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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Cleonas

Name (modern):

Ag. Vasileios / Kleonai

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher VI     Corintho     
Toponym nachher X     Micenis     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington)
Großraum:

Balkanraum südlich

Toponym Typus:

Ortsname ohne Symbol

Planquadrat:

6B5

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

Cleonae (ThlL); Kleonai (DNP)

RE:

Kleonai 1

Barrington Atlas:

Kleonai (58 D2)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Cleonas

Levi:

 

Ravennat:

fehlt

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Κλεωναί (3,16,20)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Archaik

Begründung zur Datierung:

Literar. belegt seit Homer. Blütezeiten im 6. Jh. v. Chr., im 3. Jh. n. Chr. und in der Spätantike.

Kommentar zum Toponym:

Übliche Namensform.

Quellen (Auswahl):
- Κλεωναί einige dutzendmal belegt seit Hom. Il. 2,570 ἀφνειόν τε Κόρινθον ἐϋκτιμένας τε Κλεωνάς (das wohlerbaute Kleonai), z. B. Pind. O. 10,30 mit schol. Pind. N. 10,79 (Herakles´ Sieg über Augias); Thuk. 6,95,1 Τοῦ δ’ αὐτοῦ ἦρος καὶ ἐπ’ Ἄργος στρατεύσαντες Λακεδαιμόνιοι μέχρι μὲν Κλεωνῶν ἦλθον, σεισμοῦ δὲ γενομένου ἀπεχώρησαν (5,72,4; 5,74,3); Ps.-Skyl. 49 ἐν μεσογείᾳ δὲ Κλεωναὶ καὶ Μυκῆναι καὶ Τίρυνς (unter den Städten im Landesinneren des Territoriums von Argos aufgeführt, s. Shipley comm. ad loc.); Polyb. 2,52,2 (eine der von Kleomenes eingenommenen Städte); Diod. 4,33,3 (Herakles tötete Eurystheus bei Kleonai an der Stelle, an der heute ein Heraklesheiligtum steht); Strabo 8,6,19 Κλεωναὶ δ´ εἰσὶ πόλισμα ἐπὶ τῇ ὁδῷ κείμενον τῇ ἐξ Ἄργους εἰς Κόρινθον ἐπὶ λόφου περιοικουμένου πανταχόθεν καὶ τετειχισμένου καλῶς, ὥστ´ οἰκείως εἰρῆσθαί μοι δοκεῖ τὸ (Hom. Il. 2,570, s. o.) „ἐυκτιμένας Κλεωνάς“ (Städtchen auf dem Weg von Argos nach Korinth auf einem rings gut befestigten Hügel, so dass es von Homer treffend als „wohlerbaut“ bezeichnet wird; dort zwischen Kleon und Phlius befindet sich Nemea und der Hain, in dem die Nemeischen Spiele stattfinden, und der Schauplatz des Mythos vom Nemeischen Löwen und das Dorf Bembina; Argos liegt 120 Stadien entfernt, Korinth 80) u. ö.; Plut. Arat. 28,5 u. ö.; Lukian, Charon 23 Μυκήνας δὲ καὶ Κλεωνὰς αἰσχύνομαι δεῖξαί σοι, καὶ μάλιστα τὸ Ἴλιον. πάλαι μὲν ἦσαν εὐδαίμονες, νῦν δὲ τεθνᾶσι καὶ αὗται … Παπαὶ τῶν ἐπαίνων, Ὅμηρε (Hom. Il. 2,570, s. o.) καὶ τῶν ὀνομάτων … ἐϋκτίμεναι Κλεωναί (von Hermes unter den einstmals reichen, jetzt aber toten Städten genannt); Ptol. 3,16,20 (Stadt im Landesinneren der Argeia); Paus. 2,15,1 ἐκ Κορίνθου δ’ ἐς Ἄργος ἐρχομένῳ Κλεωναὶ πόλις ἐστὶν οὐ μεγάλη (kleine Stadt auf dem Weg von Korinth nach Argos, benannt nach einem Sohn des Pelops oder einer Tochter des Flusses Asopos; Heiligtum Athenas mit einer Statue geschaffen von den Daidalos-Schülern Skyllis und Dipoinos, sowie das Grabmal für Eurytos und Kteatus, Gesandte aus Elis, die Herakles als vermeintliche Unterstützer des Augeas erschoss); 2,15,2 ἐκ Κλεωνῶν δέ εἰσιν ἐς Ἄργος ὁδοὶ δύο, ἡ μὲν ἀνδράσιν εὐζώνοις καὶ ἔστιν ἐπίτομος, ἡ δὲ ἐπὶ τοῦ καλουμένου Τρητοῦ, στενὴ μὲν καὶ αὐτὴ περιεχόντων ὀρῶν, ὀχήμασι δέ ἐστιν ὅμως ἐπιτηδειοτέρα. ἐν τούτοις τοῖς ὄρεσι τὸ σπήλαιον ἔτι δείκνυται τοῦ λέοντος (zwei Wege führen nach Argos, ein direkter für rüstige Männer, und einer über den sogenannten Tretos, der wegen der umliegenden Berge ebenfalls eng, jedoch für Wagen geeigneterer ist; in diesem Bergen wird heute noch die Höhle des Nemeischen Löwen gezeigt und Nemea ist ca. 15 Stadien entfernt); 7,25,6 u. ö.
- Cleonae Ov. met. 6,417 humilesque Cleonaeae; Liv. 33,14,11; 33,15,3; 33,15,7; 34,25,3; Sen. Herc. O. 1811 petam Cleonas? 1891 flete, Argolicae, flete, Cleoneae: hic terrentem moenia quondam vestra leonem fregit nostri dextera nati (sc. Herculis); Sen. nat. 4,6,2 illud incredibile, Cleonis fuisse publice praepositos χαλαζοφύλαϰας, speculatores venturae grandinis; Plin. nat. 4,12 intus Cleonae, Hysiae; 4,20 Clitorium, Cleonae. inter quae duo oppida regio Nemea est (Grenzen der Region Nemea); 36,14 Cleonae operibus Dipoeni refertae fuere (war angefüllt mit den Werken des Bildhauers Dipoenus); Stat. Theb. 4,47 ingenti turritae mole Cleonae
- Das Adjektiv Cleonaeus wird dichterisch oft für den Nemeischen Löwen verwendet, z. B. Sen. Herc. fur. 798 rictus et Cleonaeum caput; Lucan 4,612.

Antike Etymologie von λέων aufgrund der Sage vom Nemeischen Löwen Etym. magn. 527,27; Eustath. ad Hom. Il. 2,570; Suida s. v. Κλεωναί und Κλεώνη u. a. (s. Oberhummer, RE 721 mit weiteren Stellen).

Stadt im Bergland ca. 20 km südwestl. von Korinth (80 Stadien von Korinth und 120 von Argos entfernt lt. Strabo 8,6,19 = Eustath. Il. 290,45; 291,1, s. Oberhummer, RE 721).
Ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt an der Straße von Korinth südwärts auf die Peloponnesos nach Argos (wie auch auf der TP dargestellt, s. auch Paus. 2,15,1; 2,15,2; zum archäolog. Befund s. Marchand 2009 a und b). Stadtmauer und geringe Gebäudereste auf einem Hügel 4 km nordwestl. von Hagios Vasilios. Zu Kleonai gehörte lange Zeit Nemea (soll auf der TP die Verlängerung der Straßenlinie nach links in Richtung 6B5 Nemie diese Verbindung andeuten?) und damit die Leitung der Nemeischen Spiele (Pind. N. 10,79; Plut. Aratos 28,5; s. Lafond, DNP).
Die in einer fruchtbaren Gegend gelegene Stadt lebte vor allem von der Landwirtschaft und war bekannt vor allem für Rettich und Essig (Theophr. hist. plant. 7,4,2, weitere Stellen bei Oberhummer, RE 722); die Bedeutung der Agrikultur für die Stadt bezeugt die Institution eines Hagelwächters (Sen. nat. 4,6,2; s. Mattern 2012, 47f; weitere Stellen s. Oberhummer, RE 722).
Schon bei Hom. Il. 2,570 erwähnt. Ein Teil der Bevölkerung soll bei der dor. Wanderung nach Klazomenai ausgewandert sein (Paus. 7,3,9; s. Lafond, DNP).
Baureste bezeugen eine erste Blütezeit im 6. Jh. v. Chr. (s. Mattern 2012, 48f). Anf. 5. Jh. v. Chr. auf der Seite von Argos und daher nicht an den Perserkriegen beteiligt.
Nach der Zerstörung von Mykenai nach 479 erhielt Kleonai einen Teil des Gebiets von Argos (Strabo 8,6,19; Paus. 7,25,6; s. Lafond, DNP).
Ab dem sp. 4./fr. 3. Jh. Verlust der Autonomie und Abhängigkeit von Argos (vgl. Ps.-Skyl. 49), zusätzliche Bedeutungseinbuße durch die Verlegung der Nemeischen Spiele nach dort (s. Mattern 2012, 50f).
Aratos zog es 235 v. Chr. in den Achaiischen Bund (Plut. Aratos 28), dadurch Wiedergewinnung der Autonomie (s. Mattern 2012, 50f). Mitte des 2. Jhs. v. Chr. anscheinend Gegenstand von Lokalhistoriken, z. B. Kassander von Alexandreia/Troas (Ehreninschrift SIG3 Nr. 653/19).
Die lateinischen Belege erwähnen die Stadt vor allem im mythologischen Kontext, besonders mit dem von Hercules erschlagenen nemeischen Löwen, außer bei Liv. (Verwüstung des Gebietes durch Androsthenes von Korinth 197 v. Chr., Stellen s. o.), Sen. nat. 4,6,2 (Curiosum des Hagelwächters) und Plin. (s. o.); bei Plin. zum letzten Mal in der röm. Literatur als ein aktuelle, nicht-mythische oder antiquarische geographische Entität erwähnt. Denn in römischer Zeit war Kleonai nur eine Kleinstadt: humiles Ov. met. 6,417; Strabo 8,6,19; Paus. 2,15,1 Lukian, Charon 23 (s. Pritchett 1980, 243).
Im 3. Jh. n. Chr. in severischer Zeit wieder eigene Münzprägung, also selbständig (s. Lafond, DNP). Auf der Agora bezeugen Keramikfunde und Umbauten das weitere Gedeihen der Stadt. In einer Ehreninschrift für Cornelius Veturios Theophilos, bezeichnet sich die Stadt selbst mit einem üblichen Terminus als “glänzend” (IG IV 490).
Ein erneutes Aufblühen in der Spätantike ist durch Reste größere Bauten belegt, z. B. zwei Basiliken aus dem 5. bzw. 6. Jh. (s. Mattern 2014, 83). Dennoch keine Vignette auf der TP.

Archäologie: Von der Stadtmauer sind heute vielerorts nur noch Geländekanten übrig, obschon sie im 19. Jh. noch als intakt und turmreich beschrieben wurde.
An der Straße nach Argos Herakles-Tempel aus der 1. Hälfte des 2. Jhs. v. Chr.
Systematische Ausgrabungen erstmals 1910 durch August Frickenhaus, 2000 wieder aufgenommen von Mattern in Kooperation mit der Ephorie in Korinth und dem DAI.
Übersicht über die Ausgrabungen (mit Literatur) und zu den griechischen literarischen und inschriftlichen Quellen s. Piérart 2004; zu den Grabungsergebnissen, z. B. zur Agora, der Akropolis und dem Heraklestempel südl. der Stadt s. die Arbeiten von Mattern.

Inschr.: IG IV 489-491; IG IV²,1 103,69 (1. H. 4. Jh. v. Chr.)
Mz.: HN 418, 440f

Meilenangabe nach Micenis: X (10),
die Distanzangabe ist zutreffend lt. Pritchett 1980, 246.
Diese schon in archaischer Zeit wichtige Verkehrsverbindung zwischen Korinth und Argos verlief in Wirklichkeit in südl. Richtung.
Dazu Paus. 2,15,2 (s. o.).








Miller, Itineraria, Sp. 565:
6 - von Akrokorinth gerechnet.
Cleonas = Cleonae (St, Pt), am gleichnamigen Flusse im Apesasgebirge; j. Kurtesi.
10^4 [4: Deutlich, aber klein geschieben (Bt, Bg, Dj, fehlt bei den Übrigen).].

Datierung (Barrington):
Kleonai - Archaic, Classical, Hellenistic, Roman (Lauffer 1989, 332).

DNP:
Kleonai
(Κλεωναί).
[1] Stadt im Bergland südwestl. von Korinth

Stadt im Bergland südwestl. von Korinthos am Schnittpunkt der Straßen von Korinthos südwärts auf die Peloponnesos. Stadtmauer und geringe Gebäudereste auf einem Hügel 4 km nordwestl. von Hagios Vasilios. Im Süden außerhalb von K. befindet sich ein kleiner dor. Tempel wohl des Herakles (Diod. 4,33,3). K. ist schon bei Hom. Il. 2,570 gen. Ein Teil der Bevölkerung soll bei der dor. Wanderung nach Klazomenai ausgewandert sein (Paus. 7,3,9). Zu K. gehörte Nemea und damit die Leitung der Nemeischen Spiele (Pind. N. 10,79; Plut. Aratos 28,3). Anf. 5. Jh.v.Chr. war K. auf seiten von Argos und daher auch nicht an den Perserkriegen beteiligt. Nach der Zerstörung von Mykenai bald nach 479 erhielt K. einen Teil des Gebiets und der Bevölkerung dieser Stadt (Strab. 8,6,19; Paus. 7,25,6), war aber bald darauf von Argos abhängig. Aratos [2] brachte K. zum Anschluß an den Achaiischen Bund (Plut. Aratos 28). Im 3. Jh.n.Chr. prägte K. wieder eigene Mz., war daher selbständig. Belegstellen: Pind. O. 10,37 mit schol.; Plin. nat. 4,12,20; 36,14; Paus. 2,15,1; Ptol. 3,16,20. Inschr.: IG IV 489-491. Mz.: HN 418, 440f.
Lafond, Yves

Literatur:

Krallē, Iōanna: The Hellenistic Peloponnese: interstate relations: a narrative and analytic history, from the fourth century to 146 BC, Swansea 2017, 430-432.

Lafond, Yves (Bochum) and Daverio Rocchi, Giovanna (Mailand), “Kleonai”, in: Der Neue Pauly, Herausgegeben von: Hubert Cancik,, Helmuth Schneider (Antike), Manfred Landfester (Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte). Consulted online on 08 October 2019
First published online: 2006.

Lauffer, Siegfried (Hg.): Griechenland. Lexikon der historischen Stätten. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Augsburg 1989, 332.

Marchand, Jeannette: All Roads Lead to Nemea: Physical Evidence for Ancient Roads in the Territory of Kleonai in the Northeastern Peloponnesos, Archäologischer Anzeiger 2 (2009), 1–49.
https://publications.dainst.org/journals/aa/53/4813 • urn:nbn:de:0048-journals.aa-2009-2-p1-49-v4813.9

Marchand, Jeannette: Kleonai, the Corinth-Argos Road, and the "Axis of History", Hesperia 78/1 (2009), 107-163.
https://www.jstor.org/stable/pdf/40205745.pdf?refreqid=excelsior%3A01f5c60621f77553072591e7ca150bd1&ab_segments=&origin=&initiator=&acceptTC=1

Marchand, Jeannette: Investigations in the territory of Kleonai in the northeastern Peloponnesos, in: Kissas, Kōnstantinos (Hg.): The Corinthia and the Northeast Peloponnese: topography and history from prehistoric times until the end of Antiquity, München 2013, 313-322.

Mattern, Torsten: Das "wohlgebaute Kleonai". Neue Ausgrabungen in einer Stadt des "Dritten Griechenlands", Antike Welt 2012, Heft 2, 46–54.

Mattern, Torsten: Neue Forschungen in einer Stadt des “Dritten Griechenlands”, in: Kissas, Kōnstantinos (Hg.): The Corinthia and the Northeast Peloponnese: topography and history from prehistoric times until the end of Antiquity, München 2013, 323-332.

Mattern, Torsten: Κλεωναι = Kleonai, AtheNea (2014), 78-83.

Mattern, Torsten: Das Herakles-Heiligtum von Kleonai: Architektur und Kult im Kontext, Wiesbaden 2015.

Miller, Itineraria, Sp. 565.

Oberhummer, Eugen: Kleonai 1, RE 11,1 (1921), 721-728.

Piérart, Marcel: Kleonai, in: Hansen, Mogens Herman/Nielsen, Thomas Heine: An inventory of archaic and classical poleis, Oxford 2004, 610f.

Pritchett, William Kendrick: Studies in Ancient Greek Topography. Part III (Roads), Berkley u. a. 1980, 243f.

Roux, Georges: Pausanias en Corinthie: (livre II, 1 à 15) / texte, traduction, commentaire archéologique et topographique, Paris 1958, 171f.

Sakellariou, M. V./Faraklas, N.: Corinthia-Cleonaea / Κορινθία καὶ Κλεωναία (= Ancient Greek Cities 3), Athen 1971.

Traeger, Burkhard: Kleonai und die Panhellenischen Spiele von Nemea, Numismatisches Nachrichtenblatt 65 (2016), 33-36.




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Letzte Bearbeitung:

11.03.2023 20:02


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