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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Masilia Grecorum

Name (modern):

Marseille

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher XIII (?)     Calcaria     
Toponym nachher XVIII     Aquis Sestis     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington 2000)
Bild (Scheyb 1753) ---
Bild (Welser 1598) ---
Bild (MSI 2025) ---
Großraum:

Gallien/Germanien

Toponym Typus:

Ortsname mit Symbol

Planquadrat:

1B5 / 2B1

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

A Doppelturm

Itinerar (ed. Cuntz):

Massilia (299,1), Masilia Grecorum, portus (507,1)

Alternativer Name (Lexika):

Massalia (DNP)

RE:

Massalia [1]

Barrington Atlas:

Massalia/Massilia (15 E3)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Masilia Grecorum

Levi:

Masilia Grecorum (A,I,1)

Ravennat:

 

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Μασσαλία πόλις (2,10,8); Μασσαλία (8,5,7)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

---

Begründung zur Datierung:

 

Kommentar zum Toponym:

Die Bezeichnung Massilia Graecorum für das heutige Marseille scheint durchgängig späthellenistisch-frühkaiserzeitlich bis in die Spätantike geläufig gewesen zu sein, wie die zeitliche Streuung der Belege für das Toponym zeigt: Plin. nat. 3, 34: Massilia Graecorum; Itinerarium Maritima 507, 1f.: Massilia Graecorum, portus; Not. Dign. Oc. 42, 16: Praefectus militum musculariorum, Massiliae Graecorum.

Miller, Itineraria, Sp. 87-88: Masilia Grecorum (Irrig Masilio (Bg)), Massilia (It, Ra, Am), Massilia Graecrum portus (It ma), Marsilia (Ra), civitas Massiliensium (ng in Vienn.); griechische Kolonie, gegründet von den Phokaiern (600 v. Chr.), hernach civitas libera foederata der Pr. Narbonnensis, im 4. Jahrhundert der prov. Viennensis (It, St); nach Polyb waren es 9000 Stationen von M. bis zu den Säulen des Herkules (Timaios, Fragm. 39; Pl, Ml, Pt, Am, Just, Arist.). Kämpfe der Stadt mit Karthago (Thuc); viele (18) Kolonien und Erwerbungen von Massilia aus; im Krieg gegen Hannibal mit Rom verbündet. Erst im Bürgerkrieg schlug sich M. auf Pomp. Seite, wurde aber von Cäsar besiegt, und ihr blieb nur noch der Name der Freiheit; ihre frühere Bedeutung erreichte sie aber nicht mehr. – Demokratische Verfassung der Stadt; praef. militum musculariorum. Massiliae Graecorum (ND). Bischofssitz vor 314; j. Marseille. Iss: 400. 493. 5761. 5764. 5766. 5768-5770. 5789. Archäolog. Museum. Nur sehr wenige Altertümer. Die heutige Stadt hat noch die Lage der alten.
Von hier nach Aquis Sestis Strecke 35.
Der Seeweg von hier nach Foro Juli fehlt; cf. It ma 505/6.

Miller, Itineraria, Sp. 132: Masilia Grecorum, Strecke 11; j. Marseille.

Datierung (Barrington): Massalia/ – Archaic/Classical/Hellenistic/Roman (Gantès 1990; Bats 1992; Bonifay 1998)
Massilia – Hellenistic/Roman/Late Antique

T.W. Ma[s(siliam)] (CIL 17-02,53 = CIL 12,5494)

DNP: Massalia (Μασσαλία, lat. Massilia), h. Marseille.

A. Gründung

Gegen 600 v.Chr. gründeten Phokaioi M. (Kolonisation IV.), beeindruckt von den Möglichkeiten, die sich aus der Nähe der Rhône und der Felsbucht Lakydon für die Anlage und Sicherung des Hafens ergaben (Gründungslegenden bei Aristot. fr. 549 Rose = Athen. 13,576a; Iust. 43,3,4-13). Die Anf. von M. lassen sich top. schwer fassen; vor Ankunft der griech. Siedler gab es wohl keine feste Siedlungsanlage. Die ersten phokaiischen Siedler nahmen offenbar nur einen Teil des nachmaligen Stadtgebiets in Anspruch (Fort Saint-Jean, s. Lageplan Nr. 1, und Anhöhe des Butte Saint-Laurent, s. Lageplan Nr. 2-4); sehr schnell aber dehnte sich die Stadt zur benachbarten Butte des Moulins und ab E. des 6. Jh.v.Chr. bis zur Butte des Carmes (s. Lageplan Nr. 28) und zum h. Börsenviertel (s. Lageplan Nr. 33) aus, wo Spuren einer archa. Befestigungsanlage (ca. 510-500 v.Chr.) [1. 186-190] gefunden wurden. Der Status dieser ersten Siedlung - empórion oder Kolonie - bleibt strittig wie auch die Rolle der Phokaioi, die nach der Einnahme von Phokaia durch die Perser (zw. 545 und 540 v.Chr.) [2; 3] nach M. gekommen waren. In diesen Jahren setzten die Herstellung von Amphoren [4] und die Mz.-Prägung ein [5. 245-260]. M. entwickelte sich schnell zu einer wirtschaftlichen Macht, gefördert durch das Fehlen größerer Nachbarstädte (griech., etr. oder phöniz.) und durch das fruchtbare Hinterland (Wein, Oliven, Getreide). Darüber, wie weit die Stadt ihr Umland beherrschte, läßt sich nur wenig sagen; ihre geopolit. Lage ermöglichte es ihr, den Handel zw. der iberischen Welt und den griech. Siedlungen ebenso wie die Zugangswege ins Zentrum des kelt. Europa zu kontrollieren. Nach der Schlacht bei Alalia (Aleria; 537 v.Chr.) mußte M. die iberischen Positionen an Karthago abtreten. Eine Schenkung (Apollon-Statue, Paus. 10,18,6) an das Heiligtum von Delphoi im J. 525 v.Chr. macht deutlich, wie wohlhabend M. damals dennoch gewesen sein muß.

Lafond, Yves

B. Entwicklung bis ins 3. Jh.v.Chr.

Nach einer Zeit wirtschaftlicher und polit. Stagnation im 5. Jh.v.Chr., verursacht durch die Expansion von Karthago, entwickelte sich M. bedeutend. Die Top. der Stadt bleibt zwar größtenteils im dunkeln, aber man weiß, daß das Gebiet von M. ca. 50 ha umfaßte - M. war somit eine der größten Städte im westl. Mittelmeerraum. M. breitete sich gegen 300 v.Chr. weiter nach Norden aus (rue Leca) und erreichte so die Ausdehnung, die es bis zum E. des Alt. und darüber hinaus behielt. Im 3. und 2. Jh.v.Chr. war M. von einer großen Mauer umgeben; Mauern untergliederten auch die Stadt selbst in drei Bereiche. Nach Strab. 4,1,4 gab es in M. Heiligtümer der Artemis von Ephesos und des Apollon von Delphoi, wohl dort, wo h. das Fort Saint-Jean liegt [1. 193]. Die Kalender von Lampsakos und Phokaia nennen die Namen weiterer Gottheiten: Dionysos, Apollon Thargelios, Leukothea, Kybele [5. 141-150]. M. wurde von einer Kaufmanns-Oligarchie mit einem Rat von 600 timúchoi unter der Führung eines fünfzehnköpfigen Vorstands geleitet (Strab. 4,1,5). Im 4. Jh. v.Chr. erforschte Pytheas aus M. die gallische Atlantik-Küste und segelte die bretonischen Küste entlang. Im 3. Jh.v.Chr. beherrschte M. das ganze Rhône-Delta. M. hatte außerdem seit dem 6. Jh.v.Chr. Stützpunkte an den Küsten und im Landesinneren gegr., so Emporion (Emporiae) an der iberischen Küste, an der gallischen Küste Agatha, Tauroeis bzw. Tauroention (h. Le Brusc-Six-Fours), Olbia, Antipolis (Antibes) und Nikaia (Nice), im Landesinneren Theline (Arelate), Rhodanusia (Espeyran?), Avennion (h. Avignon) und Kaballion (Cavaillon). Durch diese Gründungen trug M. wesentlich dazu bei, Süd- und Mittel-Gallien an den Wirtschaftsraum und an die kulturellen Zentren am Mittelmeer anzubinden.

Lafond, Yves

C. Massalia und Rom

Die Gesch. der Beziehungen zw. M. und Rom war stark von M.s geostrategischer Position zw. It. und Spanien geprägt, ferner durch seine Nachbarschaft zu bestimmten Völkern (Ligures, Vocontii, Salluvii), die M. bedrohten, was M. durch die Errichtung einer neuen Befestigung im 2. Jh.v.Chr. [1. 194ff.] beantwortete. Die Beziehungen zw. M. und Rom waren über einen langen Zeitraum sehr positiv: M. stand Rom gegen Hannibal bei (so anläßlich des röm. Siegs am Ebro 217 v.Chr. [5. 58-61], Punische Kriege) und unterstützte Roms diplomatische Bemühungen in der Region; M. rief die Römer ab Anf. des 2. Jh.v.Chr. mehrfach zu Hilfe (181, um sich der ligurischen Piraten zu entledigen; 154 gegen die Oxybii und die Deciates, die Nikaia und Antipolis belagerten). Diese Interventionen zugunsten M.s lagen auch im Interesse Roms, sich die Passage von It. nach Spanien zu sichern. 125 v.Chr. bat M. um Hilfe gegen die Salluvii, die das Territorium der Stadt verwüsteten. Der Feldzug, den die Römer daraufhin unternahmen und an dem wahrscheinlich Kontingente aus M. beteiligt waren, sollte zur Unterwerfung der ganzen Region führen, die künftig nur noch den Status einer röm. Prov. (Gallia Transalpina) hatte. Die Stellung von M. blieb ungeschmälert, aber Rom konnte jetzt zwei Haupthandelswege kontrollieren: den Rhône-Korridor und die alte Zinn-Straße (die Achse Aude - Garonne - Gironde). Im J. 49 v.Chr. belagerte Caesar die Stadt, die sich auf die Seite des Pompeius geschlagen hatte (Caes. civ. 1,34-36; 56-58; 2,1-16; 22). Sie verlor wesentliche Teile ihres Territoriums, bewahrte jedoch ihre Autonomie und stellte während der Kaiserzeit immer wieder ihre Vitalität unter Beweis, selbst als sie in den Schatten von Narbo Martius (Narbonne) und Arelate (Arles) geriet.

Ant. Bauwerke: Wasserbauten (Thermen, Quellfassungen, Zisternen, Aquädukte, Kanalisation), ein röm. Theater, Hafenanlagen (von archa. bis in röm. Zeit) [1. 196; 5. 109-121; 6], Begräbnisstätten aus allen Epochen. Quellen: Strab. 4,1,4f.; Aristot. pol. 1305b; 1321a; Plin. nat. 3,34.

Lafond, Yves

RE
Massalia [1]
https://elexikon.ch/RE/XIV,2_2129.png

Literatur:

Miller, Itineraria, Sp. 87-88. 132;

Wackernagel, Hans Georg, Massalia [1], in: RE XIV/2 (1930), Sp. 2130.

1 H. Tréziny, Marseille grecque, in: Rev. Archéologique 1997, 185-200

2 J. Brunel, Marseille et les fugitifs de Phocée, in: REA 50, 1948, 5-26

3 M. Gras, L´arrivée d´immigrés à Marseille au milieu du VIe s. av. J.-C., in: P. Arcelin (Hrsg.), Sur les pas des Grecs en Occident (Ét. Massaliètes 4), 1995, 363-366

4 M. Bats (Hrsg.), Les amphores de Marseille grecque (Ét. Massaliètes 2), 1990

5 Ders. u.a. (Hrsg.), Marseille grecque et la Gaule (Ét. Massaliètes 3), 1992

6 A. Hesnard, Les ports antiques de Marseille, Place Jules-Verne, in: Journ. of Roman Archaeology 8, 1995, 65-78.

M. Bats, Commerce et politique massaliètes aux IVe et IIIe s. av. J.-C., in: PdP 37, 1982, 256-268

A. Brugnone, In margine alle tradizioni ecistiche di M., in: PdP 50, 1995, 46-66

M. Clavel-Lévêque, Marseille grecque, 1977

D. und Y. Romand, Histoire de la Gaule, 1997

F. Salviat, s.v. M., PE, 557f.
Karten-Lit.:

M. Bats u.a. (Hrsg.), Marseille grecque et la Gaule (Ét. Massaliètes 3), 1992, passim, bes. 73, 78, 84.

R. Chevallier, Gallia Narbonensis, ANRW II.3, 686-828, bes. 713, Abb. 9; 747, Abb. 35.

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Letzte Bearbeitung:

11.09.2024 18:14


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https://tp-online.ku.de/einzelanzeige.php?id=3296 [zuletzt aufgerufen am 30.11.2024]

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