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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Pache

Name (modern):

Alepochori

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher XX     Crusa     
Toponym nachher XV     Megara     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington)
Großraum:

Balkanraum südlich

Toponym Typus:

Ortsname ohne Symbol

Planquadrat:

6B5

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

Pagai (DNP)

RE:

Pagai

Barrington Atlas:

Pagai (58 E1)

TIR / TIB /sonstiges:

Pagai (TIB 1, 230)

Miller:

Pache

Levi:

 

Ravennat:

Pache (p. 52,9)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Πηγαί (3,15,6; 3,16,2)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Spätantike (ab Diokletian & 4. Jh.)

Begründung zur Datierung:

Die Namensform scheint spät (s. Kommentar).

Kommentar zum Toponym:

In Wirklichkeit liegt der Ort am (auf der TP nicht unterschiedenen) Halkyonischen Golf, einem Teil des Korinthischen Golfs, im Norden der Landenge der Megaris, und zwar nordwestl. gegenüber von 6B5 Megara (vgl. Mela und Plinius, s. u.). Auf der TP sind die beiden Städte etwas nach links verschoben, wobei unklar ist, ob dies ursprünglich so geplant war oder erst später durch Nachlässigkeiten im Lauf der Kopierprozesse passiert ist.

Die Namensform ist verschrieben aus „Pagae“, mit Asperierung des „g“ zu „ch“ und der Monophthongisierung von „ae“ zu „e“ in der Endsilbe, offenbar schon in der gemeinsamen spätantiken Vorlage von TP und Rav. Der Sprachstand verweist am ehesten auf eine Zeit ab dem 4. Jh. n. Chr. (oder auf eine vulgärlatein. Quelle ab der Kaiserzeit).

Gleiche Namensform:
Rav 4,10 p. 52,9

Übliche Namensformen:
- Παγαί auf Inschriften und Münzen (z. B. IG I³ 1353,5, Mitte 5. Jh. v. Chr.). In der Literatur belegt seit Strabo, z. B. Strabo 8,1,3 (an der Landenge von Pagai nach Nisaia von 120 Stadien Breite); 8,6,22 (φρούριον der Megarer am Korinthischen Golf, wohl aus Artemidor laut Meyer RE, 2283 und Radt comm. ad loc., S. 488); 9,2,1 (Παγαί bieten die meisten Hss.; am Alkyonischen Meer); Paus. 1,41,8 ἐβασίλευσε δὲ ὁ Τηρεύς, ὡς μὲν λέγουσιν οἱ Μεγαρεῖς, περὶ τὰς Παγὰς (πηγὰς β) τὰς καλουμένας τῆς Μεγαρίδος (Pagai in der Magaris, nach Meinung der Megarenser das Herrschaftsgebiet des Tereus); 1,44,4 ἡ δὲ ὀρεινὴ τῆς Μεγαρίδος τῆς Βοιωτῶν ἐστιν ὅμορος, ἐν ᾗ Μεγαρεῦσι Παγαὶ (πηγαὶ β) πόλις … . ἰοῦσι δὲ ἐς τὰς Παγὰς ἐκτραπομένοις ὀλίγον τῆς λεωφόρου πέτρα δείκνυται διὰ πάσης ἔχουσα ἐμπεπηγότας ὀιστούς, ἐς ἣν οἱ Μῆδοί ποτε ἐτόξευον ἐν τῇ νυκτί. ἐν δὲ ταῖς Παγαῖς θέας ὑπελείπετο ἄξιον Ἀρτέμιδος Σωτείρας ἐπίκλησιν χαλκοῦν ἄγαλμα, μεγέθει τῷ παρὰ Μεγαρεῦσιν ἴσον καὶ σχῆμα οὐδὲν διαφόρως ἔχον. καὶ Αἰγιαλέως ἐνταῦθά ἐστιν ἡρῷον τοῦ Ἀδράστου (ausführliche Beschreibung: Lage im Gebirge der Megaris; auf dem Weg dorthin, ein wenig abseits der Straße, ein Felsen, in dem noch von den Persern abgeschossenen Pfeile stecken; in Pagai selbst eine Broncestatue der Artemis Soteira, gleich derjenigen in Megara, und ein Schrein für den Heros Aigialeus, den Sohns des Adrastos); 9,19,2; Hierokl. synekd. 645,13; Suda s. v. Παγάς und spätere Quellen.
- Pagae Mela 2,53 in adversis (sc. litoribus) Pagae, Creusis, Anticyra, Oeanthia, Cirrha et … Calydon et Euenos extra Rhion); Plin. nat. 4,8 tertium ab hoc mari Boeotiae oppidum Pagae, unde Peloponnesi prosilit cervix (ein oppidum an der Stelle, an welcher der Hals der Peloponnes herrausragt); 4,23 Attice ... attingit Isthmum parte sui quae appellatur Megaris ab colonia Megara, e regione Pagarum. duo haec oppida excurrente Peloponneso sita sunt, utraque ex parte velut in umeris Helladis, Pagaei et amplius Aegosthenenses contributi Megarensibus (mit Megara eines der beiden oppida am megarischen Isthmus, die auf je einer Seite an einem Ausläufers der Peloponnes liegen, gleichsam auf den Schultern der Hellas).
- Die att. Form Πηγαί ist die in der Lit. verbreitetste: z. B. Ps.-Skyl. 39 μετὰ δὲ Βοιωτοὺς Μεγαρεῖς εἰσὶν ἔθνος, καὶ πόλεις αἵδε· Αἰγόσθενα, Πηγαὶ τεῖχος, Γεράνεια, Αἴγειρος (Festung im Gebiet der Megareis); Thuk. 1,103,4 u. ö.; Hellanikos FGrH 4 F 44,1; Strabo 9,2,25 (aus Apollodor?, s. Meyer RE, 2283f); Ptol. 3,15,6; 3,16,2; Steph. Byz. (weitere Stellen bei Meyer RE, 2284).

Die Etymologie ist unklar. Gegen die Herleitung von πηγή (Quelle, Strom) spricht das Fehlen von Wasserläufen, gegen die von πηγός (fester Stein, Fels) die Topographie des Ortes, die zwar hügelig, aber nicht felsig ist. Passender werde eine Herkunft von πηγάς: Hesych. 2,2145 erklärt πηγάδα mit: τὴν οὐ πολλῷ ὕδατι κεχρημένην γῆν, ὕστερον γενομένην ξηρὰν καὶ πεπηγυῖαν (wasserlose Erde, die zuletzt trocken und hart wird), was die wenig fruchtbare topographische Disposition des Gebietes adäquat beschriebe (s. Meyer RE, 2284).

Hafenort in der Megaris (Hellan. frg. 44; Ps.-Skylax 39) am Korinth. Golf, abgeschirmt zwischen dem Kerata- und dem Geranaia-Gebirge. Mit den Überresten einer befestigten Hafensiedlung (Thuk. 1,103,4 bezeugt Stadtbefestigung für das 5. Jh. v. Chr.) beim heutigen Alepochori identifiziert.
Teil des Befestigungs- und Signalsystems der Megaris (s. Freitag 2018, 108).
461 v. Chr. von Athenern besetzt (Thuk. 1,103,4), die von dort aus Flottenaktionen unternahmen (Thuk. 1,111,2). Im 30jährigen Frieden mußten die Athener Pagai an Megara zurückgeben (Thuk. 1,115; vgl. IG I3 1353). Anschließend traten Megara und das nun autonome Pagai 244/3 v. Chr. gemeinsam dem Achaiischen Bund bei. Seit 224/3 v. Chr. zum Boiot. Bund, erst nach 193/2 v. Chr. wieder Mitglied des Achaiischen Bundes (Pol. 2,43,5; 20,6,8; SEG 13, 327; s. Freitag DNP).
In hellenist. Zeit eigene Gesetzgebung (IG VII 190, s. Legon 2004, 465).
Im 1. Jh. v. Chr. bedeutende Hafenstadt, wo ital. negotiatores mit Händlern aus Megara und Aigosthena zusammenarbeiteten (IG VII 190, s. Freitag 2018, 111 mit Lit.).
Aufgrund seiner verkehrstechnischen und strategischen Bedeutung vor allem in historiograph. Schriften recht präsent, doch nach der Frühen Kaiserzeit seltener erwähnt. In der Zeit von Marc Aurel bis Septimius Severus allerdings noch einmal Prägung einer typenreichen Münzserie (Head HN² 394).
Wichtig als Straßenstation an der Hauptverbindung Peloponnes – Boiotia, die es eventuell sperren konnte. Diese Straße verlief von Kreusis (6B5 Crusa) über Aigosthena nach Pagai und von dort über Tripodiskos und den Geraneiapass nach Korinth, mit einer Abzweigung nach 6B5 Megara, die auf der TP verzeichnet ist. Die Küstenverbindung von Pagai über die korinthische Peraia nach Korinth fehlt auf der TP. Die verkehrstechnische Bedeutung von Pagai geht schon aus dem Zusammentreffen von Antigonos III. Doson und Arat zum Ausdruck (Plut. Arat. 43f; s. Meyer RE, 2286).
Noch in den Ortsverzeichnissen des 7. Jh.s erwähnt und noch spätbyzantin. besiedelt (s. Meyer, RE 2292).

Zur Stadtgeschichte zuletzt Freitag 2018 mit Lit.

Archäolog. Funde: Außer den Hafenfanlagen heute noch sichtbare Reste der wohl. hellenist. Akropolis und eines ebenfalls hellenist. Theaters (Literatur s. Freitag 2018, 108).

Inschriften: IG VII; Gauthier 2000.
Münzen: Head, HN² 394; 417.

Meilenangabe nach Megara: XV (15).







Miller, Itineraria, Sp. 565:
20.
Pache, it. (Ra) = Pagae (dorisch) oder Pegae, Πηγαί (autores), Festung und Hafenstadt, nächst Megara der bedeutendste Ort der Landschaft Megaris; j. Ruinen beim Dorfe Alupochori (Bursian) oder Porto Psatho, wo Ruinen (nach Leake).
15.

Datierung (Barrington):
Pagai - Archaic, Classical, Hellenistic, Roman (Paus. 1.44.4).

DNP:
Pagai
(Παγαί, Ethnikon Παγαῖος; att. und lit. Πηγαί bzw. Πηγαῖος). Hafenort in der Megaris am Korinth. Golf, mit den Überresten einer befestigten Hafensiedlung beim h. Alepochori identifiziert. 461 v.Chr. wurde P. von Athenern besetzt (Thuk. 1,103,4), die von dort aus Flottenaktionen unternahmen (Thuk. 1,111,2). Im 30jährigen Frieden mußten die Athener P. an Megara [2] zurückgeben (Thuk. 1,115; vgl. IG I3 1353). Anschließend teilte P. das Schicksal von Megara: Gemeinsam traten Megara und das nun autonome P. 244/3 v.Chr. dem Achaiischen Bund bei (Achaioi, mit Karte). Seit 224/3 v.Chr. gehörte P. dem Boiot. Bund an, erst nach 193/2 v.Chr. war P. wieder Mitglied des Achaiischen Bundes (Pol. 2,43,5; 20,6,8; SEG 13, 327). Vgl. auch Skyl. 39; Strab. 8,1,3; 8,6,22; 9,1,2; 9,2,25; Paus. 1,41,8; 1,44,4; 9,19,2; Mela 2,53; Plin. nat. 4,23.
Freitag, Klaus

Literatur:

Freitag, Klaus (Münster), “Pagai”, in: Der Neue Pauly, Herausgegeben von: Hubert Cancik,, Helmuth Schneider (Antike), Manfred Landfester (Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte). Consulted online on 06 February 2019
First published online: 2006.

Freitag, Klaus: With and Without You: Megara’s Harbours, in: Freitag, Klaus/Smith, Philip J. (Hgg): Megarian Moments. The Local World of an Ancient Greek City-State (= Teiresias Supplements Online 1), Münster 2018, 97-127, besonders 107-113. https://www.uni-muenster.de/Ejournals/index.php/tso/article/view/2425.

Gauthier, Philippe: Epigraphica 4, Revue de Philologie, de Littérature et d´Histoire Anciennes, 3e sér. 74/1-2 (2000), 103-114.

Hammond, N. G. L.: Studies in Greek History, Oxford 1973, 438-440.

Hansen, Mogens H.: Kome: A Study in how the Greeks Designated and Classified Settlements which were not Poleis, CPCPapers 2 (1995), 45–81, hier: 74f.

Legon, Ronald P.: Megara, Ithaca 1981, 32f.

Legon, Ronald P.: 226. Pagai (Pagaios), in: Hansen, Mogens Herman/Nielsen, Thomas Heine: An inventory of archaic and classical poleis, Oxford 2004, 465.

Meyer, E.: Pagai, RE 18 (1942), 2283-2293.

Miller, Itineraria, Sp. 565.

Mourike, Ntoula: Οι τοιχογραφίες του Σωτήρα κοντά στο Αλεποχώρι Μεγαρίδος (=
Demosieumata tou Archaiologiku Deltiou 25), Athena 1978.

Muller, Arthur: Megarika VIII-IX, Bulletin de correspondance hellénique 106, 1 (1982), 377-407.

Ober, Josiah: Two Ancient Watchtowers above Aigosthena in the Northern Megarid, American Journal of Archaeology 87/3 (1983), 387-392.

Pritchett, William Kendrick: Studies in Ancient Greek Topography. Part III, Berkley u. a. 1980, 274.

Sakellariou, M./Faraklas, N.: Μεγαρίς, Αἰγόσθενα, Ἐρένεια, Athen 1972, 63-66.

Smith, Philip J.: The Archaeology and Epigraphy of Hellenistic and Roman Megaris, Greece (= BAR International Series 1762), Oxford 2008.

Van de Maele, Symphorien: La route antique du port mégarien de Pagai à la forteresse d´Aigosthènes. Echos du monde classique, Classical Views 8 (1989), 183-188.

Van de Maele, Symphorien: Pausanias et la route de Mégare vers Pagai et Éréneia, Cahiers des Études Anciennes 38 (2001), 113-118.

Vaughn, Jackson: Pagai unbound: law, politics, heritage, MA Thesis, Texas Tech University 2018. https://hdl.handle.net/2346/82076.

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Letzte Bearbeitung:

21.01.2023 19:19


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