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Zur Tabula Peutingeriana

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Die Tabula Peutingeriana

Die Tabula Peutingeriana (TP), seit 2007 auf der Liste des UNESCO-Weltdokumentenerbes, ist ein einzigartiges Zeugnis der Kartographiegeschichte. Das uns vorliegende Exemplar ist eine um 1200 n. Chr. entstandene Kopie einer Weltkarte. Sie steht am Ende einer langen Kopiergeschichte, wobei im Zuge der zahllosen Abschriften und Abzeichnungen auch stets kleinere Überarbeitungen vorgenommen wurden. Die letzte antike Kopierstufe ist eventuell in die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts n. Chr. zu datieren und bildet den Endpunkt einer langen antiken Kopiertradition. Da es sich um die einzige großformatige Weltkarte handelt, die aus dem Altertum überliefert ist, wird klar, wie essentiell es für unser Verständnis der Raumauffassung in der Antike ist, dieses wichtige Zeugnis zu analysieren. Singulär ist bereits das Format dieser Pergamentrolle: Mit einer Länge von knapp 6,80 m und einer Höhe von lediglich 33 cm bildet die Tabula die Oikumene von Iberien (der Anfang ist leider nicht erhalten) bis Indien in einer westöstlichen Ausdehnung bei extremer Verzerrung und Stauchung ab. Die dargestellte, in der Antike bekannte Welt ist dennoch grundsätzlich genordet. Wir fassen mit dieser Kartenrolle eine antike Traditionslinie nichtmaßstäblicher Karten außerhalb der hochelitären mathematischen Geographie eines Klaudios Ptolemaios, die Rückschlüsse auf das geographische Wissen eines breiteren Publikums innerhalb der antiken Oberschicht erlaubt.

Die vorliegende Datenbank geht auf das DFG-Projekt „Kommentar zur Tabula Peutingeriana“ zurück, greift die zahlreichen Forschungskontroversen auf und fokussiert dabei vor allem auf folgende Aspekte:

Der bei der Kommentierung und Auswertung der rund 3700 Toponyme gewählte Zugang ist in vielerlei Hinsicht innovativ: Die gängigen Theorien zu Datierung, Quellen und Zweckbestimmung werden in Frage gestellt. So wird eine hellenistische Grundform der TP angenommen. Hieraus ergeben sich Konsequenzen für die Geschichte der antiken Kartographie als Ganzes, die neu zu durchdenken ist, da die Tabula nicht mehr das Resultat einer griechisch-römischen Kartographie darstellt. Vermutlich ist sie eher als Frühprodukt in dieser Entwicklungsgeschichte zu sehen. Außerdem sollen statt einer fixen Datierung die verschiedenen Bearbeitungsstufen im Vordergrund stehen. Die TP soll dabei als „work in progress“ gedeutet werden, deren Zweckbestimmung mit ihren sich wandelnden historisch-kulturellen Hintergründen möglicherweise wechselte. Ihre Deutung als Wissensspeicher und Medium der Memoria erlaubt Rückschlüsse auf Methoden, Möglichkeiten und Grenzen des Generierens und Tradierens von Wissen allgemein.

"Der Erdkreis zum Einwickeln", FAZ vom 25.01.2019