrace 943
Inschriften: J. Krauss: Die Inschriften von Sestos und der thrakischen Chersones, IK 19, Bonn 1980; Forster 2018.

Lit. in TIB 648.

Keine folgende Station auf der TP.





Kommentar (Talbert):
After the initial "Se", no letter in the name can be read, except possibly an "o".
There are no onward stretches.

Miller, Itineraria, Sp. 589:
12.
Sestos^4 [4: So Bt, Bg, Ve, Dj; nicht Sestis (rel.).],_ [...], an der schmalsten Stelle des Hellesponts, Abydus gegenüber, wo Xerxes seine Schiffsbrücke schlug; j. Ak-Baschi-Liman bei Boghalij. Gegenüber ist die Landspitze von Nagara. Von Aprodosia Abzweigung ohne Verbindungsstrich und ohne Zahl:
[8].

Datierung (Barrington):
Sestos - Archaic, Classical, Hellenistic, Roman (Isaac 1986, 195-96).

DNP:
Sestos

(Σηστός). Stadt am europ. Ufer des Hellespontos (Hom. Il. 2,836), wo dieser am engsten ist (sog. heptastádion, Strab. 2,5,22; 7a,1,52), mit der Anlegestelle Apobathra über eine Strecke von ca. 60 m durch Mauern verbunden (Theop. FGrH 115 F 390; Strab. 13,1,22), wohl beim h. Yalıkavat. Um 600 v. Chr. am Ort einer thrakischen Siedlung von Lesbos gegr. (Ps.-Skymn. 709 f.). Von hier setzte Dareios [1] nach seinem Feldzug gegen die Skythen 512 v. Chr. nach Kleinasien über (Hdt. 4,143,1); hier überbrückte Xerxes 480 v. Chr. den Hellespontos (Hdt. 7,33; Strab. 13,1,22) auf seinem Feldzug gegen die Griechen. Nach dem Sieg an der Mykale eroberten die Athener die von Aioleis und Persern gehaltene, stark befestigte Stadt 478 v. Chr. (Hdt. 9,114-119; Thuk. 1,89,2). Auch im Peloponnesischen Krieg war S. von strategischer Bed. (Xen. hell. 1,1,7; 2,1,25). Hier setzten die Makedones im Frühjahr 334 v. Chr. unter Parmenion [1] nach Kleinasien über (Arr. an. 1,11,6). In röm. Zeit verlor S. seine frühere Bed.; Iustinianus [1] I. ließ S. noch einmal befestigen (Prok. aed. 4,10,24 f.).

von Bredow, Iris

Literatur:

Danov, Christo: Altthrakien, Berlin 1968, 252

Detschew, Dimiter: Die thrakischen Sprachreste, Wien 1957, 439.

Forster, Florian Rudolf: Die Polis im Wandel, Göttingen 2018, 315-322.

Isaac, Benjamin: The Greek Settlements in Thrace until the Macedonian Conquest, Leyden 1986, 195f.

Körpe, Reyhan: Eski Çaǧlarda Gelibolu Yarımadası´nın Limanları, in: Ladstätter, Sabine/Pirson, Felix/Schmidts, Thomas (Hgg.): Häfen und Hafenstädte im östlichen Mittelmeerraum von der Antike bis in byzantinische Zeit: Neue Entdeckungen und aktuelle Forschungsansätze = Harbors and harbor cities in the Eastern Mediterranean from antiquity to the byzantine period: recent discoveries and current approaches, Istanbul, 30.05.-01.06.2011, Istanbul 2014, 417-436.

Külzer, Andreas: Die thrakische Chersones als Geschichts- und Wirtschaftsraum in frühbyzantinischer Zeit, in: Mustafa H. Sayar (Hg.): Eleventh International Congress of Thracology, Istanbul, 8th -12th November, 2010, Istanbul 2016, 407-424, hier: 409-413 und 417-419.

Külzer, Andreas: Zwischen Europa und Asien: Zur Darstellung der thrakischen Chersones und des westlichen Kleinasien auf der Tabula Peutingeriana, Orbis Terrarum 14 (2016), 49-68, hier: 53f.

Loukopoulou, Louisa: Sestos, in: Hansen, Mogens Herman/Nielsen, Thomas Heine: An inventory of archaic and classical poleis, Oxford 2004, 909f.

Miller, Itineraria, Sp. 589.

Minchin, Elizabeth: Mapping the Hellespont with Leander and Hero: "The Swimming Lover and the Nightly Bride“, in: Greta Hawes (Hg.): Myths on the map: the storied landscapes of ancient Greece, Oxford 2017, 65-82.

Oberhummer, Eugen: Sestos 1, RE II 2,2 (1923), 1892-1894.

Rookhuijzen, Jan Zacharias van: Herodotus and the topography of Xerxes´ invasion, Berlin 2019, 273.

von Bredow, Iris, “Sestos”, in: Der Neue Pauly, Herausgegeben von: Hubert Cancik,, Helmuth Schneider (Antike), Manfred Landfester (Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte). Consulted online on 27 April 2020
First published online: 2006.

Ch. Danov, Altthrakien, 1968, 252.

B. Isaac, The Greek Settlements in Thrace Until the Macedonian Conquest, 1986, 195 f.

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Letzte Bearbeitung:

10.12.2022 14:23


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https://tp-online.ku.de/trefferanzeige.php?id=1075 [zuletzt aufgerufen am 30.09.2024]

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